Der Wecker klingelt. Es ist drei Uhr morgens. Ich komme schwer in die Gänge aber der frühe Vogel fängt den Wurm, bzw. der frühe Angler den Oderhavelkanal - Zander.
Eh ich am Wasser bin und montiert habe ist es fast halb fünf. Mist, ganz dunkel ist es nicht mehr. Ich entscheide mich mit einem Jigspinner zu beginnen da ich hier schon erfolgreich damit war. Erster Wurf! Komisch ... der fliegt heute gar nicht so weit wie sonst und die Rolle macht seltsame Geräusche beim Kurbeln. Dabei habe ich das Schnurlaufröllchen gestern erst gewartet. Habe ich es falsch wieder zusammengebaut?
Nächster Wurf, der Spinmad fliegt immer noch wie minimal gebremst und die Geräusche beim Kurbeln sind weiterhin lauter als sonst. Der Kurbelwiderstand fühlt sich aber ganz normal an.
"Tock"! Anhieb! ... Hänger ... Schnipsen und Rütteln bringt leider nichts, auch den finalen Zugtest gewinnt das Hindernis. Neuknoten dauert ein Weile, die Hauptschnur ist am oder vor dem Knoten zum FC gerissen und nicht wie eigentlich immer am Clinch zur Stahlspitze.
Ich klinke einen Gummi am Jig ein. Wurf! Mann, was ist das nur? Als ob eine Schlaufe von der Spule absteht ... da ist aber nix. Also gehe ich akribisch auf Fehlersuche und werde fündig beim: Tada! Spitzenring! Ich Honk habe die Schnur im Halbdunkeln durch den Ringsteg anstatt durch den Ring gefädelt.
Zum Glück passt nur der Snap nicht durch Steg und Ring, so dass ein Clinch reicht um weiterzumachen. Selbstverständlich mit 20m-30m Schnur weniger auf der Rolle ... jetzt zahlt es sich mal aus, dass ich meistens 150m draufmache.
Endlich normal weiterangeln! Es wirft und kurbelt sich wieder gefällig, die Vögel zwitschern und der Tag erwacht so langsam. Ich bin allein am Wasser und geniesse das. Ich mache ein paar Würfe, laufe ein paar Schritte, mache ein paar Würfe usw. Das Ritual des Spinnanglers.
Ein Hechtlein beisst, lässt sich rankurbeln um dann kurz vor dem Ufer zu einem wilden Sprung mit Kopfschütteln anzusetzen bei welchem sich der Haken löst. Als ob er das schon kennt.
Mittlerweile ist es halb sechs und so langsam freunde ich mich mit dem Gedanken an (mal wieder) keinen Zander zu fangen.
Ich komme an eine Stelle an der gegenüber eine Ausbuchtung ist. An solchen Stellen stehen ja gerne mal Fische. Da ich meinen zweiten Spinjig zwischendurch auch den Göttern des Oderhavelkanals geopfert habe, ist ein 22g Effzet einer meiner letzten Köder die weit genug fliegen. Wurf! Klatsch! Zu nah am rechten Ufer der Bucht. Ich kurbel schnell ein und sammle zum Glück keine Wasserpflanzen ein. Unruhe vertreibt Fische.
Zweiter Wurf! Klatsch! Besser! Der Kanal ist hier 2m-3m tief, also absinken lassen. Ein Ruck! Anhieb! Widerstand der sich bewegt! Das ist kein kleiner Fisch, auch kein großer. Wieder einer der häufigen Hechte um die 50 cm. Das Wasser ist ganz schön klar und ich kann den Fisch etwa in der Mitte des Kanals zum ersten mal sehen. Kleiner Hecht passt! Bisschen hochrückig vielleicht ... Moment mal, da kommt er. Oh Gott, das ist kein Hecht, das ist ein Barsch!
Adrenalin schiesst ein. So einen Barsch habe ich noch nie gesehen! Der Fisch bäumt sich nochmal auf! Kann er den Haken abschütteln? Kann er nicht! Mann, ist der groß! Schnell ein Foto, ein Stück Schnur auf Fischlänge schneiden (hatte ja genug Reste
![Wink ;) ;)](data:image/gif;base64,R0lGODlhAQABAIAAAAAAAP///yH5BAEAAAAALAAAAAABAAEAAAIBRAA7)
) und zurück ins Wasser mit ihm. Ich wollte heute eigentlich mal Fisch mitbringen aber nicht so einen.
Hmm, das Schnurstück sieht ganz schön klein aus. 36cm ist mein bisher größter Barsch. War der jetzt doch nicht so groß?
Zu Hause angekommen Messe ich das Schnurstück. Es ist 45cm lang. Wahnsinn! So ein Fisch! Hier im Kanal! Da macht es auch nichts, dass der Effzett später auch noch flöten ging. Ich glaube, den toppe ich nicht mehr.
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