Bedeutet also, dass alle, die vor 20 Jahren ein Forum ins Leben gerufen haben, das Guiding zu ihrem Job gemacht haben, als Berater, Teamangler oder sonstwas für Firmen aus der Angelbranche tätig wurden oder gar als Gerätehändler ihr Geld verdienen, einen riesigen Fehler gemacht haben. Sie haben ihre Seele verkauft und zur Strafe müssen sie sich jetzt mit durchlöcherten Booten, beschmierten Häusern und zerstochenen Reifen auseinandersetzen...
Ich war bei der selben TV-Produktion tätig und habe mich anders entschieden als Du. Aus Freude am Angeln. Ganz sicher nicht, weil ich anfangs so viel verdient habe. Es waren harte Jahre am Anfang. Ich hab echt kaum was verdient und teilweise für 30 Euro Guidings durchgezogen an der Havel. U.a. an dem Spot, um den es geht. Aber ich wollte es unbedingt. Durch die vielen Kontakte, die ich durch Hechtsprung hatte, habe ich viele interessante Menschen kennengelernt und beschlossen, das mit dem Angeln durchzuziehen. Ich habe sehr viel Lehrgeld bezahlt. U.a. schuldet mir Hechtsprung noch deutlich über 10.000 Euro Praktikantengehalt (ich habe für die Betreuung der Website 600 Euro im Monat bekommen, bzw. war das so ausgemacht - bekommen habe ich mein Gehalt eher selten). Aber ich ich habe immer dran geglaubt, dass irgendwann mal alles gut wird und dass es besser für mich ist, wenn ich viel draußen bin, mich mit etwas beschäftige, was mir richtig Spaß macht und einen Chef wollte ich auch nie haben.
In 20 Jahren habe ich den Grundstein fürs größte deutschsprachige Raubfischforum der Welt gelegt, 3 Bücher geschreiben, unzählige Artikel in Fachmagazinen veröffentlicht, einige Sonderhefte "Barsch" verfasst, geguidet, 2 YouTube-Kanäle hochgezogen, Kataloge für YAD, Rapala und Shimano betextet, legendäre Forentreffen organisiert, Köderfarben erfunden, ein paar Ruten mitentwickelt usw. Viel wichtiger aber: Ich habe total viele gute Menschen kennengelernt, habe entdeckt, wie schön es vor der Haustür ist bzw. wie schön Deutschland ist, konnte aber auch viel ins Ausland reisen und kann jetzt auf zwei sehr intensive Jahrzehnte zurückblicken, in denen nicht alles glatt lief. Aber mit dem, wie jetzt alles ist, bin ich sehr zufrieden.
Ich fühle mich weder als Werbehure, noch als Forenfuzzi. Und meine Seele habe ich auch nicht verkauft. Im Gegenteil. Ich mache etwas, was mir liegt. Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich habe schon immer gern geteilt. Geheimthaltung zwecks Absteckung meiner Claims war noch nie mein Ding. Ich finde es und fand es schon immer albern, wenn Angler ihre Köder und ihre Tricks verheimlichen, damit andere nicht genauso gut fangen. Ich bin der, der zum Nebenmann hingeht und ihm einen Köder gibt oder einen Tipp, damit er genauso gut fängt. In meiner gesamten Berichterstattung war es mir wichtig, den Konsumenten meiner Berichte und Artikel mehr zu geben als ein paar schöne Bilder. Ich habe schon immer Bedienungsanleitungen geschrieben und finde, dass diese Transparenz einer meiner größten Errungenschaften ist. Ich hatte bei der Lektüre von Angelzeitungen früher oft das Gefühl, dass es sich bei vielen Berichten um Selbstbeweihräucherungsartikel handelt und wollte es anders machen. Das sind komplett unterschiedliche Ansätze. Würde ich Fangneid fühlen oder würde ich mit dem Gefühl im Kopf angeln, dass ich mit meiner Arbeit faulen Leuten zu Fischen verhelfe, die sie ohne mich nie fangen würden, hätte ich meine Seele verkauft. Aber dieses Gefühl ist in mir nicht angelegt. Na klar hätte ich auch nix dagegen, wenn es insgesamt mehr Fisch geben würde. Und ich weiß auch, dass so mancher Barsch noch leben würde, wenn ich nicht seit 20 Jahren Werbung fürs Barschangeln machen würde. Aber noch ist genug Barsch für alle da. Ich bin einigermaßen optimistisch, dass das so bleibt.
Ich glaube dran, dass es so aus dem Wald herausschallt, wie man hereinruft. Ich begegne den Leuten freundlich, helfe ihnen, ihr Hobby voranzutreiben und Spaß zu haben am bzw. aufm Wasser und wurde in 20 Jahren ca. 3 mal doof angelabert im echten Leben und musste einmal einen Spruch von der Tür schrubben von jemand, den ich kenne. Na klar kann es sein, dass jemand mal ein Loch in mein Boot bohrt. Es kann auch sein, dass man mir die Reifen platt macht. Ich würde mich übergeben, wenn es so wäre. Weil ich keiner Menschenseele was zuleide tue und einfach nur mein Leben führen will, wie ich es führe.
So. Das war jetzt recht privat. Jetzt der offizielle Part: Die Free-Rig-Folge kommt erst morgen. Hatte noch so viele Korrekturwünsche, dass die Postproduktion in Köln nen Tag länger braucht. Morgen soll es dann aber soweit sein.