Da sind wir ja wieder bei der alten Grundsatzdiskussion: Kann ein Fisch Schmerzen und Gefühle empfinden oder sind das alles nur "Reflexe"?
Und dann sind wir eben auch bei der Grundfrage unseres Hobbys, ist das richtig oder falsch?
Und dann können wir noch weiter gehen ob Insekten oder andere Köder Schmerzen fühlen, ob das alles für die Natur grundsätzlich gut ist, ob die ganze Bürokratie... und und und.
Am Ende kommt es für mich gesehen darauf an mit sich im Reinen zu sein. Man muss mit Gewissen handeln. Wenn jemand für irgendetwas eine Ausrede suchen möchte, dann wird er auch eben diese finden.
Es ist eine persönliche moralische Frage in meinen Augen, die man nicht einheitlich beantworten kann. Und wer weiß, vielleicht gibt es ja so etwas wie Karma.
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und beschäftigt sich mit dem Thema C&R. Es handelt sich aber vor allem um keinen belehrenden Beitrag, der jemanden überzeugen/überreden will etwas zu tun/nicht zu tun. Jeder kann in dieser Sache frei entscheiden. Angeln ist und bleibt das schönste Hobby!
Auch wenn es sicherlich viele nicht gern hören wollen, aber bei wissenschaftlich belegten Fakten, wie der Beantwortung der Frage ob ein Fisch Schmerzen empfinden kann oder nicht (
ja kann er), kann es keine Grundsatzdiskussion geben. Zum Vergleich: Es ist belegt dass die Erde keine Scheibe ist, ergo kann auch hierüber nicht diskutiert werden, da es nur eine richtige Antwort gibt.
Stattdessen kann es sehr wohl eine Grundsatzdiskussion darüber geben, ob man C&R unterstützt oder nicht. Oder auch gesagt, ob man es vertreten kann, einem Tier zum eigenen Spaß und Vergnügen Schmerzen zuzufügen oder nicht. Ich denke, die meisten hätten wohl doch ein Problem damit diese Frage mit 'ja' zu beantworten. Dennoch, die Entscheidung liegt bei jedem selbst und das Thema C&R, Entnahmefenster und Mindestmaß sollten immer im Kontext betrachtet werden.
Ich selbst war immer ein Befürworter für das C&R, hatte Spaß beim angeln und konnte es nicht über das Herz bringen einen so wunderschönen Fisch, wie bspw. den Barsch zu töten. Ich dachte ernsthaft ich tue den Fischen beim angeln nicht weh und ihnen mit dem C&R einen Gefallen.
"
Fische fühlen dabei maximal einen Mückenstich. Es gibt Fische die wurden innerhalb weniger Stunden mehrfach gefangen, die hatten also Hunger, den ging es gut also können Fische keine Schmerzen fühlen. Fische haben ein weniger komplexes Nervensystem als Säugetiere also sind das keine Schmerzen sondern nur Reflexe. In Ländern in denen C&R legal ist, sehen die Fischbestände super aus, d. h. die Fische vermehren sich und ihnen geht es gut.“
Das waren bisher immer meine Argumente bei Diskussionen über C&R und das Schmerzempfinden von Fischen. Aber wirklich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt hatte ich mich auch nicht. Warum auch, zu groß war die Angst dass man falsch liegen könnte und man sich sein geliebtes Hobby versaut.
In den letzten Monaten habe ich es dann aber doch getan und muss leider sagen, dass ich in der Vergangenheit falsch lag. Also so richtig falsch. Dabei hätte ich mir nur selbst mal die Frage stellen müssen:
„Wenn ich mal Schmerzen habe, stelle ich dann so einfach das Essen ein?“
Aber was jetzt? Das Hobby aufgeben? Einfach so? Dabei habe ich so viele Stunden am Wasser verbracht und Freundschaften geschlossen und viel Geld in das Angelequipment gesteckt.
Nun ja, um das für mich beantworten zu können, musste ich erst einmal schauen, was denn nun eigentlich richtig wäre.
