Warum ist der Hecht hier weniger beliebt als der Barsch?

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Heiner

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Man müsste mal die 50-jährigen was in den 90ern an der Elbe und dem Rhein los war. Wenn ich mich nicht täusche, war es damals noch easier Zander zu fangen als heute.

Überhaupt kein Vergleich zu heute, sowohl von der durchschnittlichen Größe als auch von der Stückzahl her. Und wenn mich jetzt nicht meine Erinnerung narrt, kamen die Bisse meist deutlich aggressiver als heute.

Oder etwas anders ausgedrückt: Wenn zig-tausende von Anglern über einen langen Zeitraum derart viel herausholen - von C&R war damals überhaupt noch keine Rede -, ist das die unvermeidliche Konsequenz. Und gut möglich obendrein, dass was dran ist an der Hypothese von Oliver Portrat: Nämlich dass auf diese Weise ein Stamm von übervorsichtigen Exemplaren herangezüchtet worden ist, eher Aasfresser als Jäger, da die aggressiveren Vertreter allesamt entnommen wurden und ihre Gene nicht mehr weitergeben konnten.
 
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In den letzten 20-30 Jahren zuvor war der Barsch (so zumindest mein Eindruck) jedenfalls nur lästiger Beifang beim Würmerbaden und Hechtangeln.
In den 90er-Jahren hat der Zander (begünstigt durch geeignetere Köder und PE) dem Hecht langsam aber sicher den 1. Rang der begehrtesten Raubfische abgenommen.

So isset : " Is der erste Fisch 'n Barsch, ist die Angelei von Arsch ", war ein gängiges Sprichwort was eigentlich alle Angler des älteren Semesters kennen.
Galt der Zander bis Mitte/Ende der 80iger des vorigen Jahrhunderts mit Kunstködern als nahezu unfangbar änderte sich das mit der Einführung von Mister Twister und dem Sassy Shad. Das "Duo Infernal" :wink: von Profi-Blinker legte mit den Attractoren noch kräftig nach und mit dem Import von "Gummis" aus aller Welt begann in Deutschland die sogenannte "Weiche Welle" und der Hype um den Zander nahm seinen Anfang. Allerdings waren da auch noch die Lebensbedingungen für Freund Glasauge ganz anders und unterschieden sich deutlich von den heutigen.

ist der zander nicht auch deshalb beliebter geworden, weil er einfach besser mit den heutigen Bedingungen in den flüssen klarkommt als der hecht und daher zumindest in Fließgewässern häufiger ist?

Dem ist nicht so, genau das Gegenteil ist der Fall.
Die Eutrophierung der Gewässer war dann in den Neunzigern plötzlich in aller Munde und Otto Normalverbraucher wollte beim baden im heimatlichen Fluss oder Tümpel, wenn er bis zu den Eiern im Wasser stand, endlich wieder seine Zehen am Gewässergrund wackeln sehen.:wink:
In den Nebulä (Neue Bundesländer) schossen überdimensionale Klärwerke, auch in den kleinsten Nestern, wie Pilze aus dem Boden und der Gewässertrübung sowie dem einbringen von Nährstoffen speziell aus der Landwirtschaft, wurde der Kampf angesagt.
Aber solche "Schnellschüsse", ohne zu wissen was die Auswirkungen sind, verkehren sich schnell mal in's Gegenteil.
Bei Nobo steht unter seinen Posts immer : " In zu klarem Wasser leben keine Fische " ( japanisches Sprichwort ) und die Japaner haben es wohl schon früher begriffen.
Was das jetzt mit den Zandern zu tun hat ?
Nun, der Zander ist nicht nur beim angeln eine Zicke sondern auch bei der Fortpflanzung müssen alle Faktoren stimmen um eine Population erfolgreich aufrecht zu erhalten.
Wenn die Zander"küken" nach erfolgreichem Liebesakt der Eltern und der mannhaften Verteidigung des Nestes durch die Zanderböcke, auf die Welt kommen, sind sie nur wenige mm groß, sehr lichtempfindlich, und können kaum kieken. Dafür haben sie aber enormen Kohldampf und benötigen für ihre Sättigung Rädertierchen oder Nauplien in großer Zahl, nämlich so an die 150 Stück pro Tag.
Wenn sie auch nur einen halben Tag ohne Nahrung bleiben, war's das dann. Sie verhungern.
Das ist u.a. auch ein Grund warum Zander besonders gut in relativ trüben, also nährstoffreichen, Gewässern gedeihen. Es ist einfach genug Futter da.
Wenn dann aber im Wasser, aus Mangel an Nährstoffen, wenig Zoo-und Phytoplankton ( das trübt das Wasser ein) durch die Gegend schwebt oder schwimmt dann ist bald auch für andere Fische Schmalhans als Küchenmeister angesagt. Es werden immer weniger. Viele, die sich mit solchen Themen nicht beschäftigen, schieben dann die Schuld ausschließlich auf Fischer und Kormorane ohne diesen wichtigen Aspekt zu beachten.
Das können wir jetzt durchaus in vielen Gewässern sehen, die früher mal als fischreich galten. Der Bodensee ist wohl einer der besten Beispiele dafür.
Entschuldigung für OT aber meine Beitrag dazu hab ick ja schon auf # 19 abgegeben. :wink:
 
