Tag 8
Der Tag begann erstmal mit einem richtig ausgiebigen Frühstück. Wir kratzten das letzte bisschen Müsli zusammen und verfeinerten es mit Unmengen Blaubeeren. Das macht schon Spaß, wenn man sich sein Frühstück einfach so zusammen suchen kann..
Wir wollten heute noch einmal ausgiebig den großen Flachwasserbereich ausfischen und dann richtig Strecke machen. Das Wetter zeigte sich mal wieder von der besten Seite. Absolute Windstille, angenehm mildes Klima - so lässt es sich fischen. Ich fischte wieder meinen grünen Twitchbait, den Vincent zuvor auf einer kleinen Insel gefunden hatte. Lange dauerte es auch hier nicht bis ich den ersten Fisch ans Band bekam. Wieder ein richtig fetter Fisch Mitte 90. Einfach super wenn der Tag so los geht.
Vincent hatte da weit weniger Glück. Trotz recht viel Aktivität an der Oberfläche kam er nicht an seinen Fisch. Insgesamt war es an dem Tag verdammt schwer die Fische zu finden. Irgendwann erkannten wir, dass die Hechte meist in einem bestimmten Kraut (ähnlich der Wasserpest) standen. So konnten wir zumindest in der großen Bucht noch eine Hand voll kleinerer Fische landen. Unbewusst trieben wir während dessen sogar eine beachtliche Strecke ab und waren schon gut 3km weiter als wir zunächst dachten. Das spielte uns natürlich ordentlich in die Karten und steigerte unsere Motivation nochmal ein ganzes Stück. Bei dem Wetter war auch das reine Paddeln sehr angenehm, und entschädigte für viele Tage Kälte und Gegenwind.
Da konnte man sich auch schon mal eine Pause mehr gönnen..
Zur Stärkung gab es wie so oft Nudeln mit Käse. Das schafft richtig Power und macht lange satt, optimal für lange Touren. Auch wenn sich der Topf danach furchtbar schlecht abwaschen lässt. Da lernt man das gute Spüli zuhause richtig schätzen.
Vincent gönnte sich eine kurze Verschnaufpause. Ich wollte nochmal raus, um endlich mal eine dicke Forelle oder einen Saibling zu erwischen. Sah auch einiges springen und steigen, was zu meinen Zielfischen hätte passen können. Auch eine richtig fette Trutte (die muss jenseits der 70 gewesen sein) schraubte sich etwa 50m entfernt von mir aus dem Wasser. Dann ein Biss auf meinen kleinen Blinker. Wildes schütteln, kein soooo großer Fisch. Ein Barsch wars dann. Auch darüber freut man sich in Lappland. Mehr kam dann auch nicht.
Wir fuhren weiter und ließen uns noch einmal über das Flachwasserplateau treiben. An der Kante zum Tiefen twitchte ich meinen kleinen grünen Twitchbait durchs Freiwasser. Gut 10m vom Boot entfernt schoss ein richtig fetter Hecht aus der Tiefe und inhalierte das grüne Plastik. Bremse kreischt, Fisch nimmt Schnur und ist auf einmal weg. SCHEI*E! Der Snap hatte irgendwann nach etlichen Hechten schlichtweg den Geist aufgegeben und ist einfach aufgebrochen. Der Hecht war ganz sicher jenseits vom Meter und meinen Twitchbait (welchen ich echt lieb gewonnen hatte) habe ich auch verloren. Dazu noch der schöne Fisch, der jetzt mit dem Ding rum schwimmt. Da war die gute Laune echt wieder vorbei. In meiner Köderbox hatte ich nichts vergleichbares mehr. Also jiggten wir noch ein paar Gummis durchs Tiefe, fingen außer einem lütten Barsch aber nichts mehr. Irgendwo musste ich einen neuen Twitchbait auftreiben. Da wir nicht mehr weit von Arjeplog entfernt waren beschlossen wir ordentlich Strecke zu machen, und evtl. heute schon dort anzukommen. Gewässer gibt es dort noch genug zu erkunden und wir könnten mit unserem schmalen Budget von 200 Kronen pro Mann (etwa 20€) noch etwas Essen kaufen und im Angelladen nach einem Twitchbait schauen. Das brachte Motivation. Endlich mal wieder richtiges Essen und kein Tütenfraß. Mal wieder unter Menschen zu kommen ist auch ganz ok. So sollte es sein.
