Steuern und Gerechtigkeit (abgetrennt vom PETA Thread)

  • Hi Gast, Du bist neu hier. Um das Forum übersichtlich zu halten, bitten wir Dich, erst die Forensuche (Lupe oben rechts) zu bemühen, bevor Du ein neues Thema eröffnest. Vieles wird hier schon diskutiert. Vielen Dank fürs Verständnis und viel Spaß hier!
Status
Für weitere Antworten geschlossen.

Fr33

BA Guru
Registriert
1. Juni 2007
Beiträge
4.752
Punkte Reaktionen
3.196
Alter
39
Ort
63303 Dreieich
Also sorry... wenn ich jetzt das Argument "Undankbar" hier lese......

Soll ich dem Arbeitgeber jetzt danken, dass ich meine Manpower gegen Bezahlung bei IHM ausüben darf? Der Vergleich zu anderen Kulturen usw. ist immer nett gemeint - aber geht an der Realität vorbei. Aus der Sicht eines vom Krieg gebeutelten Flüchtling - aber auch eines "Wirtschafts-" Flüchtling ist logischerweise Deutschland ein kleiner Traum. Für den Deutschen ist aber ggf Australien usw. der Traum. Kommt eben auf die Herkunft und die Lage bzw. die persönliche Sicht an.

Ganz ehrlich - den Status den wir haben und auch den Ruf den wir haben, haben wir uns erarbeitet. Gibt genug Studien wie viele unbezahlte Überstunden die Deutschen machen..... das Argument mit dem Lohnverzicht bzw. zurück gehaltene Lohnerwartungen -obwohl die Unternehmen Gewinne einfahren - hatte ich Seiten vorher schonmal geschrieben. Aber eig ging es ja mal um den Staat und die Steuern in diesem Thema. Der nimmt sich auch ne große Ecke - wenn nicht gar die Größte.

Wenn wir schon bei Dankbar sind - dann sollte der Staat dankbar sein für die vielen Million Arbeitnehmer und Arbeitgeber, die brav ihre Steuern zahlen und von dem was über bleibt ggf noch bisschen was konsumiert und dabei wieder Steuern zahlt (mit Geld, das bereits versteuert wurde....).
 

emceeee

BA Guru
Themenstarter
Registriert
1. Dezember 2016
Beiträge
3.643
Punkte Reaktionen
3.194
Alter
39
Ort
im Elfenbeinturm, Oberhausen
Das GG gilt. Du kannst hinziehen wo immer Du willst. Aber Du musst es selbst bezahlen.

Und wie soll er es in diesem Fall bezahlen? Für jemanden in dieser Situation ist es schon unmöglich eine Kaution zu stellen.
Geschweige denn das viele Vermieter (völlig unbegründet) an "Erwerbslosen" vermieten. Was bleibt ist zuhauf eine Wohnungsfindung wenn erlaubt in einem Randbezirk, schlechter Gegend, etc um überhaupt einen bezahlbaren Wohnraum zu finden. Eine erneute Erschwerung der ganzen Situation.

Es mag sein, dass einiges im Argen liegt. Aber ganz ehrlich, wenn ich die Leute sehe, die mir von der Arge geschickt werden, dann will ich die auch nicht einstellen. Ich hab in den letzten 2 Jahren 20 Mann da gehabt. Davon war nicht einer arbeitsfähig. 2/3 hatten offensichtlich ein Alkoholproblem, 2 Mann wollten garnicht arbeiten, haben die offen gesagt. 3 waren schlichtweg zu dumm, oder haben sich dumm gestellt.
Als Student habe ich mal einen Sommer im Arbeitsamt gejobbt. Mittelgroße Stadt ca 2000 Besucher pro Tag im Jobcenter. Vermittelte Stellen pro Woche: 7
Nein es gab hunderte Stellen, die Leute waren schlichtweg zu schlecht für die Jobs, bei mancher Bewerbung war nicht mal der eigene Name richtig geschrieben.
Das sind Leute denen kann man nicht mehr helfen, da ist der Zug abgefahren.


