Das Jahr ist ja mittlerweile schon recht fortgeschritten. Das bedeutete für mich heute Morgen (Nacht?), dass mein Wecker erst um 3 Uhr 30 klingelte, statt wie im Hochsommer um 3. Fast wie ausschlafen ...
Erstmal in die Puschen kommen, Kaffee kochen, ab ins Auto, 40 min Fahrt und kurz vor 5 stehe ich mal wieder am Ufer des Oderhavelkanals.
Die erste Stelle für heute bietet etwas Beleuchtung im Lampenschein erkenne ich Kleinfischaktivitäten an der Oberfläche. Das passt doch schonmal denke ich mir. Ich werfe weit in Richtung des gegenüberliegenden Ufers und Jigge den Gummifisch in kurzen Sprüngen zu mir heran in den Lichtkegel. Nach ein paar Würfen schlenze ich den Köder leicht nach links in die Mitte des Kanals. Bügel umklappen, Spannung aufnehmen, Biß!
Kurze Zeit später liegt ein 42er Zander im Kescher.
Nichts besonderes, aber der Oderhavelkanal strotzt nicht gerade vor Zandern. Es ist mein erster dieses Jahr. Ich glaube im letzten Jahr hatte ich gar keinen und wenn dann höchstens einen. Das frühe Aufstehen hat sich schon gelohnt. Mit Grüßen an seine Oma setze ich den kleinen schnell wieder ins Wasser.
Da der Fisch im oberen Drittel der Wassersäule zuschnappte wechsel ich von Gummi auf Wobbler. Die folgenden Würfe bringen keinen Erfolg, auch wenn es ab und zu kräftig an der Oberfläche platscht.
Die Sonne nähert sich dem Horizont und fahles Licht löst die Dunkelheit ab. Nebelschwaden liegen auf dem Kanal.
Ich wechsle die Stelle und den Köder zurück auf Gummi. Die ersten Würfe rechts und links parallel zur Packung bringen kleine Krautfähnchen und viele Steinkontakte. Die nächsten Würfe gehe mehr Richtung Mitte. Ich bekomme einen Hänger der sich zum Glück leicht lösen lässt. Kurbel, tock, kurbel, kurbel, tock. Jetzt muss ich den Köder beschleunigen, sonst hänge ich in der kleinen Krautfahne zwei bis drei Meter vor mir, die sich auf den ersten Blick kaum von den kleinen Nebelschwaden auf dem Wasser unterscheiden lässt.
Einschlag! Sofort ist die Rute krumm. Ich schlage an, auch wenn der Biss bereits Anhieb genug gewesen sein sollte. Der Fisch blockt auf der Stelle, strebt zum Grund, nimmt keine Schnur.
Als ich ihn im Dämmerungslicht das erste mal sehe will mein Unterbewusstsein seiner Flanke die leopardenähnliche Maserung eines Hechtes andichten ... Sie bleibt olive/gold-weiß schimmernd. Oma!
Mein bisher größter Zander maß 56 cm. Die Frage ob dieser hier größer sein könnte kommt gar nicht erst auf. Der Drill gestaltet sich im Gegensatz zum Biß unspektakulär. Kurz vor dem Kescher, der seit einem prägenden Ereignis im letzten Jahr stets einsatzbereit in Reichweite liegt, schüttelt er sich noch einmal kräftig an der Oberfläche. Ich sehe schon den Haken mir entgegen fliegen ... aber er hält.
Was für ein Zander! Er wirkt riesig auf mich. Beim Hakenlösen stelle ich fest, dass auch Zander Zähne haben ... und was für welche. Da der Köder komplett im Maul verschwunden war und ich es erstmal ohne Zange probierte, trage ich einige temporäre Andenken in Form von Schrammen an meiner Hand.
70 cm! Wow! Ich freue mich riesig! Manchmal wäre ein zweiter Mann echt nützlich. Irgendwie fange ich meine besten Fische stets allein. Aber das Erlebnis bleibt im Kopf, ganz egal wie schlecht das Foto ist.
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