[...] Und dennoch bin ich der Meinung, dass eine Diskussion gerade von den in sie einfließenden unterschiedlichen Meinungen lebt. Widerworte muss man auch mal "abkönnen", wer wüsste das besser als wir Angler? [...]
Widerworte sollten sogar höchst willkommen sein, denn nur im permanenten Diskurs können Hypothesen überprüft und der Erkenntnisgewinn sogar beschleunigt werden.
Dafür muss man meines Erachtens auch nicht unbedingt Experte sein, denn insbesondere die etwas naivere (und wohl möglich unvoreingenommenere) Betrachtungsweise schützt am besten vor dem befürchteten Tunnelblick und rückt evtl weitere interessante Aspekte ins Bild.
Bzgl der Sensitivität und Spezifität der verschiedenen PCR-Testkits bin ich noch zu keinem abschließenden Ergebnis gekommen, aber der Fokus wird scheinbar auf die Vermeidung falsch-negativer Ergebnisse gelegt, damit möglichst niemand übersehen wird.
Die Spezifität scheint dagegen nur von untergeordnetem Interesse zu sein - und das obwohl diese beim Screening und niedriger Prävalenz verhältnismäßig viele falsch-positive Ergebnisse generieren könnte.
Bei einer Prävalenz von 1% und einer relativ hohen Spezifität von 99,95% wären immerhin 5% aller positiv Getesteten falsch positiv und bei einer Prävalenz von lediglich 0,5% bereits 10% irrtümlich positiv.
Aufgrund der weitreichenden Folgen macht das meines Erachtens eigentlich in jedem Fall eine zweite Testung erforderlich, halbiert dann allerdings die Testkapazitäten und wird, sofern ich richtig informiert bin, deswegen nur bei suspekten, vermeintlich falsch-negativen Ergebnissen durchgeführt.
Dabei gibt selbst ein positiver Test nur begrenzt Auskunft über den Gesundheitszustand bzw der Infektiösität des Getesteten, da auch Genesene und bereits Immunisierte positiv getestet werden können.
Dass die Spannbreite asymptomatischer Verläufe und bereits vorhandener Kreuzimmunitäten in einzelnen Kohorten ziemlich groß aber dennoch deckungsgleich ist, ist sicherlich kein Zufall, sondern beruht wahrscheinlich darauf, dass die Asymptomatischen einfach bereits durch Kreuzimmunitäten vor Sars-Cov-2 gefeit sind und deswegen auch eine vergleichsweise geringe Antikörperkonzentration haben.
Die Idee, asymptomatisch Infizierte könnten das Virus verbreiten, beruht ja ursprünglich auf einem Missverständnis und wäre bei respiratorischen Infektionen scheinbar ein echtes Novum. Wäre das tatsächlich der Fall, könnte auch eine Impfung das Infektionsgeschehen nicht eindämmen, da sich auch Immunisierte anstecken können, diese aufgrund der Immunantwort aber nicht infektiös werden.
Werden also weiterhin asymptomatische, vermeintlich infektiöse Personen getestet, könnten wir selbst nach erreichter Herdenimmunität jederzeit neue Fälle generieren und Corona würde eine never ending story.
Deswegen sollte das Screening eigentlich ausschließlich den vulnerablen Personengruppen vorbehalten sein und in allen anderen Fällen ausschließlich anlassbezogen getestet werden.
Dennoch wäre es interessant zu wissen, wie groß der Anteil asymptomatischer Verläufe generell und in den einzelnen Untergruppen bzw Kohorten ist - denn bis jetzt ist der Eindruck entstanden, dass vor allem jüngere Personen, insbesondere Kinder und Frauen (oder vielleicht auch Mütter) dazu neigen.
Und sollte dies tatsächlich zutreffen, passt das auch zum relativ hohen Durchschnittsalter der Angehörigen sogenannter "Spreading-Events" - denn die Wahrscheinlichkeit eines solchen hängt meines Erachtens nicht nur von der Teilnehmerzahl, sondern auch von der Alterszusammensetzung ab, da Ältere einfach deutlich häufiger symptomatisch werden und wohl möglich auch seltener Kreuzimmunitäten aufweisen.
Veranstaltungen mit relativ jungen Leuten sind trotz aller Horrorszenarien jedenfalls weitgehend unauffällig geblieben, während Kreuzfahrten und Familienfeiern für solche Events scheinbar prädestiniert sind.
Wirklich rund wird dieses Bild jedenfalls erst, wenn man von einer mehr oder weniger ausgeprägten Hintergrundimmunität ausgeht, die bisher aber leider kaum Beachtung findet.