K

Khx

Gast
@schlotterschätt, wenn wir davon åusgehen, dass deine Theorie stimmt, ohne dich jetzt angreifen zu wollen: Wie ist es dann in skandinavischen Seen, die von hunderten Hektar Wald und Gebirge umgeben sind und kaum Nåhrstoffeintrag einleitbar ist durch die Landwirtschaft und man trotzdem acht Zånder / Stunde fängt?

Ohne jetzt gerne das Gewässer nennen zu wollen. :hearteyes::grinning:
 

NorbertF

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Sollte man den Skandinaviern und Kanadiern auch mal empfehlen, alles leerfischen und dann jedes Jahr besetzen.
Da ist noch ne Menge Potential vorhanden :)
 

Heiner

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Nach meiner Ansicht ist C & R, das sich in den letzten Jahren ja ganz gut durchgesetzt hat, allein bei weitem nicht ausreichend und bloß ein Mittel neben einigen anderen, die man heute noch nicht erwähnen kann, ohne sich eine Menge Ärger einzuhandeln.

Aber ich bin ziemlich sicher, dass davon einiges Mainstream geworden sein wird in ein paar Jahrzehnten from now. Das ist bloß eine Frage der Zeit. Vieles von dem, was heute noch "selbstverständlich" scheint, zum Beispiel die Stückzahl-Marotte oder die "110-prozentige" Bissausbeute, wird keinen ewigen Bestand mehr haben, einfach weil die Verhältnisse das nicht mehr hergeben. Denn Deutschland ist nun mal nicht Kanada oder Schweden und wird es niemals werden, weshalb hier auch nicht wie in Schweden oder Kanada verfahren werden kann auf die Dauer.

Aber da der ganze tradierte Quargel noch fest in den Köpfen drinsteckt, geht sowas natürlich nicht über Nacht hinein.
 
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Dominikk85

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das eutrophe gewässer die Vermehrung fördern können ist natürlich so. ein eutrophes gewässer hat einfach mehr Biomasse, dass ist ja auch in Meeren so.

allerdings haben die flüsse ja auch vor der Eutrophierung funktioniert, dann verschiebt sich halt das artenspektrum und die Gesamtmasse nimmt vielleicht ein wenig ab.

dazu kommt der befischungsdruck. auch ein oligiotrophes gewässer kann gute bestände haben, aber wenn stark befischt wird schafft ein eutrophes gewässer eventuell mehr nachschub.

dennoch ist IMO natürlich der natürliche zustand vorzuziehen, vor allem natürlich, da die werte zwar leicht abnehmen, aber immer noch weit davon entfernt sind wirklich nährstoffarm zu sein.
https://www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/fluesse/zustand/naehrstoffe#textpart-1
 

- Boris -

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dennoch ist IMO natürlich der natürliche zustand vorzuziehen, vor allem natürlich, da die werte zwar leicht abnehmen, aber immer noch weit davon entfernt sind wirklich nährstoffarm zu sein.

https://www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/fluesse/zustand/naehrstoffe#textpart-1


Da hätte ich auch nichts gegen - denn dann dürfte die Berliner Spree der Barbenregion zuzuordnen sein. :smiley:


Wenn ich mich nicht täusche, ist es aber so gut wie ausgeschlossen die natürlichen Bedingungen wieder zu erreichen, da viele Flussabschnitte durch Sedimenteintrag bereits nicht mehr über den Boden verfügen, welcher (den zu eutrophen Gewässern alternativen) Fischnährtierchen den notwendigen Lebensraum bieten könnte.