Gesendet von iPhone mit Tapatalk

Klar die mag es geben. Aber was ist denn mit den Leuten die abgeschlossene Ausbildungen haben? Teilweise mehrere, gewillt sind. Akademiker, etc.
Das ist nicht die Spitze des Eisbergs. Man gerät so schnell in dieses menschenverachtene System. Von Seiten der Behörden werden oft einfach Steine in den Weg gelegt. Ist keine Ausnahme sondern augenscheinlich Taktik. Es geht nicht um Vermittlung in Arbeit - da hängt einfach viel zuviel dran.U.a. ja auch deren eigene Jobs ;)

Ich hatte damals aus der Festanstellung in der Wirtschaftskrise meinen Job verloren. Der Markt war kaputt. Ohne Aufträge keine Logistik, logisch. Danach ging es auf die Suche. Gab nix, Stellenangebote waren damals fast keine auf dem Markt und dieser ebenfalls übersättigt von Gleichgesinnten die durch Insolvenzen, etc ebenfalls auf der Straße standen.
Danach gings in direkt zum einem Träger, die volle Zeit ALG1. Eine Verwahrungsmaßnahme, weil man musste nur seine Zeit absitzen (Vollzeit) gemacht wurde nix jedoch sanktioniert wenn man nicht gegangen wäre. Leider hatte sich der Markt noch nicht erholt.

Dann kann ALG2. Bewerbungstraining A erzählt dir was (im Nachhinein sich als völlig falsch erwiesen hat und quasi schon ein Ausschusskriterium beim Bewerbungsprozess gewesen ist). Bewerbungstraining B wieder was anderes und Bewerbungstraining C ist am Ende wieder komplett durcheinander. Natürlich über den ganzen Zeitraum Bewerbungen geschrieben, Initiativ versteht sich - ohne Erfolg. Sämtlichen Unsinn von Amtswegen mitgemacht. Nie den Mund aufgemacht immer brav verhalten. Trotzdem konnte es passieren das plötzlich ohne Grund einfach mal die Miete nicht gezahlt wurde oder kein Geld auf dem Konto war. Erklären konnte sich das meistens niemand (-> Wohl ein Überweisungsfehler..). Schöner Druck der aufgebaut wurde weil man nichtmal am Ende des Monats wusste ob überhaupt Geld kommt und die Lösung der Probleme mit gewisser Zeit und Ärger verbunden ist. (Rücklastgebühren, etc) Maßnahmen ohne Ende, teilweise mit Benotung.
1er durch die Bank, günstige Prognosen. Alle Jubeljahre gabs vielleicht mal ein Vorstellungsgespräch. Den Satz "Sie haben leider kein Auto und der ÖPNV ist einfach zu unzuverlässig" habe ich 1000ende Male gehört. Einmal war es so weit das ein Betrieb Interesse gezeigt hat. Das Amt "wollte" es bezahlen, verschleppte die ganze Situation so lange bis auch der geduldigste Personaler vergrämt war.

Irgendwann hatte man so die Schnauze voll das man bereit war jeden Job zu machen. Ich hab mich auf allen Scheiss beworben.
In einem Gespräch sagte mir mal ein Chef "Sie sind völlig überqualifiziert für den Job - wenn ich ihnen den jetzt gebe dann sind sie sowieso sofort weg wenn es was besseres gibt!" Das schien wohl die geballte Meinung vieler seriöser Unternehmer gewesen zu sein. So blieb leider nur der Weg zu den schwarzen Schafen. Verordnetes Probearbeiten in der Weihnachtszeit im Rahmen einer Zeitarbeit. Fabrikarbeit auf Basis (der glücklicherweise zerschlagenen) christlichen Tarifverträge, 50 Std/Woche für 1400 brutto. Außendienst mit einem Fixum von 500€ brutto, teilweise 18Std Tage, 6 Tage die Woche und unterm Strich nichts gewesen. "Probearbeiten" in größeren Unternehmen um am Ende der Laufzeit zu erfahren das eigentlich gar keine Stelle zur Verfügung steht (Amt macht nix, nichtmal Anspruch auf vernünftiges Zeugnis, kuscht vor Rechtsabteilung), etc
Mitarbeiter-Ringelpiez, dauernd wechselnde Sachbearbeiter, keiner fühlte sich für irgendwas zuständig.
Ich könnte die Liste noch ewig weiterführen.
Immer nur Jobs unter dem ALG2 Satz, auf das man da niemals aus den Bezügen fällt. Selbstwertgefühl hatte ich damals schon lange nicht mehr. Ich wollte nur noch raus aus dem Mist. Ohne Rücksicht auf die eigene Gesundheit habe ich mich abgestrampelt, total umsonst wenn man mal zurückblickt.

