Ich finde es gut, dass dieses Thema auch hier einmal behandelt wird, auch wenn sich viele hier nicht als Meeresangler verstehen, oder das Problem am Baglimit in keinster Weise nachvollziehen können.
Ich angle jetzt seit ca 2 Jahren intensiv an der Ostsee - bin dabei 99% Spinnangler - nur manchmal kommt ein Wurm ans texasrig zum plattenfang.
Ich bin in der saison (März bis Ende Dezember) so oft an der küste wie ich kann und habe dadurch schon den ein oder anderen Einblick erhalten, denke ich.
Und ja, ich esse sehr gerne selbst gefangenen Fisch aus der Ostsee - auch sehr gerne Dorsch.
Das Baglimit stört mich persönlich dabei nicht im Geringsten.
5 gute Dorsche a 50-60cm ergeben ganz locker 3-5 Abendessen mit meiner Holden oder ein Grillfest mit Familie und Freunden.
Wir sind nunmal immer noch Angler und sollten nicht immer an den Kühlschrank denken.
Zudem müssen wir auch einfach den Fisch als das würdigen was er ist - eine Delikatesse, die im Laden so teuer ist wie Rinderfilet und da essen wir auch keine 500g und das dreimal die Woche - ich zumindest nicht ;(
Aber ich wohne nunmal auch nur eine gute Stunde von der Küste entfernt und betrachte das aus meinem Blickwinkel.
Wenn ich mir vorstelle, dass jemand dann aus Bremen oder Berlin oder gar Köln, München,Stuttgart an die Küste fährt und an einem guten Tag gesetzlich dazu gezwungen ist das Angeln einzustellen, nach der ersten halben Stunde, dann kann ich zumindest nachvollziehen wieso darüber hitzig diskutiert wird.
Denn im Gegensatz zu zB. Dänemark (c&r erlaubt) muss man dann tatsächlich nach 5 (gerade 38cm) Dorschen das Angeln einstellen.
Natürlich muss man sich nicht an c&r halten und viele von uns machen das auch im Salz- und Süsswasser nicht, aber wie läuft es unter Beobachtung von wildfremden Anglern oder dem Kutterkäptn, der die Waschpo im Nacken hat.
Ich selbst mag keine kutter, ich mag den Großteil des Publikums nicht und ich seh auch keine anglerische Kunst im Kutterangeln.
Das ist aber nunmal meine subjektive Meinung dazu.
Aber eines ist mir ebenfalls aufgefallen hier an der Küste:
Es gibt prozentual erheblich mehr Fleischmacher als im Süsswasser.
Ich kann keinem hier empfehlen mal einem Brandungscup oder Ähnlichem beizuwohnen.
Was da an Kleinfisch tot im Wasser dümpelt, weil der Haken zu tief saß usw. das ist leider mehr als traurig.
Und es scheint bei sehr vielen Anglern hier oben kein wahres Gefühl für Nachhaltigkeit zu geben.
Das ist aber kein rein deutsches Meeresphänomen wenn man mal ans Mittelmeer oder an die Atlantikküste denkt.
Ich will nicht den großen Philosophen spielen, aber ich habe schon oft mit meinen Angelkumpels drüber gesprochen, dass die Fischereiprüfung viel zu einfach und rudimentär ist.
Das hat meiner Meinung rein garnix mit echter Ausbildung zu tun sondern ist maximal ein Crashkurs den der ein oder andere Angler dann später durch eigenes Nachdenken aufwertet.
Eine Sensibilisierung für ökologische Zusammenhänge findet nicht statt.
Der Umgang mit dem Fisch wird aus Ideologie nicht gelehrt denn c&r ist Psychoterror oder so, Es gibt nur Maßband - Knüppel- iwo in den Bauchraum stechen bis Blut raus kommt.
Der Angler ist leider an seinem schlechten Ruf nicht ganz unschuldig und die Verbände auch nicht.
Ich möchte aber auch den Bogen zur Fischerei schlagen, und hab hier ein paar Schmankerl:
Nr1:
Kleinbassnatic steht vergangen September morgens früh in Eckernförde am Hafen und schaut was der Fischer denn so in seinen Kisten hat.
Der verkauft heute Braunlachs an die Touristen.
Braunlachs denkt sich Bassnatic, nie gehört!
Muss ja ne Delikatesse sein, so viel wie der kostet, und das scheinen auch die Touris zu denken.
Glückwunsch, der Fischer hat 5 Kisten knallbraune Meerforellen im Kutter liegen, gefördert durch die Aufzuchtprogramme der deutschen Angelvereine.
