Re: Felderberger Seen Carwitzer See
Hi Rabauke & Sportfischer!
Nochmal zu den Carwitzer Seen
Es ist kaum möglich hier pauschale Tipps für die Carwitzer Seen zu geben. Man muß die Gewässer schlichtweg gut kennen. Und genau darin liegt ihr besonderer Reiz.
Ich habe viele dutzend Angel-Sessions (mein Angeltag hat für gewöhnlich 12 Stunden) gebraucht um peu a peu dahinter zu kommen.
Stichworte: Untiefen/Bodenprofil, Jahreszeit, Windrichtung, Verhaltensweisen, klares Wasser (damals bis 4 - 5 Meter), Temperatur, Sprungschicht, Köder...
Das Kennenlernen meiner deutschen Lieblings-Seen war i.d.F. etwas ganz besonderes, aufgrund der großartigen Natur die sie bieten, der absoluten Ruhe, der Schönheit umliegender Landschaften, der Qualität des Wassers, dem Bodenprofil wie von einem Angelsee-Stardesigner konstruiert und last but not least seiner einst legendären Bestände, wie den Herausforderungen, ihnen alljährlich nachzustellen.
So viel sei gesagt
Kleine Hechte bis 60 cm und Barsche in allen Größen konnte ich damals auf Anhieb in Massen mit Kunstködern (z.B. Spinner Gr 4 - 5, Wobbler/Gummifisch in typischen Designs) an entsprechenden Stellen fangen.
In all den vielen Jahren habe ich jedoch keinen einzigen Großhecht mit einem Kunstköder überlisten können, da das Wasser scheinbar zu klar dafür ist bzw die großen Hechte zu gerissen, und das obwohl ich Carwitzer und Zansen quasi lückenlos damit abgeschleppt habe (muß dazu anmerken, daß ich ein ausgesprochener Kunstköder-Angler bin).
Wichtig: Die großen Freiwasserhechte stehen im Freiwasser - um sie zu fangen ist somit unverhältnismäßig höherer Aufwand und mehr Zeit erfoderlich!
Wer die optimalen Stellen kennt, befischt diese vorzugsweise mit großen Köderfischen (Plötze, Brasse, Barsch) durch festen Ansitz oder schleppend. Alles sollte stimmen, perfekt geplant und initiiert sein, vor allem auch die Montagen.
Bemerkenswert über die Jahre sind die 3 ultimativen Bisse von Monsterhechten, vermutlich die mit Abstand Größten, die an diesen Seen meine Köder nahmen und ausgerechnet als einzige solcher nicht realisiert werden konnten.
In allen 3 Fällen wurden große Köderfische bis 1 kg Gewicht schlichtweg einmal durchgebissen wie Pappe und sofort wieder ausgespuckt. Ich kam aus dem Staunen kaum mehr raus und muß seit dem für den Rest meines Lebens die Ungewissheit über diese nie zu Gesicht bekommenen Fische verarbeiten.
Gefräßige Großbarsch-Verbände waren damals regelmäßig durch "köchelndes Wasser", oft mit Möwen darüber, offensichtlich zu erkennen, besonders im Mai/Juni und zur wärmsten Jahreszeit im August. An den entsprechenden Stellen ankerte ich häufig für den ganzen Tag um zur richtigen Zeit die Spinnrute zu zücken. Die Barschschwärme kamen und gingen.
Zwischendrin konnte ich öfter einige im tiefen Wasser (6 - 10 Meter) mit schweren Kunstködern fangen. An einer leichten 2,9 m Rute (ich hatte damals eine äußerst ungewöhnliche Eagle Claw Carbon Rute mit durchgehendem Blank und ebensolcher Aktion für superleichtes Lachsfischen!) das reinste Drill-Vergnügen, fette Barsche aus großen Tiefen "hochzupumpen".
Barsche in den Mengen und Größen habe ich seit dem Jahr 2000 dort nie wieder gefangen, geschweige denn gesehen, auch kein "köchelndes Wasser". Die Hecht-Bestände gingen schlagartig zurück, waren aber gerade noch vertretbar.
Damals waren in den Sommermonaten gelegentlich räubernde und springende Großhechte zu sehen - seit 2000 habe ich das nur noch zweimal beobachtet. Vor meiner Zeit war das laut berichten Einheimischer sogar noch viel häufiger zu beobachten.
Fazit
Der See wurde definitiv überfischt. Leider!
Der Fischer will in erster Linie Angler und Urlaubsgäste locken, nebenher Gäste in sein Restaurant und Kunden auf Märkten mit Fisch versorgen. Entnommen wird fataler Weise fast alles an Raubfisch (die großen wie auch untermaßige Hechte, alles andere sowieso).
Der Mythos um die bewiesenermaßen legendären Großhechte, wie auch Barsch- und Aalbestände, wird in diesem Sinne natürlich aufrecht zu erhalten versucht, obwohl er diesem Anspruch so nicht mehr gerecht wird.
Ich finde das sehr traurig, vor allem da ich an eine bessere Bewirtschaftung, ökologischen wie auch ökonomischen, für möglich halte.
Umfangreiche Besatzmaßnahmen sollten eigentlich selbstverständlich sein, sowohl im Sinne in der Vergangenheit geäußerter Bewirtschaftungs- und Geschäftspolitik, als auch im Sinne einer ertragreichen Zukunft.
Zum Schluß möchte ich auch an alle Angler appelieren, für art- und naturgerechten Umgang mit den Seen, ihren Fischen und allem drum herum.
MfG