Sicherheit beim angeln: Westen, Wathosen und Co

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punkarpfen

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Hi, in den 80ern ist ein Freund meiner Eltern in der Ostsee vor Dänemark durch das Tragen einer Wathose ertrunken. Sicherlich waren die damaligen Gummihosen nicht mit einer modernen atmungsaktiven Wathose zu vergleichen. Abgesehen von Bellybooten würde ich keine Wathose im Boot tragen.
 

dietmar

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Hi, in den 80ern ist ein Freund meiner Eltern in der Ostsee vor Dänemark durch das Tragen einer Wathose ertrunken....

Hallo,

mit solchen generellen Aussagen sollte man etwas vorsichtig sein. Viele Leute "ertrinken in ihren Wathosen" weil sie versuchen, diese im Wasser auszuziehen oder mit einer vollen Wathose nicht allein in ihr Boot zurück kommen. Ein Grund übrigens warum Badeleitern an Booten durchaus Sinn machen, auch wenn von ihnen nie gebadet wird.
 

Trawar

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Vor einigen jahren habe ich die Erfahrung mit einer Automatikweste machen müssen.

Der wichtigste Punkt aus meiner sicht ist der, das dir so eine Weste egal ob Automatik oder nicht nach dem das Unglück passiert ist erstmal so lange zeit verschafft das man erstmal sicher aus der Schock- bzw. Paniksituation raus kommt und einen klaren gedanken fassen kann.

Das sind immer schock momente mit denen man erstmal umgehen können muss und als Laie und untrainierter in solchen situationen wird es verdammt schwer erstmal einen klaren kopf zu bewahren.

Ich habe es damals nicht alleine in Schlauchboot geschafft, ich hatte keine Wathose an.

Das Gefährliche an einer vollaufenden Wathose ist das zusätzliche Gewicht wenn man wieder ins Boot möchte oder versucht im Wasser richtung Ufer zu laufen.

Ich habe in der Regel auch im Hochsommer eine Weste an, es nimmt der Situation den Druck da man sich nicht zusätzlich darum kümmern muss über wasser zu bleiben.
Man kann sich auf andere dinge Konzentrieren.

Also ich sage IMMER eine Weste, von mir aus machen die das sogar zu Pflicht!
 

Saturday

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Ich muss den Thread mal dafür loben, dass sich jeder einzelne Beitrag ernsthaft mit dem Thema auseinandersetzt. Ich weiß gar nicht mehr, wo und wann ich zuvor letztmalig etwas zur Sicherheit auf dem Wasser gelesen habe, aber ich weiß noch, wie hohl da argumentiert wurde: Kampfschwimmer-Angeberei-BlaBla, Rettungsweste = Mädchenkram, Wer keinen Kilometer schwimmen kann soll Zuhause bleiben, etc.

Hier trotzdem ein Video über Mythen zum Ertrinken durch Watbekleidung:

Allerdings handelt es sich auch bei den gezeigten Tests natürlich um keine echte Notsituation. Weder gefährliche Wassertemperaturen noch gefährlicher Wellengang noch gefährliche Strömung werden simuliert. Panik, Kraftlosigkeit, Verwirrtheit, Ohnmacht, ... spielen unter diesen kontrollierten und sicheren Bedingungen ebenfalls keine Rolle. Deswegen trage ich auch auf dem Belly immer eine Rettungsweste: https://www.ebay.de/itm/401747091309

Nichtsdestotrotz finde ich Aufklärung darüber wichtig, wo Ängste ungerechtfertigt sind und wovor stattdessen Respekt angebracht wäre. Bei Bewusstsein treibt man in einer Wathose nicht unwillentlich mit den Beinen in der Luft, wie das Video zeigt. Die Annahme stammt daher, dass Leichen in dieser Stellung gefunden wurden. Eine luftgefüllte Wathose drückt einem jedenfalls nicht den Kopf unter Wasser, sie kann aber sehr wohl das Schwimmen erschweren und die Zeit verkürzen, die man sich selbstständig mit dem Kopf über Wasser halten kann. Man wird auch nicht wie ein Stein zum Grund gezogen, wenn sich die Wathose mit Wasser füllt, was blankmaster bereits gut in Post #17 begründet hat und ebenfalls im Video gezeigt wird.
 
