Kurze Schrecksekunde; hab ich da mitten in der Nacht Mist erzaehlt bzw. Dinge zu sehr vereinfacht? Gerade diese Vereinfachungen sind ja oft schrecklich; da angeln zehn Profis und setzen sich differenziert mit den oertlichen Voraussetzungen auseinander, und dann kommt "einer in nem Forum" mit dem Schwarz/Weiss Hammer und behauptet, dass das alles Kaese sein.
Feststellung #1: Sind immer noch alles persoenliche Meinungen und Erfahrungen, die auf keinen Fall die Meinungen und Erfahrungen anderer Bassspezis toppen sollen.
Feststellung #2: Ich war ja immer noch nie an dem See.
Feststellung #3 zur meiner Behauptung "Bass are territorial". Das war zu "reductive" bzw. nicht ausreichend erklaert. Eine bessere Aussage waere "Big bass are predictable and territorial on each spot". Eine noch bessere Aussage waere evt. "Bass are hierachical" gewesen. Will meinen: es gibt bestimmt immer mehrere Bass an einen Spot, wenn der Spot das zulaesst. Aber die groessten Exemplare sitzen dann auf den besten Stellen und verteidigen sie. Wenn ich z.B. auf Clear Lake Stege abgrase, dann wird jeder Pfahl angeworfen, von vorne nach hinten. Oft faengt man mehr als einen Fisch am gleichen Steg. Aber der groesste Fisch kommt... naja, nicht "garantier"t, aber sehr wahrscheinlich vom besten Pfahl des Steges - "der meiste Schatten" (in bruetener Hitze), "die beste Aussicht ins Freiwasser" (wenn die Fische Fressen wollen) etc. Bei Weed Beds ist das genau so: der groesste Bass sucht sich den besten Spot aus und verteidigt ihn. Das sind meist die Points in dem Weed Bed. Oder vieleicht ein einsamer Baumstamm, der im Meer von immer-gleichem Kraut steht.
Feststellung #4: Das trifft besonders auf den Sommer zu, wenn die Bass nicht "schoolen". Und da ist es normalerweise auch so, dass sich grosse und kleine Fische nicht vermischen - ein Dock mag mehrere Fische haben, und der groesste Fisch sitzt am besten Spot, aber alle Fische haben eine bestimmte Qualitaet. Das selbe gilt fuer Weed Beds. Halt nicht immer! Aber prozentual gesehen schon.
Feststellung #4.5: Wenn die Fische im Herbst schoolen dann schwimmen kleine und grosse Bass auch zusammen. (Aber selbst da sind die grossen Fische etwas berechenbar: sie sitzen regelmaessig ganz unten in der Schule.)
Feststellung #5: Echte riesige Trophaeenbarsche sind komplette Einzelgaenger (siehe z.B. "In Pursuit of Giant Bass" von Bill Murphy fuer Erklaerungen). Aber diese Fische will man im Turnier ja nicht unbedingt fangen, da ist das "Preis/Leistungsverhaeltnis" nicht gegeben.
So, wenn ich das jetzt alles auf die erste Episode uebertrage, dann macht mein Post hoffentlich Sinn. Man hat ja ein gewisses Sebstverstaendnis, wenn man sich solche Turniere anschaut, und daher kam meine Behauptung, dass Team Berkley eher den Anschein macht zu wissen, was sie tun. Ihre Angehensweise deckt sich intuitiv einfach mehr mit dem, was ich von MLF und vor allem von Bassmaster bewoehnt bin (Bassmaster ist da ein besserer Vergleich, weil es da wie beim YPC Bass darum geht, die X groessten Fische zu fangen, anstatt soviele wie moeglich). Das Team scheint ein Gespuer (bzw. eine Methodik) dafuer zu haben, die "Big Bass Spots" zu finden, und die Erfahrung und das Zutrauen, diese Stellen dann auch konsequent zu beangeln. Andere Teams scheinen etwas mehr Wald und Wiesenangeln zu betreiben, selbst wenn es kleine Fische gibt und das evt. ein Warnsignal sein sollte.
Letztendlich ist die einzige Wahrheit beim Angeln ja, dass es keine Wahrheiten gibt - nur Faustregeln und Wahrscheinlichkeiten. Ein paar Videos, an die ich mich heute erinnert habe, und die meine Sicht gestern Nacht wahrscheinlich beeinflusst haben:
"Edwin Ever's Honey Hole"
Ein legendaerer Moment beim Redcrest Tunier, in dem Edwin in eine Backwater Cove gefahren ist (anscheinend ueber einen Bieberdamm) und eine aktive (und naive!) LMB Schule findet. Er zieht Fisch nach Fisch nach Fisch aus dem Wasser, aber alle Fische sind halbwegs die gleiche Groesse. Keine Giants, aber da er im MLF Format angelt ist das egal.
Jordan Lee's Bassmaster Classic 2017 Comeback
Jordan's Bootmotor ist kaputt, er kann nur den Spot angeln, auf dem er sitzt, und gewinnt von dem Spot tatsaechlich das Tunier. Bassmaster Format, es zaehlen nur die 5 groessten Fische, und er faengt sie auch alle am selben Spot. Die Fische sind keine Einzelgaenger, aber alle Fische sind in etwa gleich gross. (Und der
groesste Fisch besetzt da unten in den Offshore Rocks wahrscheinlich den besten Spot
)
Mike Icionelli's Winning Pattern at the Soner Euro Cup
Ist IMO ein sehr gutes Beispiel dafuer, wie speziell diese Winning Patterns meistens sind, und auf wieviel man aufpassen muss. Wenn man sich das anhoert... gut, das erwarte ich nicht auf diesem Niveau und in diesem Detail beim YPC, aber etwas mehr Information waere schon schoen. Und ist IMO auch ein Beispiel dazu, wo die ultimativen Gewinner am Ende wahrscheinlich einen Vorsprung hatten. "Denn sie wussten doch, was sie tun."