MorrisL schrieb:
Die Grenze beginnt eben da wo der tatsächliche Laichakt des Hechtes beginnt. Das ist insofern plausibel , als das dies ja auch die Zeit wäre, in welcher Entnahme zumindest sinnfrei wäre.
[align=justify]Die Frage nach der Grenze finde ich auch nicht so ganz eindeutig. Das hängt erstens tatsächlich damit zusammen, dass dein Vorredner Recht damit hat, wenn er sagt, dass die Fische bereits im Herbst wieder Rogen bilden, der ebenso potentieller Nachwuchs bedeutet wie jener Rogen eines Hechtes unmittelbar vor dem Laichgeschäft. Zweitens hat die Entnahme selbst ja überhaupt nichts mit dem Laichgeschäft zu tun, sondern erfolgt schlicht aus dem Grund der Nahrungsgewinnung, so dass sie nicht sinnfrei wäre. Wenn ich ganz frech bin, könnte ich sogar behaupten, dass ein laichschweres Weibchen mehr Rogen hat als eines, das gerade erst angesetzt hat, und dass man ja auch Rogen gut braten kann (macht heute nur kaum einer noch). Nicht falsch verstehen, auch ich handle so, dass ich in Zukunft noch Fische fangen kann. Als jemand, der so gut wie nur verletzte Fische, selten mal einen Fisch so, mitnimmt, stellt sich die Frage mir auch nicht in dem Maße und ich versuche die Fische in der Laichzeit natürlich auch zu umgehen. Trotzdem ist die Grenze nicht eindeutig, da ein Zander oder Hecht, der einen Tag vor dem Laichgeschäft steht, und somit noch nicht in den Rahmen des von Dir geforderten Zurücksetzens fällt, wohl nicht weniger "Recht" auf ein Release anmelden kann, als der selbe Fisch einen Tag später zu Beginn des Laichspektakels.
Die gesetzlichen Schonzeiten helfen dem Angler da auch nicht weiter. Natürlich muss er sie beachten, doch bieten sie keinen Garant dafür, dass sich Laichzeit und Schonzeit tatsächlich, wie vorgesehen, überlagern. Die Brandenburger Regelung, die den Hecht früher schon und wieder freigibt, den Zander erst später, ist schon mal ein guter Anfang, da hier tatsächlich empirische Regelmäßigkeiten in die gesetzliche Regelung Einzug halten - anders als in anderen Bundesländern. Doch gibt es auch hier Abweichungen. Ein kalter und langer Winter so wie letztes Jahr oder auch dieses Jahr genügt, so dass es bereits zu Unstimmigkeiten kommt und die Fische bereits, und die Fische sind bereits wieder zum "Abschuss" freigegeben, obwohl die Laichzeit gerade erst begonnen hat. Umgekehrt gilt dasselbe für besonders warme Perioden, so dass die Fische noch entnommen werden dürfen, während sie bereits laichen.
Aber dein Vorschlag betraf ja die Laichzeit an sich unabhängig von Schonzeiten in der Verantwortung des nachhaltigen Anglers selbst. Wie gesagt, auch dieser Vorschlag zieht die Grenze eher willkürlich, da ein Fisch unmittelbar vor dem Laichgeschäft meines Erachtens genauso schützenswert ist, da das Potential dasselbe ist, und das man ebensogut bis in den Herbst zurückspinnen kann. Und natürlich hat jeder Hecht auch außerhalb der Rogenbildung sein Potential zur Vermehrung
Aber irgendwo muss man natürlich die Grenze ziehen :lol: [/align]
Moral braucht im übrigen nicht definiert zu werden , aber ich versuchs mal mit eigenen Worten: Sie beinhaltet die Regeln, die nötig sind , um das Zusammenleben möglichst geschmeidig zu organisieren.
ziemlich konsequentialistische Auffassung, aber im Ansatz nicht verkehrt
Was Doppelmoral hingegen definitorisch hergibt übersteigt meinen Horizont
.
"Wasser predigen und Wein trinken" beschreibt Doppelmoral recht gut, finde ich.
Und um eines bitte ich auch bei der Btrachtung des Angelns an sich. Der SINN(des Angelns) ist nicht der ZWECK , aber mir scheint das der häufigste formale als auch inhaltlich kognitive Fehler jener ist , bei welchem diese beiden Begriffsinhalte-und Umfänge wahllos vermengt oder gar vertauscht werden , als sei das Eine das Andere.
Netter Versuch der Differenzierung. Aber den Sinn als Bedeutung einer Handlung kann man mit dem Zweck als Bedeutung einer Handlung sowohl umgangsprachlich sondern auch definitorisch synonym verwenden. Die Unterscheidung nach privat=Sinn/öffentlich=Zweck ist mir nicht geläufig.
Der Sinn ist immer privat und variabel. Für jeden kann(!!) Angeln etwas anderes bedeuten. Jeder hat seine eigenen Gefühle , Gedanken :ergo, die Ebene der Psyche dabei.
Das gilt auch für den Zweck. Sinn und Zweck setzen beide ein Individuum voraus, das im Stande ist, eine Handlung aus einem ganz bestimmten Grund zu tun, der vorher festgelegt wird.
Der Zweck ist interprivat und festgelegt: Fisch fangen=Nahrung beschaffen=Ernähren.