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punkarpfen

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@dietmar: Wie genau das Ertrinken ablief kann ich nicht sagen, aber bei dem Vorfall ist "unvernüftig" sicherlich eine Untertreibung. Er ist alleine zum Dorschangeln rausgefahren und dürfte bestimmt ein paar Kilometer von der Küste geangelt haben. Sein Boot war an einer Boje ein paar Meter vom Strand entfernt und konnte nur mit Wat - oder Badehose erreicht werden. Er ist jedenfalls mit Wathose rausgefahren. Als er nicht zur vereinbarten Zeit zurückkam wurde Falck informiert, die relativ schnell sein leeres Boot fanden. Ihn hat man erst deutlich später gefunden. Er trug keine Schwimmweste und ist irgendwie über Board gegangen. Ob das nun beim Pinkeln oder beim Angeln war, weiß ich nicht. Sicherlich wäre es auch ohne Wathose und mit Schwimmweste kritisch geworden.
 

Michael_05er

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Ich hab mir fürs Belly auch eine Automatikweste geholt. Hab erst drei, vier Ausfahrten gemacht, aber die Weste hat kein bisschen gestört. Dafür sind Ehefrau und Eltern beruhigt und machen sich keine so großen Sorgen. Das alleine ist mir die 70 Euro wert...
 

Wolf

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Man sollte sich bei Automatikwesten darüber im Klaren sein, dass man damit nicht mal ansatzweise vernünftig schwimmen kann und es praktisch ausgeschlossen ist, damit ohne fremde Hilfe zurück in ein Kayak, Boot oder Belly zu gelangen. Zumindest mit einer 275 N Weste kann ich sagen, dass man damit auch keine Badeleiter mehr erklimmen kann. Dazu sind die einfach auch nicht gedacht. Die sollen einen und vor allem den Kopf unter allen Umständen über Wasser halten - selbst bei Ohnmacht. Das heißt, dass die Rückenlage die angestrebte Soll-Lage ist und die Rettung durch Dritte erfolgen soll bzw. muss.

Wenn man also bei kaltem Wasser 2 km vor der Küste alleine unterwegs ist und man geht von Bord, wird es mit der Automatikwesten sehr schwierig. Solche Unfälle mit tödlichem Ausgang von Anglern auf der Ostsee durch Erfrieren gab es schon einige.

Aus diesem Grund nutze ich "nur" eine Kayak Weste. Das ist keine Rettungsweste, sondern eben nur eine Schwimmhilfe. Damit kommt man zumindest wieder ins Boot bzw. es besteht die Chance, das zu schaffen. Gefährlich ist das aber natürlich weiterhin, bei ungünstigen Bedingungen über Bord zu gehen.
 

Saturday

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Gute Info, die Problematik habe ich z. B. noch gar nicht bedacht!

Hast du persönliche Erfahrungen damit, wie es sich in so einer Automatikweste im aufgeblasenen Zustand anfühlt? Ich würde ja, sobald ich mich im Wasser orientiert habe und nach dem ersten Schock wieder klar denken kann, tendenziell zu meinem Messer greifen und das Teil aufstechen, um dann selbstständig zurück an Board zu gelangen. Allerdings muss man überhaupt erstmal an sein Messer herankommen und (nachdem man die Weste zerstört hat) auch zuverlässig ins Boot kommen :confused:

Meinst du, dass bei den von dir beschriebenen Unfällen, also z. B. 2km von der Küste entfernt in kaltem Wasser, wirklich die Weste verhindert, dass man es selbstständig zurück an Board schafft und nicht ursächlich die Kälte?

EDIT: Ich habe mir mal einen aktuellen Rettungswestentest angesehen, falls da einer eigenständig aus dem Wasser zu kommen versucht. Ist leider nicht der Fall, aber der Test ist trotzdem ganz interessant:
 
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Wolf

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Ich bin berufbedingt mal mit einer 275 N Weste im Sommer mit Klamotten ins Stralsunder Hafenbecken gesprungen. Du kannst maximal rückwärts schwimmen, wodurch Du sehr sehr langsam bist. Vorwärts geht gar nichts, weil die Auftriebskörper einfach zu groß sind und eben Auftrieb haben. "Gerettet" wurden wir von der DGZRS. Da haben jeweils min. 2 Mann gezogen, man selber ist vollkommen hilflos. Und das ist ja eine Rettungsöffnung mit sehr geringem Freibord, nicht zu vergleichen mit einem hochbordigen Angelboot. Wer groß ist und lange Arme hat, hätte noch geringe Chancen, eine Leiter zu erklimmen.
 

Saturday

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Und kann man eine Weste im Wasser irgendwie ausgezogen bekommen? Kommt man an die Verschlussschnalle zum Öffnen heran?
 

F L 0

Gummipapst
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Jetzt muss ich mal ganz blöd fragen, kann man eine Automatikweste wieder verwenden?
 

