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ChristianSan

Schusshecht-Dompteur
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Moin aus Hamburg,

ich bin seit einiger Zeit stiller mitleser im Forum und habe es jetzt endlich mal geschafft mich anzumelden um auch mal was konstruktives hier beizutragen.

Zu mir: Christian, 34 Jahre, Hamburg, Ingenieur.
Ich fische seit ich denken kann. Im letzten Jahr habe ich das ganze jedoch in Frequenz und Tacklewahn so richtig eskalieren lassen. Und es gefällt.
Grundsätzlich bin ich ein Technik-Freak und interessiere mich für die Optimierung allermöglichen technischen Sachen. So musste auch das Zeck Belly Cat direkt umgebaut werden: Taschen auf Decathlon, Motor Minn Kota mit Stufenloser Steuerung, Eigenbau Tisch, Wilde Transporträder. Ist nicht schick, aber funktionell. Und Sorry, so gut ich schweißen und schrauben kann, so schlecht kann ich Bilder machen :D
IMG_0023.JPGIMG_9984.JPG
IMG_0110.JPGIMG_0108.JPG


Jetzt aber zu dem eigentlichem Thema: Bassboat!

Ich besitze ein Grundstück direkt an einem Nebenarm von der Elbe in Hamburg. Zu unserem Hauptspots ist es aber ein gutes Stück, also deutlich zu viel für die Bellys. Daher lag es irgendwo nahe mittelfristig in ein Boot zu investieren. Bei der Recherche nach geeigneten Kandidaten ist mir aufgefallen: entweder du kaufst Schrott oder du gehst All In und langst richtig zu. Da Finanziell in Zukunft noch andere Projekte anstehen war Option 2 raus. Aber Schrott kaufen wollte ich auch nicht. Nach etlichen Stunden Recherche bin ich dann auf das Thema Selbstbau gekommen. Da ich an Aluminium im Flugzeugbau ausgebildet wurde war auch ganz schnell klar, dass Alu das Material der Wahl ist.
Vorteil:
- lässt sich mit "einfachen" Werkzeugen bearbeiten
- lässt sich gut schweißen
- Korrosionsbeständig
- leicht

Nachteil:
- Preise aktuell absoluter Wahnsinn (Memo an mich selbst: Schlechtester Zeitpunkt ever um ein Aluminium-Boot zu bauen!!!)

Bei der Recherche nach geeigneten Plänen bin ich in Australien fündig geworden. Ein 5,4m langes Bass Boat nach amerikanischem Vorbild. Design ist eher etwas retro aber wir haben ja die Möglichkeit jederzeit selbst einzugreifen.

Ein paar Rahmendaten:
Länge: 5,4m
Breite: 2,1m
Motorisierbar: max. 90PS (das wird noch optimiert :) )
Material: 4mm AlMg4,5Mn (5083)
Bauweise: Klassisch Spanten und Stringer
ISO 1.PNG
ISO 2.PNG

Ich werde hier nicht den Namen des Konstrukteurs erwähnen oder einen Link bereitstellen. Hat die Hintergrundgeschichte, dass sich im Plan teilweise deutliche Fehler befinden und auch der versprochene Lieferumfang des Paketes nicht dem entspricht was ich bezahlt habe. Zum Glück habe ich die Fähigkeiten das zu kompensieren aber kostenlose Werbung gibt es dafür nicht.

Wer übrigens meint, dass man mit einem Selbstbau wirklich Kosten spart: Vergesst es !
Hier mal eine grobe Kostenplanung:
- 3mm AlMg3 50m² - 1500€ (ja ich habe 120m², falls jemand also ein weiteres Boot braucht, meldet euch :) )
- 5mm AlMg4,5Mn - 300€
- 8mm AlMg4,5Mn - 700€
- Stahl Helling - 400€
- Material Tisch - 200€

- Schweissgerät MigMag Puls mit Push Pull Brenner - 2000€

Angemerkt sei auch, dass ich ausschließlich Restbestände zu wirklich sehr guten Preis gekauft habe. Und das sind nur die Kosten für den Rohbau, dann hat man keinen Trailer, keinen Motor, keinen Bugmotor, keine Echos, keine Sitze, keine Instrumente. Dafür sind bei mir alleine 15.000€ eingeplant.


