Moin zusammen!
Ich pushe mal das Thema und erzähle Euch kurz von meinem letzten Spontantrip zu den Wölfen. Ich hole hier ein wenig aus, daher der Hinweis an diejenigen, die das ganze Geplapper mit Stellensuche usw. weniger interessiert, dass sie einfach etwas weiter unten einsteigen mögen.
Am vergangenen Freitag ging es spät am Abend Richtung Europoort, von dem ich bezüglich der tollen Wolfsbarsch-Angelei schon viel gelesen hatte. Längst wollte ich dort schon einmal gefischt haben, jedoch ist ständig etwas dazwischen gekommen. Diesmal aber nicht, ich wollte zum Fisch!
Irgendwann gegen Mitternacht bin ich dann angekommen und war erst mal völlig überwältig ob der schieren Größe des Hafens. Einfach mal hinfahren, Wobbler baden und Fische fangen schien bei starkem Wind und absoluter Ortsunkenntnis plötzlich nicht mehr so einfach. Das hat dann auch dazu geführt, dass ich den anfänglichen Plan, nämlich direkt am Wasser angekommen, die halbe Nacht durch zu fischen, schnell wieder verworfen habe. Statt dessen habe ich mir dann erst mal einen Parkplatz gesucht und im Bulli die Beine hoch gelegt. Dort standen am Strand so viele VW Busse u. a., dass ich mir gedacht habe, es wird schon gut gehen. Generell meine ich nämlich zu wissen, dass man in den Niederlanden nicht einfach so an einem Parkplatz schlafen, also böswillig ausgelegt "Wildcampen" darf. Bin da für Tipps zur aktuellen Gesetzeslage absolut dankbar!
Die Nacht war dann wegen heftigem Wind nicht so ganz ruhig und ich bin leider erst um kurz vor 8:00 Uhr am Morgen wieder aus den Federn gekommen. Also erst mal ab zum Truckerplaza, nen "Toasti" und Kaffee inhaliert (echt jetzt, das war Rekordverdächtig!) und dann ging das Gesuche nach stellen wieder los. Am Ende des Maasvlaktewegs wurde ich dann fündig und habe einen schönen Bereich an der Küstenseite mit dicken Wellenbrechern und Pfahlbuhnen gefunden. Auch abwechslungsreichen Mischgrund meinte ich erkennen zu können. Ganz schick also. Problem: viel zu viel Wind. Den Plan das Kayak zu wässern habe ich direkt verworfen und dafür dann etwa eine Stunde vom Ufer aus mit dem Wind gekämpft, was wenig effektiv war. Absolut keine Aktivität am Wobbler oder Jig. Dann also weiter, denn der Hafen ist ja groß und der Tag war noch jung.
Gesagt getan und die nächsten 20-30 km beim Rumfahren und Suchen verbraten. Irgendwann bin ich dann in einem schönen ruhigen Hafenbereich angekommen, der nach tiefem Wasser und frischen Fischen aussah ;-). Dort habe ich dann alle möglichen Jigs und Wobbler gefischt und auch wieder absolut nichts gefangen. Absolut nichts? - Halt! Da war doch was. Genau, plötzlich zuppelts und als ich schon meinte eine der dort vorkommenden Finten (richtig? Ich meine, so heißen die..) gehakt zu haben, zeigt sich am Ufer auf einmal eine kleine Meerforelle.
Meerforelle, wtf? Wo kommt die denn her? Mitten im Hafen mit Dauer-Rückwärtsfahr-Gepiepe und riesigen Containerschiffen? Nee, oder?
Und doch, es war tatsächlich eine. Vielleicht 30 cm und knapp am viel zu großen Wobbler gehakt, so dass ich sie direkt im Wasser releasen konnte. Pretty nice, dacht ich mir und war wieder motivierter, jedoch ging dann erst mal nichts mehr. Mittlerweile war es dann auch früher Nachmittag, Wasserhöchststand und ich habe mir in Rozeburg klassisch Frites special und ne Frikandel gegönnt. Top! Allein dafür lohnt sich das Angeln in Holland m. E. schon ;-).
Top gestärkt und wieder voll motiviert bin ich dann nach dem obilgatorischen Einkauf für die nächste Nacht wieder an die Stelle mit der Mini-Mefo gefahren. Mittlerweile lief das Wasser schon eine Zeit lang wieder ab und ich fing an zu Peitschen, diesmal besonders intensiv mit diversen Gufis, speziell auch dem 120er Black Minnow, welcher dann am späten Nachmittag auch endlich den ersehnten harten Biss beim Jiggen am Grund brachte. Ging ungefähr so: Biss, Anschlag, Fisch hängt, Fisch ist direkt wieder ab. Hä? Egal, Fisch ist da, also direkt wieder runter gelassen und weitergemacht. Als ich mir dann etwaige Bissspuren ansehen wollte wurde mir ein wenig schlecht. Der BM hing wie ne Eins am Snap, jedoch fehlte da ein kleines, nicht ganz unwichtiges Utensil. Wollt ihr raten, was? Ne, soll ja weitergehen hier. Also Auflösung: Der verdammte Offset-Haken war einfach weg. Alles dran, nichts am Gummi zu sehen aber der Haken fehlte. Da war ich dann mal kurz was gefrustet, ziemlich sogar. Und wie ich so innerlich am fluchen war und mir einredete, was ich doch für ein Vollhonk bin, dass ich den Haken wirklich falsch montiert hatte und der gehakte Fisch deshalb abhauen konnte, ging mir ein kleines Lichtlein auf.
