Keiner kann sicher sagen, wie die Zinsen sich entwickeln, für einen schnellen Anstieg spricht aber wenig. Neben den Effekten von EZB & Co. gibt es auch Untersuchungen, dass Kapitalkosten die letzten 200-300 Jahre grundsätzlich sinkend sind im langfristigen Mittel. Das hat mehrere Faktoren.
Vor dem Hintergrund der sehr niedrigen Zinsen sind die Immopreise auch gar nicht so verrückt, wie es scheint. Vor ein paar Jahren wurden Mietimmobilien für z.B. das 20-fache (5%er) der jährlichen Mieteinnahme verkauft bei z.B. 3% Zins. Heute ist der vergleichbare Zins bei 1% und sie werden zur 30-fachen Miete oder knapp darüber (3%er)verkauft. Wenn gleichzeitig die Mieten leicht gestiegen sind, ist das kaufmännisch nicht verrückt, sondern völlig normal.
Dazu kommt, dass es sehr viel Kapital im Umlauf gibt, das anzulegen ist. Da sind die privaten Haushalte, die teilweise erhebliches Vermögen aufgebaut haben (u.a. die Erbengeneration) und dann sind da aber noch die vielen institutionellen Anleger wie Pensionskassen und Versicherungen. Da festverzinsliche Papiere wie Staatsanleihen nichts mehr bringen, bleibt da nicht mehr viel außer Immobilien für den eher risikoarmen Bereich. Da man schon heute weiß, was die gerade anzulegen haben und auch weiß, was die nächsten Jahre noch dazu kommt (da laufen z.B. Staatsanleihen für zig Milliarden aus), wird die Nachfrage sehr hoch bleiben. Die müssen kaufen, denn ansonsten gibt es die Negativzinsen bei der Bank.
Auch die privaten Selbstnutzer zahlen entsprechend höhere Preise, weil sie es müssen bzw. weil sie es wollen/können aus ähnlichen Gründen.
Das Ganze wird unterfüttert von starker Zuwanderung in den letzten Jahren, denn leere Mietwohnungen verkaufen sich nicht so leicht wie vermietete, wo noch 10 Leute Schlange stehen. Am Beispiel Berlin kann man in den Statistiken sehr leicht nachvollziehen, woher der Bevölkerungszuwachs der letzten Jahre und damit der Nachfrageanstieg bei Mietern kommt und zwar zu über 80%.
Da sind also keine bösen Mächte am Werk oder die Leute kaufen alle völlig unwissend und blöd zu völlig überteuerten Preisen, sondern die bestehenden Rahmenbedingungen (im Wesentlichen durch Politik mitverantwortet) haben zu diesen Preisen geführt und zwar mit Ansage.
Für die Politik ist es natürlich viel einfacher auf Miethaie & Co. zu schimpfen, dabei machen die Marktteilnehmer nur das, was in einem Markt nunmal passiert, nämlich die Preise solange anzupassen, bis Angebot und Nachfrage wieder zueinander passen. Und weil das Angebot in dem sehr trägen Immobilienmarkt nicht mal eben ausgebaut werden kann, ging es durch sehr hohe Nachfrage stark nach oben und teilweise steigt es weiter. Wer politisch mit Parolen und Restriktionen die Ausweitung des Angebotes gleichzeitig erschwert, verteuert die Preise zusätzlich anstatt das es hilft.
Dabei kommen leider viele Leute unter die Räder, die bei den Preisen nicht mehr mitgehen können. Aber gelöst werden kann es nur mit mehr Angebot und/oder sinkender Nachfrage. Preisfestsetzungen helfen auch nur temporär für Bestandsmieter, denn in der großen Schlange der Nachfrager steht der Niedrigverdiener leider immer ganz hinten.
Sozialer Wohnungsbau könnte dämpfen, aber bauen ist aktuell immer sehr teuer und zudem führt das auch zu Verzerrungen. Wer Anspruch hat, wohnt dann im Neubau für 6,50 und wer etwas mehr verdient, zahlt nebenan die 13 € im Altbau. Auch das kann sehr ungerecht sein.
Genossenschaften sind ein sehr brauchbares Modell, aber auch das kann nicht schlagartig ausgeweitet werden.
Im Ergebnis geht dann bei sehr vielen Leuten viel Geld fürs Wohnen drauf.