Anfang Januar habe ich dann aber über Ebay Kleinanzeigen von einer Firma relativ günstig Restbestände aufgekauft.
AlMg3 3mm 6000x1250mm 16 Platten = 120m²
Einziges Manko: Das Schutzpapier der Platten hat eine Bindung mit dem Alu eingegangen. Das heisst die Platten müssen alle händisch davon befreit werden = richtig viel sch... Arbeit.
Dafür Billig :D
Wer aufgepasst hat merkt jetzt, dass das Boot für 4mm Alu ausgelegt ist und ich mit 3mm Alu baue. Das ist korrekt. Ich habe mit dem Bootkonstrukteur gesprochen und wir haben entsprechende Änderungen am Plan vorgenommen um die dünnere Aussenhaut zu Kompensieren. Beispiel: Längsspanten aus 5mm anstatt 4mm, Anzahl Stringer verdoppelt, Planing strakes auf Außenhaut (Ich weiss leider den deutschen Begriff dazu nicht), Heckspiegel aus 8mm anstatt 6mm.

IMG_0338.JPG

Im Februar ging es dann daran die Infrastruktur aufzubauen. Im Detail: 7x2m Arbeitstisch und die Helling auf der das Boot über Kopf aufgebaut wird. Man spricht im englischen hierbei von Inverted Building.
Arbeitsort ist ein altes Gewächshaus meiner Familie. Denn man braucht wirklich sehr viel Platz für so ein vorhaben. Der Reine Bauplatz hat die Abmaße von 25 x 8m.
Die Helling habe ich, wie man im Bild sehen kann, mit einem handelsüblichen Kreuzlinienlaser vermessen. Ich habe die Helling so konstruiert, dass ich die Füße einzeln einstellen kann. Denn es war unmöglich für mich einen Gewächshausboden so eben zu bekommen, dass ich ein Boot darauf bauen möchte. Jetzt liegen wir über 6m Länge bei einer Abweichung von +-1mm.
IMG_0538.JPG

An die Querstreben (Winkeleisen) der Helling werden die Spanten befestigt.
IMG_0560.JPG

Im März habe ich dann angefangen die ersten Bauteile auszuschneiden. Ich hätte das ganze auch Lasern lassen können, aber 1. Preis und 2. will ich das Boot ja auch wirklich selbst bauen :)

IMG_0666.JPG

Weiter im nächsten Post.
 
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ChristianSan

Schusshecht-Dompteur
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Die ersten Teile sind fertig. Die Schnitte habe ich im übrigen mit einer handelsüblichen Akku-Tauchsäge von Makita mit einer 3000mm Führungsschiene gemacht. Das Sägeblatt ist von Bosch speziell für Alu, es würde aber auch mit einem Holz-Sägeblatt gehen. Ich kann dazu nur sagen, dass es wirklich sehr sehr gut funktioniert. Genauer bekommt man zu dem Preis kein Alu geschnitten.

IMG_0668(1).JPG

Hier sind jetzt mal alle Spanten (8Stück) plus Heckspiegel (Boden) ausgelegt.

E4F043D3-2D54-42CE-8964-FA8AB69EDB55.jpeg

Bei den Spanten 3 und 4 kann man bereits die Ausschnitte für den späteren Sitzbereich erkennen. In die viereckigen Ausschnitte werden später 50x50x3mm Aluprofile eingelassen, die den Fußboden bilden.

66D8D093-57D1-4FF9-B526-EB58800D2AAA.jpeg

200DC45A-23D8-42B5-97CD-D2AB0C3E52CD.jpeg

Fürs Verständnis hier einmal die Bauweise. Die Spanten bilden die Querverstrebung und die Stringer sind für die Längsverstrebung. Man kann sich das eigentlich wie ein Skellet vorstellen. Der Kiel bildet hier die Wirbelsäule und die Spanten die Rippen. Zusätzlich gibt es noch vollflächige Längsversteifungen, im englischen Bulkheads. Diese werden in den Bereichen hoher Last montiert: Heckspiel um Motorkräfte einzuleiten und Frontbereich um Schläge bei der Fahrt abzufangen.
Im Vergleich zu anderen kaufbaren Optionen ist diese Konstruktion schon äußerst Stabil und ich mache mir keine Sorgen, dass das Boot irgendwann den Barschen am Grund Hallo sagt.