MvdB

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Moin,
Ich angel seit letzen Jahr vom Kayak und habe mich nach sehr langen überlegen für eine NRS Chinook entschieden. Bin extrem zufrieden, vergesse meistens das ich sie anhabe. Der Vorteil ist der freie Rücken beim sitzen im Kajak oder Belly und man ist besser belüftet. Gibt jetzt eine Neue die den ganzen Rücken bedeckt wenn man das freie nicht mag. Paddeln und werfen; die Weste stört null.
Die Taschen vorne und Zangenhalter und Ringe etc sind auch super hilfreich. Wenn man mal leicht unterwegs sein will passen da 2 kleine Tackelboxen rein. Links habe ich eine Box mit bis zu 3inch Ködern und rechts kleine Wobbler drin. Aber teuer sind die Dinger, habe 120€ gezahlt.
Für meine Kids habe ich die Automatik-Westen gekauft wenn wir mal an tiefen Hafenbecken oder strömenden Flüssen sind und sie dabei sind. Fürs Boot würde ich eher auf Automatik setzen sofern man nicht alleine ist und Hilfe beim Wiedereinstieg hat.

Und ich bin der Meinung jeder der aufs Wasser geht sollte eine tragen, bin neulich im knietiefen schnell strömenden Wasser mit einem Kanu gekippt weil ein starker Ast ins Wasser geragt hat und das Kanu einfach umgekippt hat. Wie gesagt Knietief.... aber einmal mit dem Kopf auf einen Stein und du bist ohnmächtig. Die Weste hält dich oben bis dich jemand hoffentlich raus zieht. ist wie die Diskussion mit Helm beim Fahrrad fah7A4D1084-493B-406E-AB42-EB77AD5966E1.jpegren...C45BC0C6-7B74-44FF-9ACB-483FCDD6D5C9.jpeg
 

Saturday

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@Wolf | Könnte man nicht einfach zum Zurückklettern an Board über das Ablassventil am Mundstück die Füllung der Weste so weit verringern, dass man sowohl damit Schwimmen kann und vielleicht sogar die Boardwand erklimmt? Falls man trotzdem nicht ins Boot kommt, könnte man die entwichene Füllmenge ja wieder mit dem Mundstück in die Weste hineinblasen. Siehst du das auch so, oder habe ich einen Denkfehler?

 

Wolf

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Das kann man theoretisch vermutlich so machen. Aber ich stelle mir das so vor, dass ich bei 6° Luft und 3° Wasser mit dem Kayak kenter. Ich muss dann zurück zum Kayak, dieses ggf. umdrehen und dann noch - bei zunehmend unkomfortabel werdenden Randbedingungen - auf das Kayak klettern. Das ist so schon eine anstrengende Sache. Und dann müsste ich mich noch um die Weste kümmern.

Das ist mir persönlich zu viel Bewusstseinsanforderung für eine dann eher instinkgesteuert zu bewältigende Situation. Der nutze ich eine Kayakweste. Die hält mich ja auch oben, so lange ich selber Herr der Lage bin. Die von MvdB verlinkte Weste ist mehr oder weniger das Selbe. Das ist eine Schwimmhilfe statt einer Rettungsweste, für den Fall Kayak aber m.E. die bessere Wahl. Aber das muss am Ende jeder für sich entscheiden.
 

Michael_05er

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Ist immer die Frage, was einem das Leben wert ist.
Zumindest in diesem Preisbereich stimme ich dir voll und ganz zu. Bei Diskussionen um Floatinganzüge o. ä. gibt es immer mal Fälle, in denen alles unterhalb der Maximalinvestition verteufelt wird. Nicht unbedingt hier im Board, sondern eher anderswo. Da bin ich dann doch nicht mehr ganz dieser Meinung bzw. tendiere auch mal zu "günstiger muss auch reichen". Aber wie schon gesagt, da geht es dann um deutlich andere Beträge...
 

Saturday

BA Guru
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Aber ich stelle mir das so vor, dass ich bei 6° Luft und 3° Wasser mit dem Kayak kenter.

Ich hatte eher an den Fall Belly Boot gedacht, oder einen anderen Untersatz, den man nicht erst umdrehen muss. Hat man überhaupt eine Chance, aus dem Wasser heraus in ein Kayak zu gelangen? Dreht man so ein Teil beim Sich-hochziehen nicht einfach wieder ungewollt auf die falsche Seite um?
 

Wolf

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Das geht mit einem SOT mit etwas Übung ganz gut. Mit einem Belly zu kentern erscheint mir extrem unwahrscheinlich - nicht mal, wenn man es möchte :smile:

Ein Belly im Wasser zu entern, stelle ich mir allerdings sehr schwer vor. Aber wie gesagt - ich wüsste nicht, wie das passieren sollte.
 

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