Die letzten Kilometer kamen uns echt vor wie eine Ewigkeit. Schon lange vorher konnten wir die Fassade des Hotels in Arjeplog sehen (an dem übrigens eine Livecam befestigt ist, welche man sich 24/7 im Internet anschauen kann), kamen dem ganzen aber irgendwie nicht näher. Wir schleppten beide unsere Ruten hinter dem Boot, um vielleicht noch einen Bonusfisch zu erwischen. Motiviert auch weiter zu paddeln. Vince hatte einen schmalen Blinker am Band, ich einen 10cm langen, schmalen Twitchbait. Auf Hälfte der Strecke rumpelte es kurz in meiner Rute. Dann wieder normaler Wobblerlauf. Dann reißt es den Stock auf einmal rum. Bremse schreit. Anhieb sitzt. Die Rekordforelle oder der Riesenhecht entpuppte sich dann später als quer gehakte Seeforelle. Mit 40cm kein Riese, aber ein super schöner Bonusfisch. Den Rest der Strecke sollte dann kein Fisch mehr kommen. Allerdings konnten wir zwei Fischadler bei der Jagd beobachten. Einfach Wahnsinn wenn so ein großer Vogel aufs Wasser schlägt und einen Fisch erbeutet. Toll wie Mensch und Natur da oben nebeneinander funktionieren.
Irgendwann waren wir dann in Arjeplog. Ein kleiner verschlafener Ort mit vielen netten Leuten. Jeder grüßt sich und man fühlt sich gleich richtig zuhause. Zunächst gings in den Supermarkt. Toll was es da so alles gibt. Wir wussten garnicht so recht was wir zu erst kaufen sollten. Letzten Endes waren es dann Brot, Schokolade, Kekse und eine Tüte Chips. Achso, und eine Zahnbürste für mich. Meine hatte ich nämlich am vierten Tag verloren.
Hoch motiviert suchten wir dann nach einem kleinen Angelgeschäft. Die nette Dame am Schalter der Touristeninformation erklärte uns freundlich den Weg und schien es garnicht zu fassen dass wir denn kein Auto hätten. Dass wir von Jäckvig mit dem Kanu kommen hat sie uns auch nicht geglaubt. Scheinen also auch hier oben nicht so viele zu machen.
Der Angelladen war ein nett sortiertes kleines Geschäft. Eigentlich bestand der Shop zur Hälfte aus Blinkern, und zur anderen Hälfte aus Wobblern. Ich entdeckte auch den Strike Pro Wobbler den wir gefunden hatten, hing direkt neben einer stattlichen Auswahl an flachlaufenden Bombern. Der Besitzer des Geschäfts war keine wirklich große Hilfe (empfahl uns im Tiefen zu fischen und zeigte mir im gleichen Atemzug die 3D Suicide Duck), also entschied mein Bauchgefühl. Wir beide krallten uns jeweils einen etwas auffälligeren Bomber. Vince seiner war wirklich quietschbunt, meiner sah wenigstens irgendwie nach krankem Barsch aus. Egal, bunt sollte es sein.
Rund um Arjeplog gab es reichlich Wasser. Der Skellefteälven floss hier durch große Wehranlagen, um sich dann sehr weitläufig in großen Wasserflächen zu verzweigen.
Hier gabs sogar eine recht witzige Vorrichtung zum Umsetzen der Boote, welche wir für unser Kanu zweckentfremdet haben. Dadurch waren wir flott auf der anderen Seite im Kehrwasser eines großen Wehrs..