Weil es hier um das Thema "Sauerstoff" im weitesten Sinn geht, muss ich auch mal - und übertrage grob vereinfachend und frei von Säugetieren auf Fische...die Prinzipien sind die gleichen :
Die kontinuierliche Zufuhr von Sauerstoff ist für zahlreiche Lebewesen lebensnotwendig. Bereits eine Sauerstoffmangel über wenige Minuten führt sehr häufig zu nicht reparablen Organschäden, idR betrifft es zunächst das Gehirn.
Bei Tätigkeiten mit hoher körperlicher Leistung - für den Fisch wäre das z.B. der Drill- steigt der Sauerstoffbedarf ganz erheblich an. Der Körper geht eine "Sauerstoffschuld" ein, das kennt jeder, der untrainiert mit einer Waschmaschine unterm Arm zügig 4 Stockwerke hochläuft. Wer überhaupt ohne Pause oben ankommt wird erstmal stehen bleiben und "verschnaufen", was nix anderes heißt, als mehr Sauerstoff aufzunehmen als zu verbrauchen. Jeder weiß, dass dieser Sauerstoffmangelzustand ("aus der Puste sein") auch einige Minuten dauern kann.
Für den Fisch ist
das Erreichen des 4. OG mit Waschmaschine unterm Arm
der Kescher.
Wenn der Fisch im Kescher gelandet ist, spricht dies für eine körperliche Erschöpfung mit eingeganger Sauerstoffschuld, und er benötigt eine gewisse Zeit, um dies wieder auszugleichen.
Fische verfügen artenbedingt über ganz unterschiedliche Sauerstoffmangeltoleranzen (Beispiele : junge Zander, Graskarpfen : ganz schlecht, Welse, Karausche: geht so), das soll hier nicht Thema sein.
Konsequenzen
1. Das dämlichste, was man machen kann ist (aus Sicht des Sauerstoffhaushaltes) , einen soeben gekescherten Fisch sofort aus dem Wasser zu nehmen.
Der Fisch hätte im Wasser im Kescher liegend die Chance, sein Sauerstoffdefizit abzubauen, und sich wieder zu regenerieren - bevor es ggf. wieder an eine für ihn lebensfeindliche Umgebung (Abhaken, Photo ??) geht. Mit dem sofortigen Rausnehmen des Fisches verhindert man eine unverzügliche (und teils lebensnotwendige) Wiederaufsättigung des Blutes mit Sauerstoff.
2. (Sich hinziehende) Handlandungen verhindern das "Aufsättigen" des Fisches im Kescher nach dem Drill ebenfalls zuverlässig, sind aber wohl zu tolerieren, wenn der Aufenthalt außerhalb des Wassers extrem kurz ist. Allerdings muss der Fisch für eine Handlandung häufig "erschöpfter" (=größere Sauerstoffschuld) sein als bei einem "einsacken" in den Kescher.
3. Jeder kennt die Situation, in der ein Fisch nach dem Zurücksetzen zunächst "orientierungslos" verharrt oder sich zunächst gar auf den Bauch dreht. Dieses Verhalten ist Ausdruck des herrschenden Sauerstoffmangels (Gehirn) im Fisch und nicht erstrebenswert.
Meine persönlichen Konsequenzen :
1. Häufig hake ich Fische im Wasser ab, ohne sie überhaupt dem Wasser zu entnehmen. Hakenlöser muss in der Hosentasche bereit sein. Das geht oft aber nicht immer
2. Fische die gekeschert werden und an Land sollen, verbleiben zunächst im Wasser im Kescher, bis sie die massive Sauerstoffschuld abgebaut haben und aufhören, massiv "zu pumpen". Um bei der Waschmaschine zu bleiben : Wenn ich im 4. Stock ankomme habe ich auf vieles Lust, aber nicht darauf, meinen Kopf sofort eine Minute unter Wasser zu stecken....
Nach der Aufsättigung mit Sauerstoff im Kescher (im Wasser !) sind die Fische natürlich lebhafter (gut so !!) beim Photografieren, was ich besonders bei Hechten hasse - dafür habe ich reichlich Pflaster dabei.
3. Weil mehrfach darüber diskutiert wurde : Wie lange darf der Landaufenthalt dauern ?
Eine Minute ist für mich persönlich gerade noch akzeptabel und die oberste Schmerzgrenze, darüber auf keinen Fall. Aber natürlich NACH dem Aufsättigen im Wasser, nicht sofort und ohne Pause nach dem Drill...
Ich brauche aber länger für das Bild ? Dann lass es !
4. Wenn sich das Hakenlösen außerhalb des Wasser hinzieht wird der Fisch entweder abgeschlagen oder im Kescher wieder ins Wasser gehalten.
Sorry, ging wirklich nicht kürzer
.