Hallo,
endlich mal was wo ich fundiert zu stellung beziehen kann
Ich habe in meiner Ausbildung zum Fischwirt in der Sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft gelernt, dort haben wir auf der Versuchsteichanlage im Jahr 2003 schon mit Streifenbarschhybriden gearbeitet. Ziel war es damals die Wirtschaftlichkeit dieser Fischart in Teichmonokultur unter heimischen Bedingen zu beurteilen. Im Ergebnis war es jedoch unzweckmäßig da die Hybriden ähnlich wie Graskarpfen in den 70ern, nach der Frühjahrsabfischung stark verpilzen und teilweise Mortalitäten bis 70-80% auftraten. Das 2. Problem des Versuches war die Setzlingsversorgung (0,30€/Stück Swim-up Fry) von Israelischen Züchtern. Nur diese hatten damals die 2 Ausgangs Arten (Weißbarsch und Streifenbarsch) und das nötige Know how. Das abschließende Problem war die kommende Alien-species VO der EU. Außer uns testen damals auch andere Fischereien diesen Fisch, so z.B. TW Lohsa. Die haben den Fisch in Mortka in Netzkäfiganlagen gehalten, nach ein paar Welsatacken auf die Geheege (das sieht wirklich stark aus, wenn 1 Tonne Fisch in einem Schwung aus dem Wasser springt^^) gab es die auch Schwupp di Wupp in diesem See und folglich auch im Silbersee.
Viel interesanter jedoch war das Jahr 2006, in diesem Jahr war ich im Rahmen der WRRL in Sachsen mit der beprobung von Fließgewässern zur kartierung der vorhandenen Fischarten/Altersklassen unterwegs. Und siehe da, im schwarzen Schöps unterhalb der Warmwasseranlage von Boxberg hatten wir 3 Streifenbarsche bei der Elektrobefischung gefangen. Die Herkunft der Fische lag damals auf der Hand, Die Warmwasseranlage dessen Einleiter sich ca. 300m oberhalb befand.
Hier mal ein Auszug aus einem Projekt welches nach meiner Ausbildung als Folgeprojekt lief:
"Projektlaufzeit:
01/2009 - 12/2011
Projektziel:
Im Rahmen des Projektes »Vermehrung und Aufzucht von Hybridstreifenbarschen unter Berücksichtigung der Verordnung (EG) Nr. 708/2007 des Rates vom 11. Juni 2007 über die Verwendung nicht heimischer und gebietsfremder Arten in der Aquakultur« war vorgesehen, Hybridstreifenbarsche (HSB) unter kontrollierten Bedingungen zu vermehren, die dafür notwendigern optimalen Bedingungen zu ermitteln und darauf basierend eine Technologie zu entwickeln, die eine Versorgung der inländischen Aquakultur mit Besatzmaterial dieses potentiell marktgängigen Fisches unabhängig von Importen gewährleisten kann. Gleichzeitig sollte zum Schutz der heimischen Ökosysteme eine unkontrollierte Ausbreitung und Etablierung von HSB in freien Gewässern verhindert werden.
Projektergebnisse:
Die prinzipiele Möglichkeit der Fortpflanzung von HSB auch ohne Injektion von ovulationauslösenden Hormonen konnte im Projektverlauf bestätigt werden. Die Entwicklung einer reproduzierbaren Induktion der Leichreife von Hybridstreifenbarschen gelang jedoch trotz Variationen in der Leichfischhaltung, beim Temperatur- und Lichtregime nicht. Voraussetzung für eine erfolgreiche und gewinnbringende Reproduktion von HSB ist nach gegenwärtigem Stand nur die Haltung der Ausgangsarten als Basis zur Erzeugung von Gebrauchshybriden.
Die Brut der F2-Generation von HSB ist vital. Die Fische können bis zur Laichreife weiter aufgezogen werden. Der hohe Anteil deformierter Fische und die höhere Stressempfindlichkeit der F2-Generation der HSB deuten darauf hin, dass sich genetische Defekte von Generation zu Generation weiter verstärken könnten.
Auch die zweite Filialgeneration des Hybridstreifenbarschs ist grundsätzlich fruchtbar. Allerdings ist die Arbeitsfruchtbarkeit der F2-Generation offenbar noch geringer als die der ersten Generation von Gebrauchshybriden. Bei den F2-Hybriden setzte nur noch etwa die Hälfte der Fische Gonaden an.
Auf Grund der gewonnenen Erkenntnisse kann ein »wildes« Ablaichen und damit die Möglichkeit der unkontrollierten Ausbreitung von HSB in freien Gewässern nach wie vor nicht völlig ausgeschlossen werden. Allerdings ist nach den Schwierigkeiten bei der induzierten Vermehrung der Fische im Bruthaus eine spontane Vermehrung in Seen eher unwahrscheinlich. Trotzdem sollte der Besatz von HSB in offene Gewässer in Deutschland auch in Hinblick auf die EU-Verordnung 708/2007 unterbleiben.
Die Aufzucht in Teichen wäre prinzipiell möglich und nach der VO 708/2007 wahrscheinlich zulässig. Die anfängliche Euphorie der Teichwirte, HSB als eine Alternative oder Ergänzung zum Karpfen einsetzen zu können, muss nach den nunmehr vorliegenden Erkenntnissen jedoch stark relativiert werden. Die Aufzucht von HSB in Teichen in Sachsen kann gegenwärtig nicht empfohlen werden.
Um HSB im Inland erfolgreich vermarkten zu können, müsste der Markt intensiv beworben werden. HSB sind auf dem hiesigen Markt schlichtweg nicht bekannt. Bei der derzeitigen Marktlage, insbesondere durch die Konkurrenz solcher Fische wie Pangasius oder Tilapia ist gegenwärtig von einer erfolgreichen Etablierung von Streifenbarschhybriden am Speisefischmarkt in Deutschland jedoch nicht auszugehen."
Quelle:
http://www.landwirtschaft.sachsen.de/landwirtschaft/25064.htm
Gruß Nick
Edit:
Natürlich hab ich in meiner Ausbildung auch mal die Rute in die Teiche gehalten und muss gestehen, die Biester sind wirklich stark! vom Gefühl her könnte man sagen doppelt so kräftig wie Karpfen gleicher Größe. Unsere waren bis zu 50cm groß.