Nicht beänstigend für Menschen, die mit Statistiken und Wahrscheinlichkeiten zurecht kommen. Ich kann dir versprechen, die Wahrscheinlichkeit, dass dich ein Wolf angreift, ist unfassbar gering. Um das mal in ein Verhältnis zu setzen : An einer Sepsis sterben weltweit pro Stunde (!) mehr Menschen als in 18 Jahren (!) es global Tote durch Wolfsangriffe gab.
Dein Zusatz: "Ich würde darauf verzichten" ist relativ sinnfrei, denn - und das ist der Wahnsinn- ich würde auch darauf verzichten an einer Sepsis, einem Verkehrsunfall oder einem Haiangriff (immer noch wahrscheinlicher als ein Wolfsangriff) zu sterben und sogar mich zu der Aussage hinreißen lassen, ich würde sogar derzeit ganz darauf verzichten, zu sterben.
Moin!
Komisch, an Wölfen bin ich irgendwie näher dran als an einem Haiangriff. Und ja, mit Statistiken kenne ich mich aus, damit muss ich mich nahezu tagtäglich auseinandersetzen. Um den Bezug nicht zu verlieren, wie nah der Wolf ist (und wie fern Haie):
Toter Wolf im Herrenkrug
Das ist direkt im/am MDer Stadtgebiet und nur 400 m Luftlinie von meiner Arbeitsstelle.
Wolf in Buckau
Da hat der Wolf also nicht seine Scheu gezeigt und hat sich mal die Stadt angeguckt.
Rudel nordöstlich von Magdeburg
Ja, mir war schon klar, dass es in der Nähe Wölfe gibt. Aber das sie sich in einem doch recht dicht besiedelten Bereich einfinden, finde ich schon beachtlich. Schön wäre gewesen, wenn man diese Informationen schon eher gehabt hätte. Hier gehe ich angeln, fahre Rad und laufe usw. Hier lebe ich ... und mehrere hunderttausend andere Menschen. Magdeburg ist per Definition eine Großstadt (ja, hier kann der geneigte Leser gerne schmunzeln, ist aber tatsächlich so
).
Und interessant finde ich die fehlende Information über die Rudelgröße. Warum wird dazu keine Zahl genannt? Will man die Menschen nicht verunsichern? Aber wenn schon zwei Jahrgänge an Jungwölfen plus Elterntiere hier ein Rudel bilden, dann sind wir bei mindestens 4 Tieren plus X.
Zwei davon sind besendert. Warum bekommen wir die Daten nicht zu sehen? So etwas kann man sehr gut zur Bewusstseinsbildung nutzen, siehe hier:
Hai-Tracker. Passt ja zu deinem Beispiel!
Ich muss dabei ja nicht die aktuellsten Daten sehen (die letzten 14 Tage kann man ja ausblocken, ähnlich OCEARCH), aber ich würde mir gern meine eigene Meinung bilden können. Und wenn Bereiche besonders oft frequentiert werden, könnte ich sie meiden.
Meine Eltern leben etwa 40 km von Magdeburg und hatten schon das Glück (Das hier ist keine Ironie!) einen Wolf in freier Wildbahn zu sehen. Er lief am hellichten Tag über einen Acker in der Börde. Zur Info: Die Börde ist ein landwirtschaftlich überprägter Raum mit sehr produktivem Boden, aber alles andere als natürlich. Von Scheu oder Hackengas, als er meine Eltern bemerkte, war nichts zu sehen.
So, genug Beispiele genannt. 1882 wurde der letzte Wolf in Deutschland, vor der Wiederbesiedelung, geschossen. Wir haben also aktuell den Fall, dass ein großer Beutegreifer, der einem Menschen ernsthaft schaden kann, auf eine unvorbereitete Gesellschaft trifft, die sich seit 130 Jahren nicht damit auseinandersetzen musste. Praktisch gibt es keine Erfahrungen! Da sind wir wieder bei dem Punkt, den ich oben schon anprach. Hier sehe ich die unbedingte Notwendigkeit einer breiten Informationskampagne und einer Bewusstseinsbildung! Aber wir sind ja in Deutschland und hier muss ja immer erst einmal was passieren, bevor gehandelt wird.
Okay, es gibt also keine Aufklärung in Deutschland und keine Hinweise darauf, wie man sich bei Kontakt verhalten soll? Leider doch:
https://www.bmuv.de/themen/natursch...land/wolfsbegegnungen-in-der-kulturlandschaft
Jeder Bürger, der sich informieren möchte, kann das kostenlos machen. Dieses Prinzip gibt es in demokratischen Rechtstaaten übrigen ganz häufig; der Bürger hat auch Pflichten (z.B. sich zu informieren)
Das ist mir zu wenig, wenn man die oben angeführten Aspekte berücksichtigt. Und schließlich kann man in dem Zusammenhang fragen, warum haben unsere Altvorderen Zeit, Mühe und Geld darauf verwendet, den Wolf auszurotten? Wenn das Zusammenleben nahezu unproblematisch war bzw. sein wird (wie es "Team Wolf" so gerne darstellt), gab es doch dafür keinen Grund. Grimms Märchen werden nicht der Antrieb gewesen sein.
Es liegt mir fern den Wolf zu verteufeln oder ihm sein Existenzrecht abzusprechen. Der Wolf kann am wenigsten für die Situation. Aber wir, insbesondere die Verantwortlichen, sollten es besser wissen und machen. Und dazu muss man die Mehrheit der Gesellschaft mitnehmen!
dass Vater Staat bei jedem Wutbürger an der Haustür klingelt und ihm eine Präsentation zum Thema "Verhalten bei Wolfsangriffen" vortanzt.
Ging das in meine Richtung? Hälst du mich für einen "Wutbürger" und wolltest du mich abwerten?! Wenn ja, dann finde ich es schade, dass du zu solchen Mitteln greifst.
Wie gesagt, ich will mich überhaupt nicht für oder gegen Wölfe in Deutschland ausprechen, aber diese bräsige und falsche Argumentation passt einfach nicht.
Dazu passt dieser Satz ebenfalls, insbesondere wenn man die Lage hier verkennt. "Bräsig" und "falsch" lässt sich leicht dahinschreiben, wenn man nicht persönlich betroffen ist.
Wie sind denn deine Erfahrungen mit Wölfen in Portugal? Du lebst laut Profil auf der iberischen Halbinsel . Das Gebiet ist deutlich größer als Deutschland und deutlich weniger stark besiedelt (D: 237 E/km²; Portugal: 115 E/km²; Spanien: 93 E/km²) und beherbergt laut Wikipedia bis zu 2400 Wölfe. Werden Wölfe bejagt oder vergrämt? Gibt es ein Management?
Grüße, Stefan