Mal blöd gefragt: Trottet ihr da einfach blindlinks durch den Wald und hofft was zu finden oder orientiert Ihr euch an speziellen „Hotspots“?
Würd‘ echt gern selber mal los und bei uns auf die Suche gehen aber so völlig ahnungslos loslaufen erscheint mir jetzt auch relativ sinnfrei…
Meine Pilzerfahrungen gehen zurück zu meiner Großmutter mütterlicherseits, sie war Karpatendeutsche, dort ging man vor der Weinernte jeden Spätsommer und Herbst "in die Pilze". Als Kind gab's diese Leidenschaft für mich daher automatisch mit. Hier in Hessen war die Sucherei trotz ordentlichem Waldreichtum kaum üblich. Viele Flüchtlinge aus dem Osten, die ab 1944 hier einquartiert wurden und eine neue Heimat fanden, ließen sich das allerdings auch nicht nehmen. Desöfteren treffe ich heute Russlanddeutsche im Wald, die das praktisch genauso durchleben, obwohl sie erst nach der Wende hierher kamen. Natürlich gibt's auch Einheimische, die es machen, Leute die sich dafür richtig interessieren. Diejenigen, die sich kurzfristig von Springerpresse und TV-Sendungen dazu verleiten lassen, fallen leider oft durch völlige Ahnungslosigkeit auf und dann wird's gesundheitlich durchaus gefährlich. Ich kann mich noch an eine Parkplatzbegegnung erinnern, die erst am Auto dutzende Knollenblätterpilze aus dem Korb entsorgt hat....
Zu einem guten Bestimmungsbuch kann man Anfängern durchaus raten, aber man sollte es schon vor dem Sammeln gelesen haben, um zu wissen, worauf man achten muss.
Blindlinks durch den Wald zu laufen kann man machen, um sich z.B. Steinpilz- oder Pfifferlingsgebiete zu erschließen taugt das durchaus.
Über Jahre hinweg lernt man allerdings: Wo stehen wann (bei welcher Witterung, zu welcher Jahreszeit) unter welchen Bäumen (oft die Älteren) welche Pilze. Hat man solche Plätze einmal entdeckt, gibt's in der Umgebung mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr viel mehr davon, die man in guten Jahren dann auskundschaften sollte. Das Schöne dabei: Solange in dem Wald kein starker Holzeinschlag stattfindet, bleibt das so. Es ist schon ähnlich wie die Hotspotsuche beim Angeln, du musst wissen, welchen Lebensraum die jeweiligen Arten bevorzugen. Du lernst auch, wo sich in trockenen Sommern im Wald dann doch mehr Wasser als anderswo hält, um dort die Pilzfruchtkörper im Herbst früher sprießen zu lassen usw.. Über die Jahre gewinnt man aber auch genug Erfahrung um schon aus 30m Entfernung erkennen zu können, dass die gelben Flecken da unter den Buchen Pfifferlinge sind. Steinpilze sind auch schlecht übersehbar, erst recht nicht, wenn Schnecken dran waren. Richtig gut getarnt sind hingegen ihre Gesellen, die Flockis (Flockenstielige Hexen-Röhrlinge, die roh verzehrt giftig sind) die auch noch verdammt gut schmecken..