Mag aber auch Quatsch sein, da ich das irgendwann nur mal aufgeschnappt habe. :wink: Aber insbesondere in Süddeutschland scheint das Problem fehlender Laichgelegenheiten ja durchaus Thema zu sein - und es würde mich wundern, wenn es nicht ebenfalls ein Problem mit den ursprünglichen Fischnährtierchen gäbe.


Und sollte dies tatsächlich zutreffen, kann man zwar klarere aber gleichzeitig nur weitgehend tote Gewässer zurück bekommen.
 
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Dominikk85

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Da hätte ich auch nichts gegen - denn dann dürfte die Berliner Spree der Barbenregion zuzuordnen sein. :smiley:


Wenn ich mich nicht täusche, ist es aber so gut wie ausgeschlossen die natürlichen Bedingungen wieder zu erreichen, da viele Flussabschnitte durch Sedimenteintrag bereits nicht mehr über den Boden verfügen, welcher (den zu eutrophen Gewässern alternativen) Fischnährtierchen den notwendigen Lebensraum bieten könnte.


Mag aber auch Quatsch sein, da ich das irgendwann nur mal aufgeschnappt habe. :wink: Aber insbesondere in Süddeutschland scheint das Problem fehlender Laichgelegenheiten ja durchaus Thema zu sein - und es würde mich wundern, wenn es nicht ebenfalls ein Problem mit den ursprünglichen Fischnährtierchen gäbe.


Und sollte dies tatsächlich zutreffen, kann man zwar klarere aber gleichzeitig nur weitgehend tote Gewässer zurück bekommen.

Dann müsstest du aber die alde einpacken und den futterkorb auspacken:).
 

- Boris -

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NIEMALS..! :smile:

Ich könnte mir jedenfalls nichts langweiligeres vorstellen als mit Festbleimethoden oder Futterkorb zu angeln (dann lieber irgendwelche abtreibenden Montagen) - aber scheinbar lassen sich Barben auch recht zuverlässig mit Kunstködern fangen. :smiley:
 

NorbertF

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Lassen sich definitiv sehr gut mit Kunstködern fangen. Gummi geht. Nymphen sowieso.
 

Holländer

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Mittlerweile kehrt sich die Entwicklung ja eher wieder um und die Bedingungen für den Zander werden wieder schlechter.

Man müsste mal die 50-jährigen was in den 90ern an der Elbe und dem Rhein los war. Wenn ich mich nicht täusche, war es damals noch easier Zander zu fangen als heute.
Mittlerweile kehrt sich die Entwicklung ja eher wieder um und die Bedingungen für den Zander werden wieder schlechter.

Man müsste mal die 50-jährigen was in den 90ern an der Elbe und dem Rhein los war. Wenn ich mich nicht täusche, war es damals noch easier Zander zu fangen als heute.
...in den 70ger bis 1985 war es es ein Traum am Rhein bzw.Niederrhein als Raubfischangler unterwegs gewesen zu sein,dann Anfang der 80ger wurde der Fisch zum Verzehr frei gegeben,bis Dato waren 250gr Aal maximal pro Woche freigegeben zum Verzehr...zu gleicher Zeit erschien in ein Angelblättchen ein Bericht vom Angelgott aus Do.mit km und Platzangabe...was dann passierte willste nicht wissen.
Zu meinen Angelbeginn am Rhein waren Hecht und Barsch die Zielfische,die Zanderschwämme kam erst später.
Über Fänge schweige ich weils für viele schlecht Nachvollziehbar wäre...aber das was von PB auf den allersten Filmen gezeigt und gesagt wird könnte ich mit andern Alt Rheinangler bestätigen.
gruss Holländer
 

Camaro

Barsch Vader
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ja und ich kann immernoch nicht verstehen was an fischarmen gewässern nun so toll sein soll.

Wer findet denn fischarme flüsse toll? Es ging doch nur darum ob es sinnvoll ist die gülle wieder einfach so in den graben zu kippen damit mehr biomasse in den fluss kommt.
 

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