'Einem Tier zum Spaß Schmerzen zufügen?' -Nein, dass will ich nicht.
'Jeden (maßigen) Fisch entnehmen, weil es so per Gesetz richtig wäre?' -Nein, auch das kommt nicht in Frage, denn so viel Fisch kann ich selbst nicht verwerten. Nach manch einem guten Angeltag hätte ich dann locker 3 Hechte und 20 Barsche entnehmen müssen. Würde das außerdem jeder machen, würde der Fischbestand wahrschheinlich (noch weiter) leiden. 'Also einfach den Angelausflug nach dem ersten maßigen Hecht beenden, selbst wenn ich über eine Stunde an den See gefahren bin und doch so gern weiter angeln würde, weil es mir Spaß macht? Soll ich wirklich einen Hecht von 46cm entnehmen, an dem wenig dran ist nur weil es das Gesetz so will? Was ist wenn ich eigentlich Barsche angeln wollte und ein maßiger Hecht beißt?' -Klar, dann ist das nicht meine Zielfischart und ich kann den Hecht legal releasen. 'Aber kann ich mich so nicht irgendwie immer rausreden und bin ich dann nicht an der gleichen Stelle wie ganz am Anfang? Und was ist mit Barschen über 40cm?' -Sie sind doch so wichtig für den Bestand.
In meinem Kopf schwirrten so viele Gedanken und offene Fragen. Das aller größte Problem an der ganzen Sache war eigentlich das folgende Dilemma:
Ich wusste nun, dass ich Fischen beim C&R Schmerzen zufüge und wollte das nicht mehr tun. Aber Angeln bleibt trotzdem weiterhin eins meiner Lieblings-Hobbies, weil ich an der frischen Luft bin, abschalten kann und es mir unheimlich Spaß macht.
Eine Entscheidung musste her. Objektiv betrachtet wäre für mich die einzige (richtige) Möglichkeit die gewesen, nur angeln zu gehen, wenn ich mir sicher bin den gefangenen Fisch verwerten zu können und am besten bereits nach dem ersten oder zweiten (maßigen) Fisch aufzuhören. So verhindere ich zum einen, mehr Fische zu töten als ich muss und zum anderen, Tieren Schmerzen zuzufügen nur damit ich Spaß haben kann. Das bedeutet eigentlich auch keine „Schlupflöcher“ auszunutzen, um Fische legal releasen zu können.
'Aber Moment mal. Wäre dann nicht die logische Schlussfolgerung dass ich eigentlich kaum noch „zum Spaß“ angeln gehen kann und irgendwie kaum noch so oft und lang wie ich möchte?
' -Leider schon. 'Brauche ich dann dafür eigentlich noch das ganze Equipment?' -Doch brauchst du sagt der Tackle-Affe
, die Sache war klar.
Im
Endeffekt habe ich mich dafür entschieden, mir eigene Entnahmefenster für Barsch, Hecht und Zander festzulegen und so C&R und gesunde Entnahmegrößen- und mengen miteinander zu verbinden. Habe ich bspw. bereits zwei entnahmefähige Barsche gefangen, werde ich künftig meinen Angeltag beenden und nicht weiter zum Spaß angeln. Ich werde außerdem das gezielte beangeln auf Fischarten, die ich nie essen würde, einstellen. Hierzu zählen Rapfen und Döbel.
Außerdem werde ich aktiver und konsequenter durch die Wahl meiner Köder die Größe der Fische selektieren um die Anzahl der „sinnlos“ gefangenen Fische zu minimieren. Auch wenn all dass eventuell dazu führt, häufiger zu schneidern, insgesamt weniger Fische zu fangen oder insgesamt etwas weniger Zeit am Wasser zu verbringen.
Wohl wissend, dass man Fischen durch C&R Schmerzen zufügt, kann ich mich von diesem Hobby allerdings emotional nicht trennen und auch das Angeln zum „Spaß“ nicht gänzlich einstellen.
Zumindest noch nicht.