Was heißt es denn, eine Rute zu entwickeln??? Ich glaube nicht, dass Luis nachts über Konstruktionszeichnungen geschwitzt hat, um die Mattenausrichtung zu optimieren... denn das kann er auch gar nicht.
Realistisch halte ich folgendes Szenario: Ich habe Fabrik XY, die Ruten produziert und mir diverse Blanks anbietet.... Was für Blanks ist abhängig von u.a a) für welche Produzenten in der Fabrik produziert wird, b) für welche Produzenten produziert wurde c) wie sehr die Fabriken (am Beispiel Fernost), die ja meist irgendwo gebündelt angesiedelt sind, sich gegenseitig austauschen und befruchten.
Ich habe mir also einen Blank ausgewählt, bzw. das Material und das Fertigungsverfahren und kann jetzt, wenn möglich die Blanks in einer ausgewählten Länge produzieren lassen.
Kommen wir zu den Anbauten:
Ringe sind klar, hier werden keine Extraringe entwickelt, sondern nur ausgesucht. Hier kann ich als Auftraggeber die Anordnung der Ringe beeinflussen, wenn ich denn möchte.
Genauso wird es sich beim Rollenhalter verhalten.
Griffstücke: Hier kann ich mir sehr gut vorstellen, dass man hier noch die meiste Varianz einbringen kann. Entweder ich habe ein "Katalogstück", dass ich bis zu einem gewissen Grad mit wenig finanziellem Mehraufwand anpassen kann oder ich entwickle ein eigenes. Was das dann für Konsequenzen für die Kosten der Produktion hat, möchte ich Euch weiter unten darlegen.
Die Gestaltung der Rute mit Farben, Lacken, Ringwicklungen und irgendwelchen "glow in the dark" Effekten kann ich dann in Absprache mit dem Produzenten gestalten wie ich möchte.
Ich habe also jetzt theoretisch mein Rutenpaket, dass nur noch zusammen gebaut wird.
Der Preis setzt sich dann ganz grob wie folgt zusammen:
- Einrichtungskosten X : Einrichten und Einstellen der Maschinen, Schulen der Mitarbeiter etc. Das ist ein Festpreis und bemisst sich am Aufwand der produzierten Rute. Dieser ist in der Regel immer gleich, egal ob ich 10 oder 10000 Ruten produzieren lasse, je nach Vertrag muss X pro Produktionsmarge entrichtet werden.
- Stückkosten Y : Stückpreis einer produzierten Rute
Daraus ergibt sich X + (Y x Anzahl) = XY
Daraus kann ich schonmal ableiten, dass der Preis für den Endverbraucher steigt, wenn in einer geringen Auflage produziert wird, denn die Einrichtungskosten X müssen ja auf XY verteilt werden.
Würde ich einen Blank wirklich entwickeln wollen, brauche ich die Erfahrung und die Ruten würden wirklich unbezahlbar werden.
Luis kann ja produzieren, er hat ja früher auch Fahrräder produziert und jeden € hat er sich ja auch verdient. Ich denke auch, dass er sehr auf die Qualität achtet. Dass der Endpreis allerdings steigt auf Grund der geringen Auflage sollte jedem klar sein. Dass es einen BIG L Fanboy-Aufschlag auf den Preis gibt, ist im Bereich des Möglichen. Ruten sind ja aktuell eh mehr Life-Style Produkt denn Werkzeug.
Gute Qualität also vorausgesetzt habe ich hier eine gute Rute, für die ich tiefer in die Tasche greife, weil es sich um ein Stangenprodukt in geringer Auflage handelt, dass mir suggeriert eben jenes nicht zu sein.
Zwei weitere Szenarien halte ich übrigens auch für realistisch (auch um mir nicht vorwerfen zu lassen, ich würde hier BIG L in Misskredit bringen):
1. Die Ruten werden in Lizenz über einen etablierten Hersteller produziert > Der Weg zur Rute ist in etwa gleich dem oben genannten, allerdings profitiere ich von der Erfahrung und den Möglichkeiten des Herstellers. Klar, dass das auch mehr kostet.
2. BIG L und seine Freunde sitzen den ganzen Tag im Keller und bauen Ruten.
Natürlich ist der Produktionsweg ganz grob verallgemeinert und soll nur mal eine ungefähre Vorstellung davon vermitteln. Eigene Aufwendungen und Transport nach Deutschland werden hier natürlich nicht berücksichtigt.