Bewerbungen habe ich bestimmt mehr als 1000 geschrieben, wahr zeitweilig in fast jeder Kartei einer ZA-Firma in Deutschland, selbst im Ausland war ich auf der Suche...

Heute habe ich meinen Frieden damit geschlossen auch wenn der gesundheitliche Tribut aus einem ehemaligen Leistungssportler einen halben Krüppel gemacht hat. Ich habe eine ehrenamtlich 70 Std Pflegewoche für unseren Großen und bin froh und dankbar die Zeit hierfür aufbringen zu können.


PS: Was ich hiermit sagen will ist das mein Verlauf kein Einzelfall ist. Ich habe viele nette und gute Menschen kennenlernen dürfen. Die wenigsten sind ungebildet und faul. Es ist schlichtweg einfach Diskriminierung von Menschen die absolut keine Ahnung haben wovon sie reden. Oder vielleicht auch eine gewisse Rechtfertigung für das eigene Verhalten/Denken um sich in ihrer eigenen Komfortzone nicht zu sehr bedroht zu fühlen - ich weiss es nicht...
 
Zuletzt bearbeitet:

FrankBuchholz

Master-Caster
Registriert
26. Mai 2013
Beiträge
692
Punkte Reaktionen
1.799
Ort
Kiel
Da hilft nichts mehr und das sind Leute die hatten Ihre Chance.
Von denen die bei mir waren, war einer dabei, der hatte nen Ausbildungsplatz bei RWE, quasi unkündbar mit fast sicherer Übernahme. Der hat das geschafft, da raus zu fliegen, der war auch am lamentieren wie ungerecht das Sozialsystem ist, da bin ich fast ausgerastet.

Meiner Meinung Nach haben wir eines der sozialsten Systeme der Welt, kommen nicht umsonst so viele Flüchtlinge zu uns. Hier geht es den Leuten gut!

Der letzte Lehrling meines Vatgers war 19 Jahre alt, verheiratet, ein Kind. Von ca. 2000 DM Familieneinkommen kamen nur etwa 500 aus der Ausbildungsvergütung. Ich war mal dabei wie der Berufschullehrer anrief und meinen Vater anflehte ihn rauszuschmeißen, er ertrüge diesen Menschen nicht mehr, aber mein Vater konnte nicht denn er bekam keinen anderen Schlachterlehrling. Kurz vor der Freisprechung hat er abgebrochen. Keine Ahnung was sein Kind heute macht...

Ich habe Leute kennengelernt die haben erst mit 24 Abitur nachgeholt weil sie als Kinder zu hause nur Scheiße erlebt haben. Denen hat der Staat die Wohnung bezahlt, Essen, Bücher, Taschengeld, Krankenkasse, Schule sowiso. Ich finde das toll, dafür zahle ich gerne Steuern, aber was soll der Staat denn noch machen?

Keine Ahnung ob Intelligenz vererbbar ist, aber Arschloch sein ist mit Sicherheit erlernbar. Es gibt blitzgescheite Kinder deren Eltern nicht damit klar kommen daß sie es vlt. weiter bringen als sie selbst und die zu hause zu hören kriegen "was soll der Scheiß, das bringt ja doch nichts, hältst du dich für schlauer, für was Besonderes?"

Es war noch nie so leicht sich über Schulempfehlungen hinweg zu setzen und jeden Schwachkopf ans Gymnasium zu schicken. Auch danach stehen viele Bildungswege offen, aber wer von zu Hause keine Wertschätzung dafür erfährt wird sie kaum annehmen. Mein Vater hatte nur Hauptschule, das hat ihn nicht davon abgehalten Wohlstand zu erlangen und mir eine vorzügliche Ausbildung angedeihen zu lassen. In der Bank hatten wir ein Gastarbeiter-Kind als Azubi den ich mal als Dolmetscher einsetzen mußte um mit einem 30Jährigen Türken der seit Geburt kein Wort Deutsch gelernt hat die Frage zu klären warum er mit Haareschneiden für Landsleute nicht genug Geld verdient um sich die "freiwillige" Krankenkasse zu leisten...

