Bei einigen Nachfragen hier kann man wirklich nur den Kopf schütteln. Während es Personen gibt, die seit März die Straßen und/oder Schule nicht besuchen, da schwerkranke Geschwisterchen oder Ehepartner im Haushalt wohnen, ist das andere Ende des Spektrums auf der Suche nach Möglichkeiten, das Angeln im Nachbarland nicht einstellen zu müssen?
Mir ist klar, dass das verschiedene, subjektive Wertverhältnisse sind. Jeder hat ebenfalls ein Recht darauf, die eigene Situation mit Ernsthaftigkeit zu beklagen - ganz egal, ob nun existientielle Sorgen dahinterstecken oder nur die Decke auf den Kopf fällt und die Sehnsucht nach dem Hobby zu groß wird. Ich hoffe einfach, dass sich die Solidaritätsfrage selbst erneut gestellt wird. Das ist in den letzten Monaten immer wieder nötig gewesen und die Antwort fällt dabei genauso unterschiedlich und dynamisch aus, wie die Entscheidungen zu politischen Beschränkungen des öffentlichen Lebens.
Es ist doch letztlich auch ganz egal, ob beim Angelbesuch in NL das Infektionsrisiko nicht existiert. Letztlich ist man unterm Strich, ganz pauschal, ein Grenzgänger, der nicht zwingend nötig ist. Und genau so wird das deutsche Kennzeichen in den Niederlanden auch von den offiziellen Instanzen erkannt und pauschal ein Urteil gefällt. Ob nun einige Niederländer ebenfalls rüber nach DE fahren oder man viele deutsche Kennzeichen in NL zu Gesicht kriegt, ist dabei ebenfalls völlig irrelevant. Denn wenn man lang genug sucht, wird es immer Leute geben, die schlechtere Taten tätigen. Diese als eigenes Maß für die Legitimation für eigene Handlungsentscheidungen zu nehmen, finde ich nicht nur höchstgradig denkwürdig, sondern auch eine fragwürdige Praxis. Denn Leute finden, die noch schlechteres Benehmen an den Tag legen, ist wirklich immer möglich (hat da jemand Leipzig gesagt?).
Uns geht's doch allen gleich beschissen. Das Home-Office seit März kotzt mich so langsam an, aber beschweren tu ich mich nicht, denn andere haben ihren Job ganz verloren. Angeltechnisch ist es die heiße Phase des Jahres, es kitzelt in den Fingern, aber dennoch ist man angeregt, den Trip bleiben zu lassen. Beschweren und lamentieren hilft, als Ventil für den drohenden Lagerkoller. Dafür sollte der Thread genutzt werden. Nicht zum Finden von Gesetzesinterpretationen. Lasst es uns doch nicht drauf ankommen, dass die Grenzen eventuell sogar weit über den November/Dezember hinaus geschlossen bleiben. Mögliche Touristenfahrten senden letztlich nur ein klares Signal: nämlich, dass der Ernst der aktuellen Lage nicht erkannt wurde. Und in Summe sorgt dies ratzfatz dafür, dass weitere Beschränkungen des Grenzverkehrs kommen und spätestens der Saisonauftakt ist doch bestimmt etwas, was viele heir miterleben wollen.