Aber ist ja auch praktisch, rund um die Aufstiegsbäche liegen die Netze seit Juli über Kreuz ( er fischt hier auf Plattfisch sagt er)
Nr2:
Kleinbassnatic steht an ner Hafenmole in Strande nachts um 1;
Der Fischer kommt rein mit vollen Kisten, wirft eine Decke über den Fisch, als er uns sieht und verschwindet in der Kajüte.
Musste vermutlich noch seine Fänge in die Quote eintragen nachts um 1.
Nr3:
Kleinbassnatic geht auch gern in Hamburg angeln und wundert sich über Hänger.
Ne woche später steht in der Zeitung es wurden 15 illegale netze aus dem Hafen entfernt innerhalb weniger Wochen.
Nr4:
Kleinbassnatic ist im Februar mal wieder in Eckernförde und was liegt da im hafenbecken?
Filetierreste von richtig dicken Dorschen - Trotz Schonzeit.
Und ich schliesse ab mit der Politik:
Frau Rodust ( ich glaube SPD) gibt in einem Interview von sich:
Schleppnetze sind vollkommen unschädlich für den Meeresboden, ein Schleppnetz sei vergleichbar mit einem Pflug und schade daher kaum den Habitaten am Meeresgrund.( OK, Wenn ich einen Pflug durch eine Blumenwiese ziehe, dann sieht die also genauso aus wie vorher?)
Zudem würde der Dorsch meist über Sandboden geschleppt ( ja da fang ich irgendwie nie nen dorsch aber gut, die muss es ja wissen, ist ja dafür eingestellt worden)
Die Schonzeit des Dorsches für Februar bis April gilt nur für eine Wassertiefe ab 20m ( da pflanzt er sich tatsächlich fort, soweit die Wissenschaft)
Flacher darf auch während der Schonzeit gefischt werden (ja gut da kann man ja hoffen, dass die Dorsche die volle Schonzeit schon im Tiefen verbringen und nicht erst da hin schwimmen.)
Und das Schönste:
Schollenfischerei mit einem erlaubten Beifang von 10% Dorsch war auch während der Schonzeit in einer Tiefe von mehr als 20 Metern erlaubt, wurde aber jetzt noch kurzfristig verboten, weil mehrere "Schollenkutter" durch die bekannten Dorschlaichgebiete zogen und unvorhergesehenerweise Dorsche mit dicken Bäuchen fingen.
Und euer Biozuchtlachs aus dem Reformhaus wird idr. mit Fischmehl gefüttert:
Die sogenannte Gammelfischerei verwurstet dabei alles was in dem kleinen Netz landet zu Mehl und es landet in der Lachsfarm.
Die Krabbenfischerei an der Nordsee hat bis zu 90% Beifang aus Kleinfisch und anderen Lebeswesen.
Beifang ist idr. tot, bevor er wieder ins wasser kommt, aber das wissen die meisten hier vermutlich selbst.
Ob das besser für die Bestände ist- das muss jemand anderes ermitteln.
Ein Bleiverbot für Köder soll in Erwägung gezogen werden, während auf dem Meeresboden tausende Tonnen Weltkriegsbomben gammeln, inkl Phosphorsprengköpfen.
Wo bleibt die Verhältnismäßigkeit?!
Das Grab des Dorsches hat ein anderer geschaufelt, Den Schuh muss sich der Angler nicht anziehen.
Wir können unseren Beitrag leisten, und das werden die meisten auch- dem Dorsch wird der Verzicht in keinster Weise helfen.
Wenn ihr euch nen Spass machen wollt, dann schaut euch mal an, wie das Thüneninstitut die Fangmengen der Angler "errechnet" hat.
Der Dorsch war allein in den letzten 15 jahren schon mehrfach vor dem Aus, wenn man den Medien aus der Vergangenheit glaubt.
Es gibt schwache Jahre und starke Jahre, das hat leider weniger mit den Maßnahmen der Politik und noch weniger mit denen der Fischerei zu tun, als vielmehr mit der extremen Fertilität dieses Fisches.
Und wenn die äußeren Umstände ( Salzgehalt Sauerstoff usw) stimmen dann rummst ein Jahrgang mal wieder so richtig.
Der 2016er Jahrgang war zB sehr stark, das sagt sogar die Wissenschaft.
Entschuldigt bitte den langen Text - Aber in zwei Sätzen über Whatsapp kann man das Dilemma nunmal nicht besprechen oder?