Spanten Stringer 2.PNG
Spanten Stringer 1.PNG

Als nächstes geht es weiter, wenn ich mein Schweissgerät aus der Werkstatt bekomme. Dann ist "Richtfest" und Spanten und Kiel werden aufgestellt und geheftet. Also mit Schweisspunkten fixiert. Dann kann man auch das erste mal ein Boot erkennen :)
 
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julian9988

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Respekt vor der ganzen Arbeit. Aber das ist einfach ein Projekt, wo man nochmal eine ganz andere Beziehung zu einem Objekt bekommt. Definitiv etwas fürs Leben :emoji_thumbsup:
 

Dennis Knoll

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Richtig geiles Thema.
Als ehemaliger Bassboat Besitzer werde ich hier spannend mitlesen.

Danke für das mitnehmen auf deine Reise, finde so etwas immer total spannend.
Ein Kumpel von mir hat eine Schale selbst ausgebaut, das fand ich schon geil.
 

Ben Lkm

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tolles projekt - bin sehr gespannt wie es hier weiter geht :)
 

Matthias13

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Moin, coole Sache und Respekt wie Du die Sache angehst. Wie sieht es eigentlich Versicherungstechnisch bei dem Boot aus? Wird sowas dann extra abgenommen oder verzichtest Du auf eine Versicherung?
gruß Matthias
 

Cybister

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„Für den Eigengebrauch gebaute Boote und Antriebsmotoren. sofern sie während eines Zeitraums von 5 Jahren nicht verkauft werden, sind u. a. von der Verordnung ausgenommen. Wird ein Boot innerhalb dieser 5 Jahre verkauft, muss der Erbauer für die vorschriftsmäßige Zertifizierung seines Bootes sorgen.“ (Quelle s. Anhang)

Nachdem aber der TE ja offensichtlich Ingenieur im Metallbereich ist, sollte das Einhalten der Sportbootrichtlinie der EU machbar sein.
 

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:::mo:::

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Magst du was zu den Hintergründen des Designs sagen? Also warum du dich für einen Steuerstand und gegen ein langes Rutenstaufach entschieden hast? Oder ist das noch gar nicht fix?
 

Sascha144

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Geiles Projekt! Wenn man die von dir momentan aufgeführten Rohbaukosten mit fertigen Schalen ähnlicher Abmessungen vergleicht, ist ein Eigenbau doch deutlich günstiger. Sicher kommt noch einiges hinzu. Und natürlich nur wenn man die Arbeitskosten nicht einrechnet… fallen bei dir in dem Sinne ja auch nicht an.
Ich wünsche Dir auf jeden Fall gutes Gelingen und freue mich auf den weiteren Progress.
 

lukas123

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Sehr cooles Projekt ! Bin auch aus Hamburg und habe ein Bassboot und werde dieses Jahr auch öfter auf der Elbe unterwegs sein. Bin gespannt auf Updates
 

ChristianSan

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Respekt vor der ganzen Arbeit. Aber das ist einfach ein Projekt, wo man nochmal eine ganz andere Beziehung zu einem Objekt bekommt. Definitiv etwas fürs Leben :emoji_thumbsup:
Danke, der Plan ist aktuell, dass das Boot zum Ende der Schonzeit 2025 fertig ist. Es macht halt eigentlich keinen Sinn aber ich glaube wenns dann fertig ist kann man sein Leben davon erzählen. Und ich würds halt klasse finden wenn mein Sohn irgendwann sagen kann "Das hat Papa gebaut" :)

Moin, coole Sache und Respekt wie Du die Sache angehst. Wie sieht es eigentlich Versicherungstechnisch bei dem Boot aus? Wird sowas dann extra abgenommen oder verzichtest Du auf eine Versicherung?
gruß Matthias
Wurde ja schon halb beantwortet. Ich werde es trotzdem hier in Hamburg anmelden müssen. Das ist aber halb so wild und ich muss laut meinem aktuellem Kentnissstand nur detaillierte Bilder vom Bau sowieso Planungsunterlagen abgeben. Der Plan ist aber in Australien von der Behörde zertifiziert also sollte das hier keine Probleme geben.
Die schauen nur bei kompletten Eigenkonstruktionen genauer hin.