Der Mann war IHK-Klassenbester. Sein ungebildeter Vater hatte zeitlebens nur Drecksarbeit machen dürfen und ihm eingeschärft wie sehr es in Deutschland auf Bildung ankommt! Niemand hat ihm dabei irgendwelche Chancen vorenthalten.

Und muß denn überhaupt jeder Professor werden? Ich habe vor Jahren einen recht einfach gehäkelten Grundschul-Klassenkameraden wiedergetroffen. Der arbeitet als Postzusteller, schiebt nebenbei ein paar Schichten an der Tanke, und wenn er nach hause zu seiner Frau und seinen Kindern kommt hat er den Kopf frei und ist glücklich. Die Menschen sind nun mal nicht alle gleich.

Ist das so schlimm?
 

Angelspass

BA Guru
Moderator im Ruhestand
Registriert
15. Februar 2015
Beiträge
5.093
Punkte Reaktionen
11.609
Ort
im goldenen Käfig
Und wie soll er es in diesem Fall bezahlen?
Und warum sollte jemand anderes dafür aufkommen?

Ich hatte damals aus der Festanstellung in der Wirtschaftskrise meinen Job verloren. Der Markt war kaputt.
Ich auch, nur habe ich meinen Job an den Nagel gehängt, also den Verlust "aktiv mitgestaltet". Danach habe ich mich unmittelbar selbstständig gemacht und ein paar Jahre später meine Firma gegründet, gegen den Trend der Zeit und gegen den Rat von vielen die es wissen mussten.
Ohne Kredite, ohne Beihilfen, ohne Rückendeckung von Banken, Versicherungen, Staat, ohne Zwiebeln und scharfe Soße, ohne alles.

Nicht quängeln und jammern, machen. Es lohnt sich.
 

emceeee

BA Guru
Themenstarter
Registriert
1. Dezember 2016
Beiträge
3.643
Punkte Reaktionen
3.194
Alter
39
Ort
im Elfenbeinturm, Oberhausen
Und warum sollte jemand anderes dafür aufkommen?

Weil es sinnvoll ist mal Geld in die Hand zu nehmen um auf lange Sicht wenigstens eine Chance der Reduktion der Kosten zu haben. Die Bedingungen sind doch eh klar abgesteckt. Wenn man wohnt wo es keine Arbeit gibt sollte
wenigstens der Umzug in eine Region mit Chancen machbar sein.

Ich auch, nur habe ich meinen Job an den Nagel gehängt, also den Verlust "aktiv mitgestaltet". Danach habe ich mich unmittelbar selbstständig gemacht und ein paar Jahre später meine Firma gegründet, gegen den Trend der Zeit und gegen den Rat von vielen die es wissen mussten.
Ohne Kredite, ohne Beihilfen, ohne Rückendeckung von Banken, Versicherungen, Staat, ohne Zwiebeln und scharfe Soße, ohne alles.
Nicht quängeln und jammern, machen. Es lohnt sich.

Das mag ja sein das es bei dir geklappt hat. Denke das sind aber auch andere Rahmenbedingungen. Anderer Bereich. Evtl. sogar gewisses Eigenkapital oder zumindestens ein deutlich höheres Gehalt über einen längeren Zeitraum (Rücklagen). Bestimmt kein Alleinverdiener, etc
In meinem gelernten Bereich kann man sich gar nicht so Salopp selbstständig machen. Da könnte man vermutlich nicht 1x für ein Fahrzeug decken, geschweige denn die laufenden Kosten, Auslage von Rechnungen, etc. Das geht ohne Kapital oder andere Gesellschafter nicht. Als Berufsanfänger sowieso nicht. Effektiv habe ich gerade einmal 1 Jahr in meinem Bereich offiziell arbeiten dürfen. Da fehlen nicht nur die nötigen Finanzen, Kontakte sondern auch das Knowhow. Mit Kindern sollte man sowieso ein gewisses Risiko abwägen.
Pauschal kann man ja auch nicht sagen - ich habs geschafft also müssen es die anderen ja auch schaffen können. Da spielt einfach zuviel mit rein.


