Heiner, kannst du dazu mal etwas mehr sagen?
D.h. was genau machst du und was nutzt du, um die großen Köder möglichst ermüdungsfrei zu fischen?
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Beim, nennen wir es mal Bigbaitangeln light mit Ködern von 18-20 cm, habe ich mich auch eingefuchst, so dass die Angelei mittlerweile für mich wirklich eher wie Angeln mit 12cm Ködern ist und entsprechend Spaß bringt beim Angeln, aber auch beim Drill.
Von den ganz großen Kloppern hat mich bisher abgehalten, dass es wie Arbeit ist, aber auch dass an zu grobem Gerät für mich der Drillspaß etwas verloren geht. Dann kommen zwar bessere Fische, aber der Drill ist nicht mehr so spaßig.
Bei 18-20cm, die ich auf Grund des Gewässers (Hecht/Schlei-Typ mit 1-4m) ausschließlich als Swimbait fische (7,5er Swimfish und 7,8er Fat Swing Impact mit bebleitem Offsethaken für den Lauf und einem größeren Drilling als Stinger in der Mitte oben drauf zum Fisch Haken), nutze ich eine 2,10m Rute mit 3/8-1oz, eine Calcutta 201 DC und dann aber eine reine FC-Schnur. Das fühl sich dann fast an wie Barschangeln, weil ich die Rute durch die FC-Schnur fast in Richtung Köder halte (Puffer beim Biss brauche ich wegen der FC Schnur nicht). Das ist total entspannt und beim Biss gibt´s ein Brett, wobei beim Fisch eh nicht so viel ankommt. Trotzdem habe ich mit der Kombo sehr wenig Fehlbisse und vor allen so gut wie keinen Aussteiger. Durch die FC-Schnur wird alles weggepuffert, vor allem vorm Boot. Man büßt naturlich auch etwas Feeling zum Köder und zum Fisch ein, aber die Rute ist gut und dadurch geht das ganz gut. Die Drills sind aber der Hammer.
Vermutlich würde das aber bei größerer Angeltiefe und größeren Ködern nicht mehr so gut funktionieren, weil dann zu wenig Kontakt zum Köder/Fisch ist und der Anhieb nicht durch kommt, wenn die Köder mehr Masse haben.
In Norwegen nutzen wir bei entsprechend größeren Ködern und Köpfen 2,10 er Ruten mit Glasfieberspitze, aber da wird auch nicht geworfen.
Nutzt du ähnliche Prinzipien oder eher entsprechend schweres Gerät und dann geht halt etwas Drillspaß verloren?
Gruß
Stephan
Der Drillspaß geht natürlich verloren beim Bigbait-Fischen. Wem das wichtig ist, der muss halt anders fischen. Aber ich bin nicht auf Drillspaß aus, sondern darauf, im letztlich eigenen Interesse den Drill so kurz wie möglich zu halten. Denn wenn man C & R macht, hat es wenig Sinn, den Fang mehr als nötig zu stressen, was bekanntlich die Mortalität after Release signifikant erhöht.
Was mache ich, um es möglichst wenig anstrengend zu machen? Im Winter machen ich ein bisschen Training - nicht etwa, dass ich aussehe wie ein Kraftlackel, aber ich bin über 60 und da bleibt mir gar nichts anderes übrig, wenn ich meine Kondition einigermaßen halten will. Denn die wird nicht besser mit den Jahren.
Was mache ich noch? Wenn ich nicht voll motiviert bin, gehe ich nicht aufs Wasser, denn das kostet Kraft, aber bringt meist nix. Ich gehe auch nicht aufs Wasser, jedenfalls meistens nicht, wenn die Bedingungen erfahrungsgemäß schlecht sind, denn das reduziert die Chancen.
Aber vor allem sehe ich zu, dass meine Geräte, so gut es eben geht, optimal auf die jeweiligen Baits abgestimmt sind, die ich an dem Tag zu fischen gedenke (fast immer sind das nur ein paar wenige, selten mehr als sechs).
Was ich zum Beispiel nicht mehr mache: Eine Rute bis zum Anschlag zu belasten. Jede Rute hat bekanntlich einen optimalen Bereich, der deutlich schmaler ist als das, was der Hersteller angibt. Und in diesem Bereich bleibe ich, auch wenn das heißt, eine zweite Combo anschaffen zu müssen. Dito sind für die meisten Bigbait-Typen lange Ruten (mindestens 2,40m, besser mehr) kraftsparend, denn die meiste Arbeit soll die Rute machen, nicht die eigenen Arme. Kopflastige Rute oder solche mit zu kurzem Griff (bei vielen US-.Muskyruten leider notorisch der Fall) sind natürlich kontraproduktiv. Wenn's nicht anders geht, muss man halt zun Rutenbauer spazieren und die Knackpunkte ändern lassen. Kostet dann halt was, ist aber gut investiertes Geld.