Das würde ich eher als die materielle oder physische Ebene dabei bezeichnen wollen. Das dürfte für jeden das gleiche sein.
Das ist keine Unterscheidung zu "Sinn" sondern bezeichnet lediglich den (zumindest hier in Deutschland) von den Verbänden nach außen repräsentierten Sinn und Zweck (die Vorgabe von "oben"), die zwar viele Menschen teilen, so dass vorgegebener und privater Zweck miteinander zusammen fallen, und die auch den historischen Ursprung des Angelns begründet, und die dennoch andere Menschen wiederum nicht teilen. Die, die diese Ansicht nicht teilen, gehen trotzdem angeln, aber eben aus anderen privaten Gründen, obwohl sie natürlich gleichzeitig nach außen hin die Vorgabe von "oben" als Sinn und Zweck vorgeben können. Letztlich entscheidet tatsächlich der private Zweck oder Sinn über die Motivation zum angeln, ob der nun lediglich das Fangerlebnis oder auch die Verwertung mit einschließt.
Unter diesen Gesichtspunkten ist meines Erachtens eine C&R Diskussion hinfällig , solange reine Sinnverfechter und Zweckfraktionäre argumentieren oder die Begriffe vertauscht gebräuchlich sind .
Zum Spaß Fische zu erbeuten wird immer moralisch fragil bleiben ,
[align=justify]Das kann man wohl nicht pauschalisieren, auch wenn das wohl auf Deutschland zutreffen könnte. Aber Gedanken sind ja erlaubt. Demnach könnte man auch fragen, warum es verwerflicher sein soll, einen Fisch wieder zurückzusetzen als ihn zu entnehmen. Die Antwort "Nahrung" begründet das meines Erachtens nicht hinreichend. Die Antwort dürfte dann wohl eher in (nicht reflektierten) Gewohnheiten/Prägungen usw. zu suchen sein.
Natürlich verstehe ich, dass Nahrung ein elementares Bedürfnis ist, während das Fangerlebnis oder den Spaß niemand zum Überleben braucht. Aber mal ehrlich, wer entnimmt schon einen Fisch, weil er überleben muss oder weil er so gesund ist? Die Meisten gehen mit ebenso viel Spaß ans Essen wie an das Angeln selbst. Die Frage nach dem Überleben stellt sich doch heute gar nicht, da die Alternativen zahlreich sind und wohl kein Angler am Hungertod nagt. Räucheraal, Zanderfilet für Gourmets zum Überleben? Never! Inwiefern ist der Spaß am Angeln da verwerflicher als der Spaß am Essen. OK, manche essen tatsächlich Fisch, weil sie gesund bleiben wollen (können dabei natürlich gleichzeitig Spaß empfinden), aber Gesundheit ist ein so komplexes Feld, dass neben der Ernährung auch die psychische Verfassung dabei eine Rolle spielt, die für einen begeisterten Angler u. a. auch vom Spaß beim Angeln abhängen kann, was man nicht unterschätzen sollte. Vielleicht greift uns die Soziologie/Psychologie usw. hierbei irgendwann mal unter die Arme, wenn die Angler in Zukunft auch mal eine Zielgruppe für Forschungen auf diesem Feld werden sollten.
Dass viele Angler und auch die Verbände (der eine mehr/der andere weniger) auf die Nahrung als "Zweck des Angelns" pochen, versteh ich ja aus den genannten Gründen der Prägung/Gewohnheit. Demnach ist Angeln eben untrennbar mit Fisch essen verbunden, auch wenn dieses Argument sich nicht nur auf das Essen an sich bezieht sondern auch aus als Rechtfertigung gegenüber Angelgegnern (eine ähnliche Rechtfertigung wie die Hege als Zweck der Jagd gegenüber Jagdgegnern) herhält.
Dennoch sollte der Spaß am Angeln immer auch reprästentativ eine Rolle spielen und nicht zu kurz kommen. Es wird wohl keinen Angler geben, ob nun Hardcorkühltruhen-Angler oder Hardcore-Releaser, der keinen Spaß am Angeln empfindet. Den Spaß daran zu verleugnen oder nicht auch "diplomatisch geschickt" nach außen zu tragen bzw. nicht auch ein Stück weit zu rechtfertigen, würde ich nicht nur als strategisch unklug sondern sogar als doppelmoralisch einstufen, wo wir schon mal beim Thema Moral sind. Wenn man sich zudem nicht dafür einsetzt, könnte der Spaß öffentlich bald gar nicht mehr erlaubt sein. Das macht hier aber ohnhin niemand, das machen nicht mal die Verbände, keiner der beiden "Großen". Die sagen, naja, zumindest der eine, dass NICHT NUR der Spaß am Angeln der vernünftige Grund sein darf (wegen Tierschutzgesetz etc.) und ist mir persönlich zu defensiv. Aber die Entwicklung zum Angeln, wo Spaß zunehmend eine größere Rolle spielt, sieht man doch deutlich an der wachsenden Beliebtheit von Spinn-, Karpfenangeln usw., deren Anhänger ihr "Lebensgefühl" meist geschickter und positiver nach außen tragen, als der "Plumpser" (schuldijung, wollte niemanden uff'n Schlips treten oder pauschalisieren), der in Gossenuniform mit Bierdose und Homer Simpson-Hut seinen Melkschemel hütet.[/align]