... und so sollte es auch kommen!
Tag 3
Wir beschlossen noch einen ganzen Tag an unserem kleinen See zu bleiben. Wir ließen uns nicht hetzen, einfach mal einen Tag entspannen. War zumindest so gedacht. Früh um 6 war ich der erste der aus dem Zelt kroch. Erst kurz pinkeln, dann gleich aufs Boot und den windstillen morgen nutzen. Ich war kaum 5 Minuten wach, als ich den ersten Hecht des Tages fing. Mein selbstgebauter Streamer hing wirklich bis zum Anschlag im Schlund, und da wir beide keine gescheite Zange mit hatten gab es ein ganz schönes Gefriemel bis der kurze wieder abdampfen konnte. Ging aber alles gut. Blutige Finger bleiben da natürlich nicht aus, und es sollten nicht die letzten sein.
Da unsere Schuhe und Socken eigentlich non stop nass waren, entschieden wir uns unsere Sachen beim Frühstück am Feuer zu trocknen. Das ging auch soweit ganz gut, so lange man aufpasste. Wenn man denn aufpasste. In einem unachtsamen Moment erwischte es meine Wanderschuhe und schmorte mir ein schönes Loch in die Seite. Ziemlich uncool, schließlich hatten wir noch den Rest der Reise vor uns, und außer ein paar Badeschuhen für das Boot nichts weiter dabei. Notdürftig mit Tape geflickt ging es dann doch noch irgendwie.
Mit der Zahnbürste im Mund ging es dann direkt weiter.
Lange dauerte es nicht bis wir zum Fischen aufbrachen. Ebenso dauerte es nicht lange bis sich die ersten Fische zeigten. Wir machten ordentlich Strecke und erwischten wieder gut 10 Hechte in kurzer Zeit. Wieder alle zwischen 60 und 70. Irgendwann packte uns der Ehrgeiz. Wir wollten eine Mutti. Keiner von uns beiden ist begnadeter Hechtangler, und somit schrammten unsere bisherigen Hechterfahrungen immer kurz am Meter vorbei.
In einer kleinen Bucht konnte ich endlich einen etwas besseren Hecht erwischen, gebissen hat der Endsiebziger auf einen Storm Searchbait. Direkt unterm Boot. Krasses Erlebnis. Das war doch mal ein Anfang!
Wir waren leider sehr in unseren Ködergrößen limitiert. Die Globetrotter bis 60g lies sich eigentlich nur gut bis etwa 30g fischen. Große Köder hatte keiner dabei. Vince fischte viel 5er Mepps und ich lieber schlanke 15er Softjerks und kleinere Twitchbaits wie den Jockie. Funktionierte alles, war eben nicht selektiv.
Wir gönnten uns eine kurze Mittagspause. Nudeln aus der Tüte sollten es heute sein, Abwechslung stand auch für den Rest der Woche nicht auf dem Plan. Wir hatten Nahrungsmittel für 9 Tage dabei, waren 11 Unterwegs. Alles durchgerechnet und geplant. Es fiel schwer nicht einfach über die Tafel Schokolade herzufallen die für den Rest der Woche reichen sollte. Also hieß es auch sich selbst zu versorgen. Blaubeeren gab es jedenfalls satt.
Vince verkroch sich für einen kurzen Mittagschlaf ins Zelt. Ich blieb am Wasser und baute uns einen kleinen Ofen aus Steinen, in dem wir am Abend Brot backen wollten. Natürlich schnappte ich mir nochmal die Rute mit dem Softjerk und zuppelte an dem Spot vor unserem Lager herum. Hier hatten wir schon mindestens 5 Hechte gefangen, direkt vorm Lagerfeuer, und dennoch knallte es direkt beim zweiten Wurf erneut. Diesmal etwas mehr. Besserer Fisch. Ich brauchte etwas bis ich Vince mit meinen Freudenschreien aus dem Zelt locken konnte, doch auch er kam langsam den Hang herunter getorkelt und half mir beim Landen. Fetter Fisch, sicher Mitte 80. Wieder eine Steigerung. Richtig geil!
