Kurze formale Anmerkung: Könntest du evtl. künftig
alle Bilder im Kleinformat einfügen, sodass man sie erst per Klick in voller Größe angezeigt bekommt? Das würde die Lesbarkeit deiner Beiträge (zumindest auf meinem Endgerät) enorm verbessern.
Zur
GfV-Stellungnahme: Der von dir hier gewählte Auszug ist ungünstig aus dem Kontext gerissen, weil das beschriebene Szenario nicht für sich steht, sondern als direkte Reaktion auf
Die Great Barrington Erklärung (GBE) formuliert wurde. Beide Texte bedienen sich didaktischer Reduktion und Zuspitzungen, beide Texte emotionalisieren, beide Texte prognostizieren und postulieren. Sie stehen sich inhaltlich diametral gegenüber und sollen von Laien verstanden werden können. Dass in Deutschland eher die GfV-Stellungnahme gelesen oder zitiert wird, liegt sicher an ihrem deutschen Ursprung, während die GBE aus den USA stammt.
Beim Format der Stellungnahme / Declaration handelt es sich explizit um eine, als solche kenntlich gemachte, Meinungsbekundung (ähnlich dem Kommentar). Die beteiligten Wissenschaftler/innen unterschreiben als Privatmenschen mit Expertise, um ihre persönlichen Überzeugungen stark zu machen. Wie wäre es, wenn du in deinem Kollegium mal fragst, ob ihr evtl. eine gemeinsame Stellungnahme eurer Positionen verfassen und online stellen wollt. Damit werft ihr eure Meinung ebenfalls in den Ring und du musst nicht überall mit Pseudonym zig mal deine Ansichten wiederholen, sondern kannst die Diskussion auf eine gewisse textliche Basis stellen. Das hätte mehr Substanz und könnte auch medial aufgegriffen werden (vielleicht nicht gerade vom linearen TV, aber die Online-Redaktionen bekannter Printmedien suchen immer Materialien).
Ein schlagkräftiges Argument gegen den Weg der GBE ist m. E. deren Vorschlag zur bewussten Durchseuchung der Bevölkerung, bei gezielter Isolation der stärker gefährdeten Alten, um ohne einen Impfstoff Herdenimmunität aufzubauen. Ein weiteres schlagendes Argument sehe ich in der Beurteilungskraft der beteiligten Akteure: Die GfV-Leute treffen vornehmlich Aussagen zum vermuteten Virusgeschehen, während die GBE-Leute abschätzen können wollen, dass die Folgen einer Maßnahmenpolitik schlimmer seien als die Folgen ihres Ansatzes. Mal davon abgesehen, dass Aussagen über die Zukunft immer schwierig sind (darin sind wir uns ja wieder einig), traue ich den unterzeichnenden Infektions-Spezialist/innen beider Erklärungen am ehesten Prognosen zu, die ihre ureigenen Fachbereiche betreffen. Die Maßnahmenfolgen sind jedoch so vielschichtig, dass sie interdisziplinär erhoben und ausgewertet werden müssen. Es braucht mindestens Psychologie, die Sozialwissenschaften und die Wirtschaftswissenschaften, um das einigermaßen plausibel zu beforschen.
Zum Paper von nature.com: Da wurden doch erstmal nur Indikatoren bzw. Faktoren für's
relative individuelle Risiko ermittelt. Das
absolute individuelle Risiko ist eben nicht mit annehmbarer Konfidenz zu beziffern und erst recht nicht per Online-Rechner für sich selbst bestimmbar. Sogar Einzelfallstudien gerieten womöglich an ihre Grenzen; ganz unabhängig davon, dass wohl kaum jemand tagein tagaus überall hin begleitet werden wollte, um vielleicht irgendwann sein persönliches extrapoliertes Risiko zu erfahren.
Die rund zwanzig Millionen aus dem Podcast sind
Nitpicking von dir. Ich konsumiere auch täglich ein paar Nachrichtenbeiträge und da sind immer mal wieder
Kommentare dabei. Sowohl bezüglich der Virenausbreitung als auch bezüglich der Maßnahmenpolitik werden Szenarien entworfen, wodurch man sich selbst eine Vorstellung machen kann, die man für richtig hält. In Angst und Schrecken kann man sich aber auch versetzen lassen, indem man voreingenommen einer Diktion folgt, überall nach Hinweisen darauf sucht und dabei alles andere ausblendet.
Zum Abschluss noch eine Erinnerung aus meiner Jugend: Mein Urgroßvater wurde nachts mit Herzbeschwerden ins Krankenhaus eingeliefert. Ich machte mir große Sorgen um ihn, bis ich zufällig das Cover eines Buches auf seinem Wohnzimmertisch erblickte. Darauf abgebildet war
eine Grafik wie diese, in der Farbgebung des Studios von Galileo Mystery und im Titel stand irgendwas von
'stummer' Infarkt o. Ä. (...) Das hatte mich zu Recht beruhigt, denn ein, zwei Tage später, gesund und munter wieder Zuhause angekommen, berichtete mein Uropa mir, wie er sich in dem Buch verloren hatte, die skizzierten Darstellungen alle auf sich bezog und schließlich in Panik geriet. Das war zwar nur ein Sachbuch, aber offenbar sehr anschaulich geschrieben.