Gejammert hat hier meines Wissens keiner. Ich zumindestens für mich empfinde es nicht als jammern. Wieso auch. Egal wie der Weg verlaufen wäre - das Schicksal hätte einem sowieso einen Strich durch die Rechnung gemacht. Externe Pflege wäre niemals eine Option gewesen und die Anträge auf Verrentung (die ich im Briefkasten hatte) habe ich schon mehrfach aufgeschoben. (weil es halt auch einfach zu endgültig ist)

PS: Früher hatte ich ein deutlich entspannteres Leben. Geregelte Arbeitszeiten, wenn Feierabend war Feierabend. Mein Tag beginnt um 5 und endet regulär so zwischen 0:00-1:00. Mit einigen Unterbrechungen wenn Hilfe benötigt wird. Ich machs aber gerne. Das ist meine Pflicht als Vater.


Achja, mir gehts auch gar nicht um mehr Geld für alle oder son einen Unsinn.
Ich erhoffe mir nur einfach mal ein gewisses Umdenken und ein besseres Miteinander der Menschen.
Nicht das auf denen es sowieso schon schlecht geht oder die es schwer haben noch rumgetrampelt wird.
Wir sind alle gleich - egal wieviel Reichtümer man besitzt; ich glaube das ist gerade heute wichtiger denn je das nie zu vergessen!
"Das letzte Hemd hat keine Taschen!" - das hat mittlerweile sogar mein Vater verstanden und der ist Hardcoreschwabe aus Stuttgart... ;)
 
Zuletzt bearbeitet:

Angelspass

BA Guru
Moderator im Ruhestand
Registriert
15. Februar 2015
Beiträge
5.093
Punkte Reaktionen
11.609
Ort
im goldenen Käfig
Ich zumindestens für mich empfinde es nicht als jammern.
Ne, ich meinte Dich auch nicht damit, zumindest nicht direkt. Und ich möchte sicherlich nicht mit Dir tauschen.

Ich habe meinen gut bezahlten Job damals aufgegeben weil sonst andere dran gewesen wären, die hatten Kinder, ein Haus gebaut und ungleich schlechtere Chancen. Ich hatte die Wahl und in einer Führungsposition auch die Freiheit das selbst zu entscheiden wer gehen muss. Ich habe mich gewählt.
Ja, ich hatte etwas gespart, das hätte für ein, maximal 1,5 Jahre gereicht. Aber das Risiko, finanziell wie "sozial", war gewaltig. Und eine Absicherung durch Berufshaftpflicht oder ähnliches faktisch nicht möglich, d.h. hätte ich einen Fehler gemacht hätte ich aus eigener Tasche zahlen müssen, ein Leben lang.
Doch es kam anders..., 15 Jahre lang etwa 60 Stunden die Woche, 14 Jahre lang kein Urlaub, man muss halt Opfer bringen und dazu auch bereit sein.

Dennoch:
Wenn man wohnt wo es keine Arbeit gibt sollte
wenigstens der Umzug in eine Region mit Chancen machbar sein.
Meines Wissens nach wird ein Umzug gezahlt wenn ein Arbeitsvertrag vorliegt.
Also das Spiel quasi andersrum, erst der Job, dann die Unterstützung. Zugegeben, das hat in der praktischen Anwendung schon etwas vom "Hauptmann von Köpenik".

Doch wie schnell seid ihr im Wettlauf um Wohlstand?
Interessant. Ich habe die ersten Jahre meines Berufslebens damit verbracht die Chancen der Leute in den hinteren Reihen zu verbessern, die einfach "two and in addition four steps forward" zu bringen.

Mir geht es eher darum den Kuchen möglichst gleichmäßig aufzuteilen, um Chancengleichheit und gleiche Startbedingungen. Nicht darum zwanghaft unbedingt den Kuchen für mich allein zu haben oder das allergrößte Stück zu bekommen.

Und diejenigen, welche es aus welchen Gründen auch immer nicht ins Ziel schaffen, sollten am Ende des Tages auch einen Teil davon abbekommen können. Die sollen ja auch satt werden, auch wenn es zum fett werden sicherlich nicht reicht.

