@Meridian: ich habe nur ein Motivationstief und brauche heute mal Ablenkung
Was die Rote Liste angeht, geht es mir darum, dass diese alleine keine Grundlage für Handlungen sein kann. Den Leuten wird aber bewusst suggeriert - Rote Liste -> das Tier stirbt aus, man muss was tun. Und das ist Unsinn. Beispiel Stichlinge: stehen auf allen Roten Listen. Sind in Kleingewässern oft massenhaft vertreten und dort keineswegs selten. Es gibt eben nur nicht so viele Kleingewässer. Und das gilt gleichermaßen für die diesem Habitat zugehörigen Insekten, Frösche etc. Darum muss ich aber jetzt nicht losgehen und lauter Kleingewässer in die Landschaft buddeln oder an den vorhandenen den Menschen aussperren. Das ist Aktionismus, sonst nichts.
Deine Einschätzung hinsichtlich der Überbewertung der menschlichen Nutzungsinteressen in der Natur teile ich so auf Anhieb nicht. Eher denke ich, dass auch dies regional sehr unterschiedlich ausgeprägt ist, was mit den jeweiligen Randbedingungen zusammenhängt. Und - hier spreche ich aus Erfahrung - hängt es im Einzelnen auch von den ganz konkreten Interessensvertretern (egal ob nun Angler, Behörden, Wirtschaft oder Umweltverbände) ab, wie es abläuft. Wenn man die Tagebaulandschaft und die mit der "Renaturierung" (also Flutung) einhergehenden Probleme sieht, dann kann man eben eine andere Einstellung zu der Überbewertung menschlicher Interessen haben als jemand, der wegen 5 Zauneidechsen, deren Stein durch eine Lärmschutzwand beschattet würde, an der Bundesstraße den Lärm genießen darf.
@Barschbernd: Die Untersuchung zum Naturschutzgebiet Orbroich ist genau die des Entomologischen Vereins Krefeld. Das ist genau der Punkt - die Artikel verweisen auf Daten, die die Aussagen des Artikels gar nicht hergeben. Im Heute-Artikel steht der Satz
"Der Bestand hat sich in Teilen des Landes um bis zu 80 Prozent verringert." Dieser Satz fußt einzig und allein darauf, dass an zwei von 88 Messpunkten des Entomologischen Vereins Krefeld beim Vergleich der Jahresreihen von 1989 und 2013 eine Diskrepanz von über 80 % der registrierten Biomasse festgestellt wurde. Das ist - ich weiß, ich wiederhole mich - Panikmache durch fehlerhafte Darstellung von Daten. Ich bin heute Morgen versehentlich auf eine Spinne getreten, die sich ungeschickterweise vom Lenker vor meinen Fuß abgeseilt hat. Eine zweite Spinne war cleverer und ist lieber mit zur Arbeit gefahren. Ergebnis: Der Bestand an Spinnen hat sich in Teilen des Landes um 50 % verringert... Auf Grund mangelnder Kenntnis habe ich keine abgeschlossene Meinung, möchte aber ein anderes Beispiel bringen. Der Gesamtfang der mecklenburgischen Küstenfischerei an Sprotte betrug 2007 34,6 t. Bereits im Jahr 2010 und damit nur drei Jahre später waren es nur noch 2,8 t. Ein dramatischer Rückgang um 92 %, der sich auf die gesamte Nahrungskette auswirkt und mittelfristig den Niedergang der Fischerei an der Ostsee zur Folge haben wird! Gut, 2012 waren es dann wieder 57,9 t... Selbst der Autor der Insekten-Studie sagt selbst, dass die Daten nicht zur Verallgemeinerung taugen (jede andere Aussage hätte ihn auch diskreditiert).
Und China ist nicht Deutschland. Auch wenn ich nur Populär-Literatur dazu finden konnte, gehe ich davon aus, dass der Chinamann (das ist im Übrigen nicht der politisch korrekte Ausdruck!) das Problem erkannt und inzwischen Gegenmaßnahmen eingeleitet hat. Im Übrigen gehe ich aber auch dort davon aus, dass das Ganze arg vereinfacht dargebracht wurde, damit es ja bloß richtig wahrgenommen wird.
Bei der Recherche habe ich noch einen zwar ebenfalls nicht sonderlich aussagefähigen, gleichwohl witzigen Artikel gefunden, in dem sich mit der subjektiven Wahrnehmung, weniger Insektenleichen auf der Windschutzscheibe vorzufinden, gewidmet wird. Tenor: Optimierungen der Karosserien und zunehmende Geschwindigkeitsbeschränkungen sorgen mit dafür, dass insbesondere kleine Insekten nicht mehr auf der Scheibe zerschellen. Als Motorradfahrer muss ich aber sagen, dass mein direkter unfreiwilliger Insektenkonsum nicht relevant abgenommen hat.