Für uns Kleinhechtfänger war das schon ein ordentlicher Fisch, über den wir uns freuten wie kleine Kinder. Da war die Motivation wieder groß. Vince schnappte sich das Kanu, ich blieb am Ufer. Er fuhr nochmal raus auf den See, ich wollte den Kanal zum Hauptsee abfischen.
Bereits auf dem Weg dorthin schossen mehrere aufgescheuchte Hechte aus dem Schilf. Wahnsinn was hier los ist. Ich zuppelte meinen Softjerk durch das freie Wasser, als auf einmal eine riesen Bugwelle kurs auf das weiße Gummiding nahm. Riesen Schwall. Kein Wiederstand. Fuck. Daneben. FUUUUUUUUUUCK! Nie hatte ich so einen Schwall erlebt. Der Fisch muss DEUTLICH über einem Meter gewesen sein. Leider lies er sich auch nicht mehr blicken. Entmutigt trottete ich zum Lager zurück. Entfernt konnte ich Vincent seine Paddelschläge hören. Er bug langsam um die Ecke der Bucht und fragte mich schon aus dem Boot was das denn gewesen wäre. Er hat den Schwall tatsächlich bis zu seinem gut 400m entfernten Spot gehört. Wahnsinn.
So beschlossen wir noch einmal den Kanal mit dem Boot zu befischen. Hier gings nochmal richtig ab. Hecht, Hecht, Hecht. Bisse auf Sicht. Aber alles wieder Durchschnitt. Trotzdem geil. Ich krallte mir Vincents weißen Jockie und schlenzte ihn in eine kleine Krautlücke. Zupfte langsam. Bugwelle. Riesen Bugwelle. Riesen Einschlag! Ich brauchte einige Minuten bis ich den Fisch am Boot hatte. Doch dann sah ich was da am anderen Ende hing. Das musste er sein. Der Meter! War er auch. Nach etwas schwieriger Landung konnten wir den sportlichen Grünen dann vermessen. Glatte 100cm, kerngesund. Wahnsinnsfisch. Der Freudenschrei war groß, und noch schöner war es den Fisch wieder quicklebendig davon schwimmen zu sehen. Mindestens zehn Mal erzählte ich wohl noch vom Biss im knietiefen Wasser und schaute mir die Fotos im Zelt an. Kein Neid, keine Nervereien, nur Freude unter zwei angelverrückten Freunden. So muss das sein!
Auch Vince fing seine Fische. Einige richtig gute Barsche an einem kleinen See. Endlos viele Hechte. Sein Mepps war einfach eine Waffe hier oben.
Langsam wurde es dunkel. Das Panorama war unglaublich. Und so schoss ich mein Lieblingsbild unserer Reise. Keine Fische, keine Menschen. Einfach nur Stille und unberührte Natur.
Diesen Abend passierte nicht mehr viel. Ich machte Feuer im Ofen, knetete einen notdürftigen Brotteig zusammen und füllte kleine Laiber mit Salami und Käse. Im Ofen war es schon ordentlich heiß. Sollte klappen!
Klappte aber nicht. Das ganze dauerte trotz improvisierter Ofentür ewig und schmeckte einfach furchtbar, so dass wir den Käse und die Wurst aus dem Teig pulten und eine Tütensuppe zusammen mischten. Ein bisschen trockenen Teig würgten wir auch noch runter, Kalorien und so. Muss ja irgendwo herkommen. Witzig wars trotzdem.
Letzten Endes verabschiedete sich der Tag mit dem wohl schönsten Sonnenuntergang den wir hätten bekommen können. Wahnsinn wie lange das hier oben anhält. 3 Stunden Dämmerung heißt eben auch 3 Stunden Sonnenuntergang.
Da konnte man schon zufrieden schlafen gehen, super Tag.