Das kann unser Wohlstandsstaat leisten, das muss er auch leisten und in den meisten Fällen tut er das ja auch.
 

emceeee

BA Guru
Themenstarter
Registriert
1. Dezember 2016
Beiträge
3.643
Punkte Reaktionen
3.194
Alter
39
Ort
im Elfenbeinturm, Oberhausen
Und ich möchte sicherlich nicht mit Dir tauschen.

Ach mein Leben ist nicht schlecht oder schlechter als eines jedem anderen.
Vielleicht einfach nur ungewohnt, anders aber dennoch durchaus progressiv.
Ich würde mir jetzt kein anderes wünschen. Alles hat irgendwie seinen Sinn auch wenn er sich vielleicht
nicht direkt offenbart. Das ist meine Erfahrung. Es gibt eine Menge Leute denen es deutlich schlechter geht.

Ihr habt sicher mehr Geld und keine Zeit, ich habe vielleicht weniger Geld und keine Zeit.
Mathematisch gesehen haben wir alle einfach nur keine Zeit ;)


Dennoch:

Meines Wissens nach wird ein Umzug gezahlt wenn ein Arbeitsvertrag vorliegt.
Also das Spiel quasi andersrum, erst der Job, dann die Unterstützung. Zugegeben, das hat in der praktischen Anwendung schon etwas vom "Hauptmann von Köpenik".



Genau das ist der Nagel der den Kopf getroffen hat. Keiner stellt einen ein der nicht vor Ort wohnt. Oder sagen wir mal so die wenigsten. Es sei denn es ist wirklich eine dieser raren Stellen wo es keine Bewerber gibt.

Interessant. Ich habe die ersten Jahre meines Berufslebens damit verbracht die Chancen der Leute in den hinteren Reihen zu verbessern, die einfach "two and in addition four steps forward" zu bringen.

Mir geht es eher darum den Kuchen möglichst gleichmäßig aufzuteilen, um Chancengleichheit und gleiche Startbedingungen. Nicht darum zwanghaft unbedingt den Kuchen für mich allein zu haben oder das allergrößte Stück zu bekommen.

Und diejenigen, welche es aus welchen Gründen auch immer nicht ins Ziel schaffen, sollten am Ende des Tages auch einen Teil davon abbekommen können. Die sollen ja auch satt werden, auch wenn es zum fett werden sicherlich nicht reicht.

Das kann unser Wohlstandsstaat leisten, das muss er auch leisten und in den meisten Fällen tut er das ja auch.

Ich weiss ja das du einer von den Guten bist und das Herz am rechten Fleck trägst. :)

Es ist halt nur sehr schade das viele gerade in den Führungspositionen nicht erkannt haben oder erkennen wollen das das Fundament die tragende Substanz ist. Mit der Stärkung der Basis könnte man viel mehr erreichen. Sei es nur wenn die Belegschaft ordentlich und angemessen bezahlt wird und die Arbeitsleistung steigt. Aber das passt wohl nicht in unsere schnelllebige Welt mit Quartalsdenken. Für mich ist das ein evolutionärer Rückschritt.
Qualität statt Quantität ist halt nur bedingt börsentauglich ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
G

GregKeilof

Gast
Doch es kam anders..., 15 Jahre lang etwa 60 Stunden die Woche, 14 Jahre lang kein Urlaub, man muss halt Opfer bringen und dazu auch bereit sein
Respekt. Wenn das mit Arsch hochkriegen gemeint ist, habe ich das nicht gemacht. Mir reicht meine 40h Woche plus 10h Fahrzeit. Genau genommen is mir das schon viel zu viel....work life Balance usw. Aber es soll ja Menschen geben, die in der Arbeit tatsächlich ihre Erfüllung finden. Bzw. wirklich Spaß daran haben. Für mich isses leider nicht mehr als Mittel zum Zweck und ich denke bereits jetzt mit 41 Jahren darüber nach, auf etwas Geld zu verzichten und mehr Lebenszeit zu haben.
 

twokanu

Dr. Jerkl & Mr. Bait
Registriert
19. Juli 2012
Beiträge
355
Punkte Reaktionen
282
Respekt. Wenn das mit Arsch hochkriegen gemeint ist, habe ich das nicht gemacht. Mir reicht meine 40h Woche plus 10h Fahrzeit. Genau genommen is mir das schon viel zu viel....work life Balance usw. Aber es soll ja Menschen geben, die in der Arbeit tatsächlich ihre Erfüllung finden. Bzw. wirklich Spaß daran haben. Für mich isses leider nicht mehr als Mittel zum Zweck und ich denke bereits jetzt mit 41 Jahren darüber nach, auf etwas Geld zu verzichten und mehr Lebenszeit zu haben.
Das ist eine schöne Einstellung und mit 41 Jahren eigentlich noch nix geschaffen zu haben ist sehr nett!

