Ja, die Müritzfischer sind Binnenfischer auf eigenen Gewässern und fischen m.E. nachhaltig. Nein, die Küstenfischer am Bodden sind keine Binnenfischer auf eigenen Gewässern und fischen nicht nachhaltig und entsprechen hinsichtlich der Vergleichbarkeit der Randbedingungen gerade nicht der Analogie zur Landwirtschaft. Aber ganz interessant finde ich in dem Zusammenhang Deine Äußerung zu Hechten und Fischmehl. Bitte bring mir doch mal einen Hinweis auf die nennenswerte Verwertung bzw. den gezielten Fang von Hecht zur Fischmehlerzeugung. Das wabert seit Jahren durch die Anglerkreise ohne jeden Beleg (und ist im Übrigen auch wirtschaftlich vollkommen unplausibel). Passt aber dadurch genau ins Thema - Tatsachenbehauptungen ohne verifizierte Grundlage.
Man machte sich zumindest den Aufwand, eine Petition sowie ein paar Artikel dazu zu verfassen:
http://www.activism.com/de_DE/petition/gegen-den-hechtfang-fuer-die-industrielle-verarbeitung/41617
http://dicht-am-fisch.de/medien/pressespiegel/wasserkraft-angeln-hecht-bodden-fischmeh
Wie der Anteil der Fischer ist, welche einen nachhaltigen Ertrag sowie Artenzusammensetzung gewährleisten können (was natürlich auch von der Konkurrenz abhängt), können wir beide nur schwer beurteilen.
Theoretisch stellt sich aber immer die Frage: Warum sollte nachhaltig gehandelt werden, wenn es um Gewinne geht? Es ist und bleibt schließlich ein Job.
Zusammengefasste Werte (
http://www.bmel.de/SharedDocs/Downl...chtBinnenfischerei.pdf?__blob=publicationFile) werden stark durch uns Angler verfälscht, welche auch mehr Masse entnehmen.
4.1.1 zeigt zumindest einen kleinen Rückgang, dafür allerdings bei weit weniger Fischern als früher! Die Grafik wird aber auch über die besondere Situation des Bodensees geprägt. Es sieht somit danach aus, als würde unabhängig von der Anzahl der Betriebe das Kontingent einfach ausgeschöpft. Nachhaltig? Schwer zu sagen.
Ich möchte auch nicht induktiv von schwarzen Schafen auf alle schließen. Aber: "Warum sollte nachhaltig gehandelt werden, wenn es um Gewinne geht?" steht erstmal. In den meisten Fällen fängt man wohl einfach so viel man kann, oder etwa nicht?
Das gleiche gilt für die Landwirtschaft. Es steht klar der Ertrag im Mittelpunkt. Nochmal: Es ist eben ein Job mit einem Einkommen. Warum sollte man Selbstregulatorik annehmen? Absurd.
Wer weniger spritzt, muss Ertragseinbußen hinnehmen, oder mehr Arbeit und Aufwand hineinstecken:
http://www.deutschlandfunk.de/frank...-pestizide.697.de.html?dram:article_id=385778
Hierbei eine Studie zu IPM vs Conventional:
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16156581
Die Politik sieht sich gezwungen zu handeln, weil man dies nicht von selber tut. Es geht schließlich um die Kohle, welche Wahl haben die Bauern da? Sie verteidigen dies natürlich, und da sind wir wieder beim Bauernverbandspräsidenten:
- "der Bauernverband bekenne sich zu einer erfolgreichen, einkommensorientierten Landwirtschaft."
- "Es gebe zu viel Regulierung und ständig neue Programme und Kontrollen."
http://www.taz.de/!5233902/
https://www.ugb.de/lebensmittel-im-...ser-kontrolle/?pestizide-pflanzenschutzmittel
Nochmal: Erträge sind immer primär gewinnmaximierend orientiert. Sei es Fischerei, oder Landwirtschaft. Du hast das in einem Fischereilichen Betrieb anders kennen gerlernt? Das ist schön zu hören, es gibt also auch andere. Die Ausnahme dürfte es dennoch sein. "Glaube" man handle nachhaltig, zählt nicht
Warum? Man ist vom Fach und muss wissen was man tut. Stichwort: Nebenerwerbsfischer....
Und zur Nachhaltigkeit noch eins. Dein Link ist schön und gut, liefert aber nichts anderes als das, was ich ausführte: eine Definition von Nachhaltigkeit. Eine von unendlich vielen. Das ist kein definierter Rechtsbegriff und niemand hat die alleinige Deutungshoheit darüber.
Nachhaltig steckt im Wort, nicht? Nacher, also später, auch noch etwas halten zu können. Das ist deine Definition: Die Sicherstellung der Versorgung der Zukunft = Deutung. Rechtsbegriff? Die Vorgaben stehen in den Richtlinien, also Handlungs-und-Ausführungsvorschriften. Hier anbei ein paar:
Desweiteren gibt es empfehlende Leitlinien:
http://www.bmel.de/DE/Landwirtschaft/Welternaehrung/_Texte/FAO_Leitlinien_Landnutzungsrechte.html
Per Definition ist unser Wohlstand und Wohlbefinden von unserer Umwelt abhängig (Wohlstand könnte man unterschiedlich deuten):
http://www.bmub.bund.de/themen/nachhaltigkeit-internationales/europa-und-umwelt/kurzinfo/
Und was stellt diese für uns nützliche Umwelt dar? Richtig, jetzt zum dritten mal für alle zum Mitschreiben: Die Ökosystemdienstleistungen (
https://de.wikipedia.org/wiki/Ökosystemdienstleistung).
Meine verlinkte Studie, und das wird sehr sicher nicht der einzige Hinweis sein, zeigt das diese Dienstleistungen an die Artendiversität, welche maßgeblich für die Stoffumsetze hin zur Mineralisierung (Wachstumsgrundlage der Landwirtschaft) verantwortlich sind, gekoppelt ist. Warum sollte es auch anders sein?
Man beschäftigt sich heute damit, wieviele Arten aussterben können, bevor diese Dienstleistungen gefährdet sind. Hasenstreichler-Artenschutz ist völlig latte
Es sind rein egostische Motive, die man übrigens extra für Wirtschaftler in monetäre Zahlen übersetzen muss, damit sie damit was anfangen können. Denn worum soll sichs sonst drehen, wenn nicht um die Penunze? Ein Scherz? Gewiss nicht:
http://documents.worldbank.org/cura...5/pdf/308930PAPER0Ecosytem0worth01public1.pdf
Deshalb ist das Statement des Bauernverbandspräsidenten natürlich auch Unsinn: Sein Ertrag hängt von den Viechern ab.
Klar soweit?