Der sch..... Gufi war doch fertig gerigged! Da hatte ich doch überhaupt nicht die Finger dran! Das war nämlich genau der erste BM, den ich mir vor kurzem in der Normandie gekauft habe. Und das war ein Kombo-Produkt, bevor ich dann die Köpfe und Körper einzeln gekauft und selbst montiert hatte. Also lag es immerhin nicht an mir, was ein wenig Erleichterung brachte. Dennoch blöd und falls ich in Zukunft noch mal fertig montierte BM's kaufe, werde ich diese sehr genau kontrollieren.
Hat jemand von Euch mit den Ködern von Fiiish schon mal etwas ähnliches gehabt oder kann das ggf. erklären?
Also, den Frust über den verlorenen Fisch beiseite geschoben und weitergemacht. Und ein paar Würfe später macht es beim Einleiern im Uferbereich "rumms" und der nächste Fisch hängt. Kein Riese aber er kämpfte ganz gut. Gemessen habe ich nicht und Fotos gibt es auch nicht aber der Offsethaken hing dieses mal perfekt und der Zeebars hatte so irgendwas rund ums Mindestmaß (42 cm!) Ging auch sofort zurück. Ich war happy!
Dann ging wieder eine Weile nichts, ich bin immer weiter am Ufer entlang getingelt, habe riesige (80 cm+) Meeräschen im Flachwasser gesehen und noch diverse Köder ausprobiert. Half aber alles nichts, die Wölfe waren wohl schon wieder weg.
Und dann kam der Kracher! Ich steh mehr schlecht als recht auf dem Blasentang, und fische gerade links rüber so halb parallel ab Ufer entlang und höre auf einmal ein heftiges Platschen. Was ist das? Kopp rumgerissen und im nächsten Moment war ich schon auf 180, weil ein paar Meter außer Wurfweite die ultimative Fressorgie abging. Hab mich dann beim panikartigen Einkurbeln und gleichzeitigen Versuch, über die glibberigen Felsen zu klettern, direkt auf die Nase gelegt und war aber auch gleich wieder im Sprint, weil es immer noch raubte. In Reichweite dann: Wurf, antwitschen - hängt! Kein Woba, dafür aber ne gute Makrele. Auch geil!
Davon habe ich dann drei gefangen und war völlig begeistert ob des brutales Raubens der Makrelen, die alle paar Minuten wieder Kleinfisch an der Oberfläche massakriert haben und sich dabei entlang des Ufers bewegten. Irgendwann waren sie dann außer Reichweite für den Wobbler, sodass ich schnell wieder nen BM eingeklinkt hatte. Und bei der nächsten Frenzy kam ich dann gerade noch so an die Fische ran, jedoch gab es keinen Biss beim Einleiern/Twitchen. Der 120er BM war also wohl schon zu groß. Egal, hatte ja schon welche gefangen und eigentlich sollte es ja auf Zeebars gehen. Ein paar Minuten später ging dann nochmal die Sause und ich hatte noch den Jig dran, also wieder mitten reingeschmissen das Ding und gekurbelt. Brachte auch wieder nichts. Dieses Mal habe ich aber schneller geschaltet und den BM direkt mal hart durchsacken lassen und angezupft. Frei nach dem Motto, das ja vielleicht unter den Makrelen auch die Wölfe mit jagen. Und was war, nach dem zweiten Anjiggen knallt es in der Absinkphase im Mittelwasser und ich habe den nächsten Wolf gedrillt. War wohl ein Zwilling des Ersten und durfte daher auch direkt wieder rein, obwohl vmtl. knapp maßig.
Und ab dem Moment war der Tag für mich ein Erfolg. Habe dann noch bis tief in die Nacht gefischt, eine neue Stelle probiert, jedoch nichts mehr gefangen. Im Prinzip war der Spuk mit den Makrelen kurz vor Ebbe vorbei und dann ging absolut nichts mehr.
Ein Highlight waren dann noch zwei Robben (ich denke es waren Seehunde), din der Abenddämmerung bzw. nachts mitten im Hafen entlang der Steinpackung gejagt haben. Die eine hatte die Ruhe absolut weg und ich konnte beim Abendessen ein wenig zuschauen, wie er verdammt flott die Steinpackung abgegrast hat. Der andere war nicht so freundlich und hat mich aus ein paar Metern Entfernung richtig böse angefaucht, als er an mir vorbeischwamm. Mein Hund war begeistert ;-).
Leider musste ich dann am nächsten Morgen direkt wieder nach Hause, weil andere Verpflichtungen anstanden. Insgesamt jedoch ein absolut gelungener Kurztrip mit Zielfisch und ich werde in jedem Fall bei Gelegenheit noch einmal zum Europoort fahren. Habe das Erlebte als ungewöhnlich gelungene Mischung aus Angeln vor menschgemachter Kulisse mit dennoch tollen Naturerlebnissen empfunden. Sehr cool!
Und warum gibt es wieder keine Fotos?
Naja, das liegt einerseits aktuell am fehlenden Fotohandy und andererseits daran, dass ich mir persönlich nicht mehr viel aus Fischfotos mache. Schön zum Ansehen aber das war es dann auch irgendwie. Das Erlebte zu verinnerlichen und z. B. hier einmal kurz aufzuarbeiten, das gibt mir viel mehr. Ich hoffe daher, dass mein kleiner Bericht Euch dennoch ein wenig gefallen hat. Und wenn jemand mit dem Gedanken spielt, dem Europoort auch mal einen Besuch abzustatten, dann meldet Euch doch einfach mal per PN und wir fahren mal gemeinsam hoch! Sehr gerne auch mit dem Kayak.
TL
Marco