Ich kenne die unter dem Namen „Außenstringer“.
Dann nenne ich sie jetzt auch so :)

Magst du was zu den Hintergründen des Designs sagen? Also warum du dich für einen Steuerstand und gegen ein langes Rutenstaufach entschieden hast? Oder ist das noch gar nicht fix?
Ich wollte die maximale Breite die im Straßenverkehr aber noch ordentlich zu bewegen ist. Und bei der Länge wollte ich gerne über 5m haben. Ansonsten habe ich natürlich auf die Art und Weise der Konstruktion geschaut. Ich habe keine große Maschinenhalle mit hydraulischen Pressen, Laseranlagen etc. Daher muss das Boot mit "Handwerkzeug" zu bauen sein.
Das Boot hat sogar zwei lange Rutenfächer. Wenn du in die CAD Ansicht schaut siehst du im 7 Spanten mehrere Löcher. Da sollen Kunststoffrohre rein in welche die Ruten eingeführt werden.
Einen Steuerstand oder Konsole wollte ich gerne für längere Strecken. Pinnensteuerung bin ich kein Fan von. Ich überlege sogar eine zweite Beifahrerkonsole einzubauen.

Geiles Projekt! Wenn man die von dir momentan aufgeführten Rohbaukosten mit fertigen Schalen ähnlicher Abmessungen vergleicht, ist ein Eigenbau doch deutlich günstiger. Sicher kommt noch einiges hinzu. Und natürlich nur wenn man die Arbeitskosten nicht einrechnet… fallen bei dir in dem Sinne ja auch nicht an.
Ich wünsche Dir auf jeden Fall gutes Gelingen und freue mich auf den weiteren Progress.
Danke! Wenn man die reinen Materialkosten rechnet mag das ganze aufgehen. Aber kaum einer hat all das Werkzeug und die Geräte rumliegen für so ein Projekt. Ich habe eine wirklich gut ausgestattete Werkstatt und habe auch vorher schon mit Alu gearbeitet und geschweisst. Ich habe jedoch jetzt schon über 3000€ nur für Werkzeug wie Schweissgerät etc ausgegeben. Mal ein Beispiel dazu:
Um 8mm Aluminium als Kehlnaht zu schweissen, brauchst du mindestens 300A Schweissstrom. Ein Schweissgerät das so viel auf Dauer schafft sollte eine Maximalleistung von mind. 400A haben.Das ganze zieht an der Leitung locker 30A bei Höchstlast. Dementsprechend braucht man 400V Drehstrom mit mind. 32A abgesichert, noch besser 64A.
Und das muss man dann halt auch erstmal haben. Und wenn du es nicht hast, kostets halt richtig Geld. Da sind bei mir knapp 600€ für geflossen.


Vielen Dank für die tolle Resonanz. Das gibt ordentlich Motivation :)
 

dietmar

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Danke! Wenn man die reinen Materialkosten rechnet mag das ganze aufgehen. Aber kaum einer hat all das Werkzeug und die Geräte rumliegen für so ein Projekt. Ich habe eine wirklich gut ausgestattete Werkstatt und habe auch vorher schon mit Alu gearbeitet und geschweisst. Ich habe jedoch jetzt schon über 3000€ nur für Werkzeug wie Schweissgerät etc ausgegeben. Mal ein Beispiel dazu:
Um 8mm Aluminium als Kehlnaht zu schweissen, brauchst du mindestens 300A Schweissstrom. Ein Schweissgerät das so viel auf Dauer schafft sollte eine Maximalleistung von mind. 400A haben.Das ganze zieht an der Leitung locker 30A bei Höchstlast. Dementsprechend braucht man 400V Drehstrom mit mind. 32A abgesichert, noch besser 64A.
Und das muss man dann halt auch erstmal haben. Und wenn du es nicht hast, kostets halt richtig Geld. Da sind bei mir knapp 600€ für geflossen....
Hut ab vor dem Projekt! Für welches Schweißgerät hast du dich entschieden, die üblichen Platzhirsche liegen ja bei eher über 3000 €. Ein Freund vom mit hat sich eines von REMS gegönnt. Die Materialbibliothek und die Einstellarbeiten mittels Internetverbindung haben ihn begeistert. Hast du keine Angst bei so hohen Leistungen vor Wärmeverzug? Wären da nicht kleinere Leistungen und mehr Lagen sinnvoller?
 

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