Ein Admin eines anderen Angelforums schrieb im vergangenen Jahr, dass er vorhabe, Softbaits namhafter Hersteller auf ihre Inhaltsstoffe und deren Bedenklichkeit im Labor testen zu lassen und dass er darüber mit Dietmar Isaiasch gesprochen habe. Isaiasch sei daraufhin aus der Haut gefahren und habe gemeint, dass so die ganze Branche auffliegen könne und kein Stein mehr auf dem anderen bliebe.
Das Geschilderte ist
eine Möglichkeit, wie die Tackleindustrie darauf reagieren kann, dass unter Anglern ehrliches Interesse besteht, den eigenen ökologischen Beitrag zu verbessern und ein Umdenken in der Kunstköderproduktion zu fordern.
Unternehmen wie Lurenatic gehen offensichtlich einen
anderen, progressiveren Weg. Großes Lob dafür
Wenn ich also im Folgenden argumentiere, weswegen ich bezüglich FECO gelabelter Softbaits noch skeptisch bin (was auf Berkleys "biodegradable" Produkte nicht weniger zutrifft), bitte ich darum, das vor dem Hintergrund zu betrachten, dass ich den Beteiligten ihren bereits geleisteten Beitrag sehr hoch anrechne und sie auf meiner Seite weiß, was das Ziel der weiteren Verbesserung und Besiegelung ökologischer(er) Produktionsstandards betrifft.
FECO selbst ist [...] ein Siegel, das in erster Linie besagt, dass das Produkt keine hormonaktiven Kunststoffbestandteile enthält. Solche Endokrine Disruptoren werden teilweise vom menschlichen Körper fälschlicherweise als Hormon identifiziert und deswegen auch als bedenklich eingestuft, da der Stoffwechsel beeinflusst werden kann.
[...]
Um das nochmal kurz zu machen: Substanzen, deren Struktur der von Hormonen sehr ähnlich ist und die sich wie Hormone verhalten, nennt man hormonaktive Kunststoffbestandteile. Sie dürfen nicht im Gummiköder enthalten sein, wenn dieser mit dem FECO Siegel versehen werden soll.
Ich habe mir erlaubt, die wichtigste Passage im Zitat hervorzuheben.
Keine hormonaktiven Kunststoffbestandteile im Köder zu haben ist ein riesen Schritt und m. E. eines Siegels bereits würdig! Ich lehne mich einfach mal mit der Behauptung aus dem Fenster: Hierin besteht der bedeutendste Unterschied zu herkömmlichen Softbaits. Es schützt uns Menschen im direkten Umgang mit den Inhaltsstoffen der Köder bzw. einfach ausgedrückt, wir können die Dinger bedenkenlos anfassen und sie Kindern
zum Anfassen in die Hände geben. Auch sekundär, also über den Verzehr der Fische, können diese Stoffe nicht zu uns zurückgelangen, weil sie schlichtweg nicht in den Ködern enthalten sind.
Reißt so ein "FECO Köder" im Wasser jetzt ab, zersetzt er sich natürlich nicht innerhalb von 5 Stunden komplett. Biologisch abbaubar sind sie nicht. Was passiert ist, dass das Salz/die Salze ausgewaschen werden, der Köder schwemmt auf, die Aromastoffe werden mutmaßlich ebenfalls an das Wasser abgegeben und nach einer gewissen Zeit bleibt dann die "Hülle" aus Silikon. Diese dann auch über einen langen Zeitraum. Ob komplett alles über viele Jahre von Kleinstlebewesen zersetzt werden kann, weiß ich leider nicht.
Wieder habe ich markiert, was mir am wichtigsten scheint.
In dieser "Hülle" aus Silikon müssten auch noch Harze, Öle und Fette enthalten sein, wenn diese nicht ebenfalls ausgespült werden. Unabhängig davon ist an dieser Stelle aus ökologischer Sicht interessant, welches Silikon, welche Harze, Öle, Fette konkret verwendet werden. Alles kann sicher nicht gesagt werden, da Lurenatic und Noike sich, zu Recht, vor Plagiaten ihrer eigenen Forschungsarbeit schützen wollen. Das ist legitim. Dennoch möchte ich allgemein formuliert Fragen, ob pflanzliche Öle und Fette verwendet werden, oder tierische, mineralische, Silikonöle oder sonstige synthetische (nicht organische)? Auch Silikone und Harze können problematische Stoffe sein, je nachdem, welche konkret Verwendung finden. Nehmen wir an dieser Stelle rein hypothetisch an, um weiter argumentieren zu können, dass die Stoffe ohne toxische Transformationsprozesse in Gang zu setzen im Wasser verbleiben.
Ob komplett alles über viele Jahre von Kleinstlebewesen zersetzt werden kann, weiß ich leider nicht.
Dafür ist mir leider kein Hinweis bekannt, eher für das Gegenteil: Mikroplastik. Mikroskopisch kleine Kunststoffpartikel entstehen durch den Zerfall von Kunststoffprodukten.
Wobei laut Jürgen Bertlin, Autor der Fraunhofer Umsicht-Initiative, eher von "Fragmentierung" (mechanisch) als von "Zersetzung" (chemisch) ausgegangen werden muss, da strittig ist, ob ein echter Abbau überhaupt je erfolgt (bzw. überhaupt je erfolgen kann). Allem Anschein nach verbleiben die Stoffe als solche im Wasser, werden allerdings mechanisch zerrieben und haben spätestens in dieser Form erhebliches Schadpotenzial. Letzteres natürlich nicht allein, sondern zusammen mit den mehreren Millionen Tonnen an Plastikmüll, der jährlich ins Meer gerät. Welchen konkreten Schaden Mikroplastik bereits verursacht, lässt sich sehr gut in der Fach- und Sachliteratur nachvollziehen. Diese komplexen Ereignisketten hier aufzuschlüsseln, würde den Rahmen meines Kommentars mehr als sprengen. Fakt ist, Kunststoffe im Wasser sind leider ein Problem, ob giftig oder nicht.
Auch wenn man meinen mag, dass der anglerische Anteil am Plastikmüll in den Gewässern äußerst gering sei, so würde ich doch gerne Vorbildwirkung auf Menschen ausüben, die wie wir vermeintlich alternativlos Kunststoffe verwenden. Im Endeffekt häufen sich auch kleine Verschmutzungen schnell an.
Ich spreche hierbei jetzt nur für NOIKE, wenn ich sage, dass die Aromen auf natürlicher Basis aus Fisch und Shrimp gewonnen werden. Diese werden getrocknet und in Pulverform, genau wie das Salz, dem Gummimaterial beigefügt. Das Pulver stammt dabei aus der Industrie. Es werden also nicht extra Ayu und Wakasagi gefangen und dann zu Pulver für die Softbaitproduktion verarbeitet o.ä.
In erster Linie ist es sehr löblich, dass natürliche Aromen verwendet werden und für diese nicht extra Fischerei / Aufzucht betrieben werden muss, sondern Restprodukte genutzt werden können. Wäre darüber hinaus denkbar, fängige Aromen aus gezüchteten Wirbellosen zu gewinnen, die bis zu ihrer Tötung ökonomisch, ökologisch und artgerecht gehalten werden, oder käme sogar der Einsatz von pflanzlichen Aromen infrage?
@Lurenatic Danke, dass ihr euch für umweltverträglichere Köder engagiert. Ich bin hoffnungsvoll, dass künftig neue ökologische Köder konzipiert und vorhandene Konzepte weiterentwickelt werden.