40 Stundenwoche plus 10 dient dem Staat

Wünsche denkst du dir aus....

....und schaust mal was am Ende draus wird!

Szene aus Grumpier old men:

“Du kannst dir mal in die eine Hand wünschen und in die andere scheissen!”

Kannst ja mal schauen welche zuerst VOLL ist!

Buenas
 

MorrisL

Barsch Vader
Gesperrt
Registriert
13. Februar 2008
Beiträge
2.450
Punkte Reaktionen
834
Ort
Berlin
Also ich hätt gern ein Haus am See, ich hätte sogar gern einen eigenen See.... Da würde ich dann Zander Nester anlegen, Barschberge aufschütten, Schilf und Seerosen anpflanzen.... Und nach 5.Jahren würde ich immer mal wen einladen zum Fuffis angeln... Schlotti zum Beispiel... Wer halt so fragt..... . [emoji18]

Gesendet von meinem G3121 mit Tapatalk
 

emceeee

BA Guru
Themenstarter
Registriert
1. Dezember 2016
Beiträge
3.643
Punkte Reaktionen
3.194
Alter
39
Ort
im Elfenbeinturm, Oberhausen
Finde es gut wenn es dir gefällt. Kann das schon gut nachvollziehen, wohne auch schon seitdem ich 16 bin alleine und musste mich damals selbst versorgen, als Einzelperson ist vieles noch möglich.
Liegt ja auch viel am Arbeitsplatz. Wenn man was hat worauf man sich quasi schon am nächsten Tag freuen kann ist es viel wert. Da ist ein Gehalt manchmal nur noch ein Bonus.

Schade ist halt nur das es leider auch genug andere Menschen gibt die eine ähnliche Stundenwoche haben und nichtmal im Traum an so etwas wie Urlaub denken können. (u.a. Multijobber, etc) Oder halt all jene die unter schlechten Bedingungen arbeiten müssen, teilweise gegen ihre eigenen Rechte verstoßen weil sie Angst um ihre Existenz haben.
Gerade das empfinde ich in der heutigen Zeit als sehr schlimm.

So macht man sich zwangsweise irgendwann kaputt und hat am Ende des Lebens (sofern man es überhaupt erreicht) nichtmal eine solide Rente. Im Endeffekt wird eine Bereicherung von Einzelnen auf Kosten von Vielen und am Ende vom Steuerzahler staatlich subventioniert. Solche Praktiken gehören meiner Meinung nach verboten und nicht auch noch gefördert. Da hilft auch kein Mindestlohn von 8,84€ Brutto wohlgemerkt. Für mich ist das Augenwischerei.

Deshalb halte ich eine "du wirst was wenn du auch genug leistest"-Debatte als nur bedingt realitätsnah...

Hier operieren einfach zuviele verschiedene nicht miteinander kompatible Systeme frei nach dem Motto zuviele Köche verderben den Brei... Wie kann es sein das man an einem gewissen Punkt weniger Netto trotz mehr Brutto hat?
Das vieles auch anders geht zeigt ja z.B. England mit einer negativen Einkommenssteuer.

Ich denke unser Gesundheitssystem bringt vieles auf den Punkt. Es mag vielleicht fortschrittlich und auf dem ersten Blick gut sein - allerdings findet häufig nur eine Symtombehandlung statt, keine wirkliche Ursachenbehebung.
Frei nach dem Motto, sie haben kaputte Wirbel, nehmen sie diese tollen Präparate, stehen zwar in der Anlage vom BTMG dann gehts ihnen wieder "gut" , eine adequate fachliche Physio zur weiteren Präventation kann ihnen aber leider nicht gewährt werden.
 
Zuletzt bearbeitet:

Angelspass

BA Guru
Moderator im Ruhestand
Registriert
15. Februar 2015
Beiträge
5.093
Punkte Reaktionen
11.609
Ort
im goldenen Käfig
Ich bin auch so ein Workaholic wie André
Ich bin kein Workaholic, zumindest sehe ich mich nicht so. Meine Frau empfindet das anders...

