Vorab: Ich halte mich penibel an die offiziellen Empfehlungen und befürworte den Großteil der Maßnahmen auch (insbesondere diejenigen, welche nützen und gar nicht so große Einschränkungen mit sich bringen, wie Hygiene, Abstand und massive Kontaktreduzierung.)
Mich nervt aber zunehmend die Berichterstattung (auch die offizielle), denn da werden Meldungen verteilt, die völlig aus dem Zusammenhang gerissen sind und ohne Hintergrundinfos gar nicht beurteilt werden können.
Ohne Kenntnis der genauen Testzahlen, der Testkriterien, der Alterszusammensetzung der Positivtests, der Alterszusammensetzung der schweren Verläufe und der Toten und deren genauen Vorerkrankungen bringen die vielen Meldungen und insbesondere die Vergleiche unter den Ländern fast keinen Nutzen. Zudem müsste alles in Bezug auf eine Zeit ohne Corona ins Verhältnis gesetzt werden.
Das wird aber leider nicht gemacht, sondern die Infos werden (teilweise ganz bewusst) verzerrt.
Stirbt irgendwo auf der Welt ein junger Mensch mit Corona, dann geht z.B. diese Meldung um die Welt, als ob jetzt plötzlich junge Menschen große Angst haben müssten. Das ist aber Unsinn, denn am Gesamtbild hat sich nicht viel geändert, denn auch in China waren junge Menschen schwer erkrankt und auch gestorben. Es waren aber sehr, sehr wenige. Zudem können auch junge Menschen Vorerkrankungen haben und nicht immer sind diese diagnostiziert. Natürlich will man die jungen Menschen damit wachrütteln, aber muss das so passieren?
Umgekehrt werden auch schwerkranke Sterbende auf Palliativstationen nun plötzlich zu Coronatoten, wenn sie vor dem unabwendbaren Tot positiv getestet waren.
In Italien wiederum gehen offenbar nur Tote in Krankenhäusern und Pflegeheimen in die offiziellen Corona-Statistiken ein.
Ohne saubere Datenbasis können m.E. aber keine sinnvollen Entscheidungen gefällt werden. In D sind z.B. 2018 über 950.000 Menschen verstorben. Allein im März 2018 über 100.000 Menschen. Davon vermutlich nur wenige ganz sanft im Schlaf. Nun in 2020 bekommt plötzlich jeder Coronatote seine eigene Meldung (zumindest lokal). Sowas verzerrt die Realität.
Gehen die Fallzahlen in D. z.B. hoch, weil mehr getestet wurde oder weil es bei gleicher Testzahl mehr Positivtests gab? Nehmen die Todeszahlen in D zu, weil es mittlerweile mehr ältere Infizierte gibt oder weil die Verläufe allgemein schwerer werden? Ist Hamburg relativ gesehen in D an der Spitze bei Infektionen, weil relativ gesehen mehr getestet wird oder weil so viele in den Skiferien waren? Usw. usw.
Gleichzeitig feiern sich die handelnden Akteure in D als Macher mit Durchblick, dabei wirken sie in Wirklichkeit ziemlich hilflos, nachdem sie die Nummer anfänglich vollkommen verpennt, unterschätzt und unnötig verharmlost haben.
Nun gut, ich darf zwar nicht allein nach SH oder MV an die Ostsee zum Mefoangeln, aber ohne jeglichen Schutz in den Super- oder Gartenmarkt oder auch die U-Bahn kann ich jederzeit. Und Schutz wie Masken bekommt man ja leider nicht.
Nicht falsch verstehen, ich bin sehr für den Schutz der Risikogruppen und Älteren und sehe auch die reale Gefahr, dass die medizinischen Kapazitäten sehr schnell erschöpft sind, wenn nicht konsequent gehandelt wird. Keinesfalls sollte man Corona unterschätzen. Trotzdem muss anhand sauberer, nachvollziehbar Daten und auch sehr rational entschieden und sachlich kommuniziert werden.
Dieser Eiertanz vom RKI trägt jedenfalls nicht gerade zu einem stringenten Verhalten der Bevölkerung bei.
Ich hoffe mittlerweile auf den Sommer, Medikamente und einen Impfstoff Ende 2020 (vermutlich brauchen wir alle drei Dinge).
Zudem stelle ich mich darauf ein, dass Kitas+Schulen bis zu dem Sommerferien geschlossen bleiben, aber es bei Geschäften und den Freizeitaktivitäten nach Ostern gewisse Lockerungen unter strengen Auflagen gibt.
Den Betroffenen wünsche ich gute Besserung und uns allen ausreichend Disziplin und Durchhaltevermögen, sowie die Möglichkeit ans Wasser zu kommen.