Ganz wesentlich ist auch die Wahl der Rolle. Nehmen wir das Beispiel druckvolle Blechköder, also Muskie-Spinnerbaits, Bucktailsspinner oder sehr große Blinker. Was muss da die Rolle können? Erstens muss sie gute Weiten bringen, denn diese Baits verwende ich keineswegs in Seerosenfeldern, sondern hauptsächlich als schnell geführte Suchbaits für größere Flächen.Die Rolle muss also eine relativ hohen Schnureinzug haben (75cm sind ok), aber dabei eine möglichst niedrige Übersetzung von unter 6:1, denn das erleichtert das Einholen ganz erheblich. Außerdem ist ein Power Handle ganz und gar unvermeidlich, wenn's optimal sein soll. Und was die guten Weiten angeht: Eine mitlaufende Schnurführung ist da eher kontraproduktiv, also muss es eine Rolle ohne das sein. Aber die Schnurkapazität muss stimmen - nicht weniger als nötig für die gewünschte Schnur, aber am besten auch nicht sehr viel mehr. Und da wird die Wahl schon eng, so dass nur sehr wenige Rollen überhaupt in Frage kommen.
Was ist noch wichtig? Die Rute beim Einholen auf den Bait zeigen lassen, denn sonst muss man nicht nur gegen den Bait ankurbeln, sondern auch noch mit den Armen gegen die Rute anarbeiten, was ziemlich schnell zur Ermüdung führt.
Generell lässt sich viel Kraft sparen, wenn man seine Wurftechnik optimiert. Die Arbeit soll zu einem großen Teil die Rute machen, nicht man selbst. Ein lockerer Wurfstil bei entprechend eingesteller Wurfbremse ist in diesem Sinne besser als ein Kraftmeierstil, den man nicht lange durchhält. Es kann sein, dass ein paar Meter Weitenverlust unterm Strich besser sind, als maximale Wurfweiten zu erzielen. Was da optimal ist für einen selbst und für den jeweiligen Zweck, muss man selbst herausfinden. Denn wie die Kölner sagen: "Ein jeder Jeck ist anders."
Das könnte ich jetzt so ähnlich auch für andere Baittypen durchdeklinieren, aber ich lasse es mal dabei. Wichtig ist: Je besser die jeweilige Combo auf den jeweiligen Bait abgestimmt ist, desto weniger Kraft kostet es. Kompromisse kosten immer Kraft und schlechte Kompromisse sind vollkommen indiskutabel. Wer etwa mit einer Jerke Swimbaits fischt, weil's ja "irgendwie" geht, muss sich nicht wundern, wenn er bald die Lust daran verliert.
Lieber ein paar wenige Baits in die Kiste packen, die sehr gut auf die jeweilige Combo abgestimmt sind, als sich die Kisten vollzustopfen mit Baits, die bloß noch suboptimal gehen. Die Masse macht's auch hier nicht, sondern vielmehr eine sinnvolle, gut zusammengestellte kleine Auswahl, der man vertraut. Oder um es etwas deutlicher auszudrücken: Die Mehrzahl meiner Angeltage fische ich mit einem einzigen Bait durch ohne Wechsel. Davon gehe ich nur ab, wenn's einen konkreten technischen Sinn macht (andere Lauftiefe etc.) Wer dauernd daran denkt, vielleicht den falschen Baits drangehängt zu haben, weil er seiner eigenen Urteilsfähigkeit nicht viel zutraut, ist nicht voll bei der Sache. Und auch das kostet am Ende vergeudetete Kraft, die man besser woanders investiert hätte.
Beim Allround-Fun-Angeln mögen viele der obigen Überlegungen keine Rolle spielen und vernachlässigbar sein. Aber Bigbait-Angeln ist nun mal anders in einiger Hinsicht und erfordert daher andere Vorgehensweisen, als man das sonst so gewohnt ist. Ähnliches kann man natürlich auch von anderen hochspezialisierten Angelarten sagen. Wenn man es bloß von außen betrachtet, mag vieles ein bisschen merkwürdig oder gar abgehoben erscheinen, aber wenn man drinsteckt in der Materie, gib es gute, durchaus handfeste Gründe dafür.