Der Freudenschrei musste einfach raus!
Mittlerweile sind zwei Jahre vergangen. Damals - im Sommer zusammen mit
Dominik Bu - habe ich meinen letzten Meterhecht, welcher auch mein Personal Best war, fangen dürfen. In einem schmalen und flachen Graben. Vollkommen unscheinbar und von den meisten Anglern ignoriert, ziehen mich diese kleinen Gräben einfach magisch an. Einer meiner liebsten Sprüche ist nicht umsonst: "Ist der Graben noch so klein, halte ich meinen Köder rein"
Und so ist es auch heute gewesen.
Sebastian Kaarz und ich haben heute einen Film für Angeln mit Stil gedreht. Anders als die letzten Tage und Wochen, hatten wir den ganzen Tag über ein richtig gutes Gefühl. Selbst nachdem wir stundenlang keinen einzigen Fisch an Band bekommen haben, war unsere Motivation grenzenlosen und wir hatten unglaublichen Spaß. Auch das Drehen hat besser funktioniert als die Tage davor und irgendwie war heute alles anders als sonst. Es war irgendwie besser. Warum? Das können wir Beide nicht beantworten. Wir hatten einfach dieses besondere Gefühl, dass heute ein guter Tag sein würde. Und unser Bauchgefühl sollte recht behalten...
Ganz klassisch sind wir ein paar bekannte Spots angefahren und direkt zum Start hat es einen Biss und einen Aussteiger gegeben. Aber danach war tote Hose angesagt. Das einzige was beißen wollte - oder sollte ich besser Kneifen sagen?!? - waren die Edelkrebse. Aber diese waren eben keine Zielfisch... und vor allem kein Fisch
Also haben wir ein wenig Strecke auf uns genommen um für uns weniger bekannte, aber vielversprechende Spots aufzusuchen. Zuerst ohne Erfolg, konnten wir am späteren Nachmittag dann endlich unsere ersten Fische fangen. Einen kleinen Zander für Sebastian, gefolgt von einem Hecht und ein paar kleinen Barschen. Sebastian hatte sein Tripple voll und auch ich konnte direkt mit einem Hecht sowie kleinen Barschen kontern. Gerettet - keiner von uns muss als Schneider nach Hause fahren. Zwar war keiner der Fische wirklich groß, dafür aber unsere Freude und die Bestätigung, dass heute ein guter Tag werden soll!
Wir sind noch ein bis zwei Spots angefahren und haben uns dann entschieden, die Rückreise anzutreten. Sebastian hatte es allerdings im Urin und wollte noch zwei bestimmte Spots anfahren. Und bereits bei der letzten Tour war es bereits sein Bauchgefühl, weshalb ich nicht als Schneider nach Hause gefahren bin.
An der besagten Stelle angekommen haben wir unsere Ruten ausgelegt. Im Gegensatz zur vorherigen Woche war das Wasser stark gesunken und der Graben war nur noch eine Vorfach-länge tief. Das eigentlich treibende Rotauge lag somit direkt auf Grund. Daneben dann der Stint - an dessen Fängigkeit wir so früh in der Saison eh nicht geglaubt haben.
Es hat nicht lange gedauert, da ging die Pose mit dem Köderfisch spazieren. Ein kleiner Hecht mit einseitig fehlender Maulspalte, den Harbert bereits bei der letzten gemeinsamen Tour fangen konnte, hat sich den Köder geschnappt und ging auf Reisen. Es war nicht schwer diesen markanten Fisch wieder zu erkennen. In genau dem Moment, als ich den Fisch zurückgesetzt habe, ging auch schon die Pose mit dem Stint spazieren. Ungläubig schauten Sebastian und ich uns die Pose an. Denn mit dem Biss auf den Herbst- und Winterköder Stint - wir haben uns vor einer Woche noch einen Sonnenbrand eingefangen
- haben wir beim besten Willen nicht gerechnet. Vorsichtig den Anschlag gesetzt kam auch direkt die erste Welle zum Vorschein. Sebastian sein "Das ist der Meter!" wollte ich nicht so recht glauben, weshalb ich den Fisch ganz entspannt gedrillt habe. Bis der Fisch - oder besser gesagt das fette Kalb - einen ersten Sprung aus dem Wasser gemacht hat.
Und genau in dem Moment ging mir die Flatter. Der Stift konnte malen und die Knie zitterten. Ich habe zwar mit einem guten Fisch gerechnet, nicht aber mit so einem Krokodil. Der Drill war nicht ohne und es hat einige Fluchten (und Sprünge) gedauert bis ich den Fisch im Kescher hatte. Erst am Land habe ich es realisiert und nur noch hysterische Freudenschreie von mir gegeben (normale Leute würden mich dafür vermutlich in die Klapse stecken ).
Als ich den Fisch schonend zurückgesetzt habe, musste ich erst einmal realisieren, was gerade passiert ist. Meine Ruten habe ich direkte eingepackt und Sebastian weiter angeln lassen.
So einen Fisch zu fangen - es war mein neuer Personal Best (PB) - ist ein unbeschreibliches Gefühl. Nicht ein Gefühl, welches man als Erfolg bezeichnet. Nein, es ist für mich wie ein Ventil gewesen, welches den ganzen privaten Mist der letzten Wochen endlich rausgelassen hat. Seit Monaten war ich das erste Mal wieder ganz im Reinen mit mir. Zufrieden, friedlich, glücklich und entspannt...
Kurz zu den Fakten:
- Hecht: 1,09m
- Der Hecht war ein Wiederfang.
Johannes Fortwengel hat den Hecht bereits zum Saisonstart auf Gummiköder gefangen.
- Die Fehlbildung an der einen Maulseite - fast dieselbe wie beim kleinen Hecht davor - hatte der Fisch bereits Ende Mai schon. Liegt es am Gewässer?
- 5 Hechte, 1 Zander und einige Barsche haben wir gefangen
- 11 Spots haben wir beangelt
- 3 Hechte wurden auf Rotaugen gefangen, die ich zum Testen mit iCapio gepimpt habe
- nur ein Hecht - der letzte und größte - hat auf Stint gebissen
- 2 Flusskrebse haben sich an unseren Ködern/Schnüren festgehalten
- wir hatten heute ungewöhnlich viele Fehlbisse, die alle losgelassen haben