Das war natürlich ernst gemeint. Der Hauch von Ironie war auch dabei, weil man die Wissenschaft in der Politik nicht nur dann anführen sollte, wenn es einem gerade nützlich erscheint. Wenn man die Treiber der Pandemie kennt, dann muss man sich natürlich um die Treiber der Pandemie kümmern und nicht um eher sinnlose Nebenkriegsschauplätze.
1. keine Menschenansammlungen. längst abgehakt und wird weitestgehend gelebt
2. Superspreading Ereignisse vermeiden. Durch aktuell bestehende Kontaktbeschränkungen eigentlich abgehakt, wird aber nicht immer so gelebt. In Pflegeheimen leider auch nur schwer umzusetzen.
3. keine Reisen. hier gibt es eigentlich keine Einschränkungen, sondern nur Reisehinweise und eine freiwillige Quarantäne
3. war nachweislich immer wieder der Grund für ein Aufflackern der Fälle in 2020 und im Herbst konnte es nicht mehr eingefangen werden. Aktuell scheint 3. aber gemäß RKI kein großer Treiber zu sein, aber Mutationen wurden dadurch nachweislich längst eingeschleppt.
Bei 1. kann man nichts mehr verschärfen.
2. ist schon jetzt sehr streng, hier braucht man eher mehr Disziplin in der Allgemeinbevölkerung und Unterstützung in den Pflegeheimen, als zusätzliche Regeln, die dann eh nicht kontrolliert werden (können).
Bei 3. ist der Drops jetzt leider schon gelutscht, aber warum keine temporären Reiseverbote regeln?
Jetzt womöglich die Industrie/Wirtschaft komplett runter zu fahren, hätte enorme Schäden und der zusätzliche Nutzen wäre marginal, da das menschliche Handeln immer sein Eigenleben hat. Zumal es dafür keinerlei Datenbasis gibt, denn die Ansteckungen laufen aktuell nicht spürbar übers berufliche Umfeld.
In Bezug auf die „Gefährlichkeit des Virus“ müssen die Zahlen selbstverständlich noch weiter runter, damit es im medizinischen Bereich wieder mehr Puffer gibt und die dortigen Leute auch mal wieder durchatmen und sich etwas erholen können. Im Moment geht es aber runter und wenn alle diszipliniert bleiben bzw. sich noch stärker disziplinieren, wird es auch noch weiter sinken in den nächsten 2 Wochen. Spürbare Lockerungen kommen in 2 Wochen natürlich noch nicht, aber weiterer Verschärfungen bedarf es aktuell auch nicht bzw. deren Negativfolgen wären zu groß, auch für das Durchhaltevermögen.
In Bezug auf die (Über)sterblichkeit sind die Sterbe-Zahlen für 2020 außer für die KW 52 bekannt. Trägt man in KW 52 händisch die Zahlen der Vorwoche 51 ein, sind im Jahr 2020 insgesamt 972.096 Menschen in D verstorben.
Gegenüber dem Durchschnitt der Jahre 2017-2019 sind es 30.600 zusätzliche Tote in 2020.
Gegenüber dem Jahr 2018 (das Jahr mit schwerer Influenzawelle) sind es 17.800 mehr Tote in 2020.
In beiden Vergleichen gibt es die zusätzlichen Toten ausschließlich bei den Personen über 65, bei Personen unter 65 gab es eine sehr minimale Untersteblichkeit.
Insgesamt sind diese Zahlen recht schlüssig, denn die RKI-Statistik weist für 2020 rund 33.100 Coronatote aus. Da gemäß einiger Studien rund 10-15% davon „mit„ aber nicht „an„ Corona gestorben sind, kann man grob von einer Übersterblichkeit von 30.000 Menschen über 65 Jahren in 2020 ausgehen.
Man sollte jetzt m.E. aber nicht den Denkfehler machen, dass „+3% bei den Alten“ in 2020 ja gar nicht so wild sind, denn diese Zahlen sehen so aus, weil die medizinische Versorgung aller Erkrankten (weitestgehend) durchgängig gewährleistet werden konnte. Das haben wir dem medizinischen und pflegerischen Personal zu verdanken, die über Stunden durch eng anliegende FFP2-Masken mit entsprechendem Atemwiderstand atmen müssen und das bei körperlicher Belastung. Zudem sind einige Dezemberinfektionen in Sachen Tod naturgemäß in den Januar 2021 gerutscht.
Wer mal etwas Eigenmotivation für das Einhalten der bestehenden Grundregeln benötigt, dem empfehle ich das korrekte Anlegen einer zertifizierten FFP2-Maske mit anschließenden 20 Kniebeugen. Dann einfach aufrecht stehen und mal schauen, was passiert. Spätestens dann möchte man nicht mehr durch sein eigenes Handeln für Nachschub für das Krankenhaus- und Pflegepersonal sorgen.
Trotzdem muss natürlich die Verhältnismäßigkeit der bestehenden und insbesondere weiterer möglicher Einschränkungen gewährleistet sein. Ein Panikmodus oder „Jahrhundert“-Maßnahmen sind angesichts der Todeszahlen und der aktuell leicht sinkenden Entwicklung nämlich ebenso verfehlt. Zumal Dauerstress und Dauerangst sehr schlecht für die Immunabwehr der Menschen sind. Auch diesen Faktor darf man nicht unterschätzen. Vermutlich wird kommende Woche Irland als Beispiel für die Gefährlichkeit der neuen Mutationen angeführt, aber die Iren hatten vor dem Anstieg quasi wieder fast alles geöffnet inkl. Kneipen und Restaurants und das wurde ausgiebig genutzt und das ist überhaupt nicht mit der aktuellen Situation in Deutschland vergleichbar.
War jetzt wieder mehr Text als geplant, aber das Thema taugt nun mal nicht für den Twittermodus.
Bleibt diszipliniert und optimistisch und ruhig auch ein wenig kritisch.
PS: In der Influenza-Saison 2017/2018 starben übrigens auch deshalb recht viele Menschen, weil die 4-fach-Schutz-Impfung (die hätte wohl geholfen) nicht von den Krankenkassen bezahlt wurde, weshalb fast alle nur die (in diesem Jahr weitestgehend wirkungslose) 3-fach-Schutz-Impfung hatten. Damals hätte man mit wenig Geld viele Leben retten können.