Jedoch erlebe ich meine Arbeit nicht als "Kraft * Weg", ich finde da schon ein großes Maß an Erfüllung in dem was ich tue und wie und womit ich meine Brötchen verdiene.

Es ist seit gut 20 Jahren meine freie und eigene Entscheidung ob und für wen ich arbeiten gehe. Ich bin Überzeugungstäter und kann es mir leisten mir meine Kunden auszusuchen, auch wenn das zum Teil Einkommenseinbußen mit sich bringt. Und ich muss zugeben das die Tatsache das so tun zu können mich ein bissl stolz macht. Es bedeutet Freiheit für mich.

Im Umkehrschluss liegt die Entscheidung ob ich einen Tag am Wasser genieße oder einem langjährigen Kunden bei der Lösung einer Aufgabe helfe immer bei mir selber. Da muss ich, nein ich darf, häufig Prioritäten setzen und die Entscheidung fällt i.d.R. für den Kunden und ich muss, nein darf, auf den Angeltag verzichten.
Es zwingt mich ja niemand, es ist und bleibt immer meine freie Entscheidung.

Mir reicht meine 40h Woche plus 10h Fahrzeit. Genau genommen is mir das schon viel zu viel....work life Balance usw.
Mir würde eine 24h Woche vollkommen reichen, als Teilzeitjob oder so. Als ich noch in GF-Verantwortung stand war daran nicht zu denken. Ich habe 2012 die Bremse gezogen und etwa 3 Jahre Übergangsfrist gebraucht. 2015 hatte ich dann sehr viel Zeit zum Angeln weil ich diese 24h Woche hatte. War auch unbefriedigend auf Dauer, ich brauche "den Druck", die Verantwortung und die Aufgaben. Sonst kriege ich 'nen Koller...

teilweise gegen ihre eigenen Rechte verstoßen
Rechte, Rechte und nochmals Rechte..., irgendwas fehlt mir da in Deinen Ausführungen. Pflichten und Eigenverantwortung vielleicht?
Wie dem auch sei, ich stimme Dir in einer Sache zu, es wäre wünschens- und erstrebenwert in einem System zu leben wo alle, wirklich alle einen Job haben von dem sie angenehm leben können.

8,82 als Mindestlohn ist ein Hohn für mich. Ich habe als Schüler schon 15,--DM pro Stunde verdient und das ist 34 Jahre her. Danach im Studium hatte ich zwischen 19,-- und 24,-- DM pro Stunde, das ist 30 Jahre her.
Ich finde es zum kotzen das es in unserem Wohlstandstaat für viele unmöglich ist mit einem 40h Job eine Familie vernünftig zu ernähren, eine Wohnung und vlt. ein kleines Auto und ein/zweimal im Jahr einen Urlaub zu finanzieren.

Wäre es -besonders für die unteren Einkommensgruppen- möglich von 40h Arbeit pro Woche "vernünftig" zu leben könnte man sich sicherlich einen großen Teil der Sozialabgaben, den ganzen Hartz-IV Mumpitz usw sparen und die Arbeitsagenturen könnten bzw müssten sich drum kümmern Jobs zu vermitteln anstatt Arbeitslosigkeit und befremdliche Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen und sich selbst zu verwalten.

Wäre, würde, müsste, könnte, alles Konjunktiv, ich habe keine Idee wie das zu erreichen sein könnte.

Und ich wünsche mir -das ist der Idealist tief in meinem Inneren- "ein Recht auf Arbeit" für alle und diese Arbeit soll gut bezahlt werden. Und ich wünsche mir die Pflicht zur Arbeit für alle, denn Rechte und Pflichten sind für mich untrennbar miteinander verbunden.
 

Satori

Dr. Jerkl & Mr. Bait
Gesperrt
Registriert
21. Mai 2017
Beiträge
352
Punkte Reaktionen
246
Ort
Im Sand
"Mir persönlich ist aber kein Fall bekannt, wo die Familie nicht selbst die Ursache gesetzt hat."

Dann bewegst du dich wohl in anderen Kreisen ...
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.

Oben