Auch ich würde mir wünschen, dass die Deutungshoheit in Angelegenheiten des Naturschutzes nicht Verbänden wie NABU oder BUND überlassen würden - allerdings war ich Orni, bevor ich Angler wurde, und habe mir immer eine große Begeisterung für die Vogelwelt bewahrt.
Was mich wirklich ankotzt bei der ganzen Debatte, sind diese verhärteten Fronten und das weitverbreitete Unverständnis für die Freude, die andere aus Dingen ziehen, die einem selbst nichts bedeuten mögen. Viele "klassische Naturschützer" mit ornithologischem Schwerpunkt verstehen nicht, welche Freude uns der Fang eines besonderen Fisches bereitet, viele Angler verstehen nicht, wie man beim Anblick eines seltenen Vogels begeistert verharren kann, und dass man als ornitologieinteressierter Angler eigentlich das Beste aus zwei Welten geniessen kann, das scheint von den wenigsten verstanden zu werden.
Totalsperrungen sind für Angler sicherlich unangenehm - aber "tragisch" werden sie doch erst, weil ein Großteil der Gewässer durch Horden von Anglern, gnadenlose Knüppelei und Haufen von Angelmüll immer weniger Freude beim Angeln bieten und gerade die davon wenig betroffenen Gewässer gleichermassen attraktive Angelziele und lohnenswerte Schutzgebiete darstellen.
Natürlich machen die Angler es den PETA-Fanatikern dadurch verdammt einfach, sie in eine Ecke mit dem Label "tierquälende, umweltverschmutzende Dumpfbacken" zu stellen. Das, was ein normaler naturverbundener Spaziergänger von Anglern mitbekommt, ist doch in den seltensten Fällen ein positives Bild, natürlich können sich da viele vorstellen, warum ein besonders schönes Gebiet für Angler gesperrt werden sollte. Bis wir Angler es also schaffen, die schwarzen Schafe und den von ihnen verzapften Dreck (und das sind entweder wenige Schafe, die verdammt viel scheissen, oder verdammt viele, die alle ihr Häufchen machen) von den Gewässern fernzuhalten, sollten wir uns auch davor hüten, beleidigt auf die Versuche der klassischen, orni-zentrierten Naturschützer zu reagieren, einige Gebiete angelfrei zu halten. Die Suppe haben wir uns zu großen Teilen selbst eingebrockt, nicht zuletzt durch die katastrophale Lobbyarbeit der Verbände mit inkompetentem, desinteressiertem Politikerjesocks an der Spitze.
Was könnte man dagegensetzen? Eigene Naturschutzkonzepte, die mit ebensoviel Engagement vorangetrieben werden wie der Vogelschutz, vernünftige Aufklärungs- und Lobbyarbeit, Aufräumaktionen am Wasser, Engagement im Verein bis hoch zur Verbandsebene etc. ...
Wer von denen, die sich gegen die Ausweisung von Schutzgebieten wenden, tut denn aktiv etwas für den Naturschutz an "seinen" Gewässern?
Manchmal hat man schon den Eindruck, dass geiles Tackle zu fischen den meisten wichtiger ist als der Einsatz für das Angeln an sich, und gleichzeitig mit viel Energie gemeckert wird, wenn die oft mißbrauchten Rechte der Angler in irgendeiner Weise beschnitten werden sollen.
PS: damit hier kein falscher Eindruck entsteht - ick steh total uff geiles Tackle, nur nicht auf Anti-Naturschutz-Jenörgel.