Das sind alles komplexe und interessante Themen. Allerdings erscheint mir bei einigen Punkten auch etwas viel Nostalgie bzw. viel Vergleich mit der Vergangenheit mitzuschwingen, was m.E. eben nur beschränkt hilfreich ist.
Die Mieten sind ein Spiegelbild der Immobilienpreise. Und bekanntermaßen steigen die in den letzten Jahren in den Ballungsgebieten rasant. Bei einem wachsenden Wohnungsbestand (ca. 10 % in den letzten 20 Jahren) und einer konstanten Einwohnerzahl im selben Zeitraum ist der Nachfrageanstieg doch zunächst erstaunlich. Entscheidend sind zwei Komponenten: zunehmende Anzahl an Haushalten und die Zinsentwicklung. Und entscheidend davon ist die Zinsentwicklung. Mit der Wirtschafts- und der folgenden Euro-Krise, die 2008/2009 begann, fiel der Leitzins von 4,2 % auf 0,0 %. Das bildet sich in der Baufinanzierung ab, weshalb die Nachfrage nach Eigentum in die Höhe geschossen ist. Ab 2009 ging dann der Baupreisindex entsprechend in die Höhe. Das findet sein jähes Ende, wenn die Zinsen wieder steigen.
Die Eigentumsquote selbst sagt im Übrigen nicht übermäßig viel aus. In Ländern mit sehr hohen Eigentumsquoten wird zwar gekauft statt gemietet. Allerdings wird sehr oft auch nur mit dem Geld der Bank gekauft und die "Miete" sind die Zinsen, die man zahlt. Getilgt wird praktisch gar nicht, weil das dann kaum noch leistbar ist. Nach meinen ganz persönlichen Rechnungen ist Mieten und kaufen langfristig im Grunde finanziell gleichwertig und das liegt auch auf der Hand, weil es sonst nur eins gäbe.
Und zu dem Punkt, dass man heutzutage so lange an einem Kredit abbezahlt: das liegt eigentlich weniger an den Immobilienpreisen, den aktuellen Gehältern oder den Zinsen, sondern an der Entwicklung der Gehälter. Von 1970 bis 1979 stieg das Durchschnittsentgelt um ca. 100 %., 1980 - 1989 um ca. 30 %. In den letzten 10 Jahren lag die Gesamtsteigerung bei ca. 20 %. Nun ist Lohnentwicklung ist aber auch ein Spiegelbild der wirtschaftlichen Entwicklung, was eben auch heißt, dass damalige Lohnentwicklungen mit entsprechenden Wachstumsraten um 5 % einhergingen (und nebenbei: trotz- oder auch deswegen wurde in den 70er Jahren das Fundament der heutigen Staatsverschuldung gelegt - obwohl es wirtschaftlich "brummte").
Was ich sagen will: diese Verhältnisse kommen bei uns nicht wieder. Hohe Einkommenssteigerungen, die eine Kreditbelastung schnell überkompensieren, sind nur mit hohen Wachstumsraten zu erreichen. Und über dieses Stadium sind Deutschland etc. schon lange hinweg. So weh es tut: es ist in unserer (aktuellen) Situation eben normal, dass man einen Immobilienkredit 30 Jahre tilgt, in dieser zeit das wirtschaftliche Risiko trägt und dabei noch mal über die Zeit eine ganz enorme Summe nur zur Instandhaltung der Immobilie bezahlt. Weshalb eben mieten letztlich nicht teurer, aber auch nicht billiger ist (im Mittel versteht sich). Ein Blick zurück ist m.E. daher höchstens frustrierend, hilfreich aber keinesfalls.