Wirklich spannendes Thema. Ich denke, vielen Leuten ist nicht bewusst, dass Forellenbarsche nördlich der Alpen deutlich häufiger besetzt wurden, als gemeinhin bekannt.Sie wurden bis in die 70er in viele bayerische Seen und Teiche gesetzt. Im Internet wird oft der Hofstätter See und Rinssee genannt, aber es waren deutlich mehr Gewässer. Noch 1979 war in einer Vereinszeitung Werbung eines Fischzüchter aus dem Raum Allgäu-Oberschwaben, der Forellenbarsche zum Verkauf anbot. Alle diese Ansiedlungsversuche haben gemeinsam, dass sie wegen Misserfolg schnell wieder eingestellt wurden und so verschwand er auch für lange Zeit vom Besatzfischmarkt.
In die Schweizer Mittellandseen wurden seit den 2000er Jahren auch vereinzelt illegal Forellenbarsche gesetzt, zuletzt wurde angeblich aus dem Rotsee nahe dem Vierwaldstättersee einer gefangen. Außerdem gibt es noch die Meldungen aus dem Österreicher Bodensee. Laut einem Bekannten, der bei einem ehemaligen Fischreibeamten nachgefragt hat, nur Einzelfänge von wahrscheinlich frisch ausgesetzten Tieren, die womöglich jemand aus dem Urlaub mit brachte. Auch in der Schweiz sind es Einzelfänge oder die Fangmeldungen brechen nach 1-2 Jahren ab, da der Bass sich nicht etablieren konnte oder zuvor rausgefischt wurde. Da der Bass nun wieder vermehrt in der Fischzucht angeboten wird, werden wir bestimmt noch öfter von wildem Besatz und Einzelfängen hören.
Ich vermute, da machen sich viele Leute falsche Hoffnungen, was die Ökologie des Black Bass und die Auswirkungen des Klimawandels angeht. Die nördlichsten Bassvorkommen in Frankreich liegen in Etwa auf der nördlichen Breite von Stuttgart und sind klimatisch deutlich ozeanischer geprägt, als in Deutschland. Die Bestände werden zudem offiziell stark gefördert und es herrscht weitgehend no kill. Bass Besatz in Frankreich heißt meistens einige tausend Tiere auf sehr geringe Gewässerflächen und Stützung über mehrere Jahre. Je ungünstiger die Bedingungen sind, desto höher ist der Aufwand, den die Franzosen betreiben mussten, um etablierte Populationen zu erreichen. In manchen Gebieten wurden die Besätze auch eingestellt, da es nicht funktioniert. So wie in den Fließgewässern im Elsass oder etliche Versuche von Pariser Anglern, gute Bestände im Department Ile de France zu etablieren. In Deutschland ist so eine Bewirtschaftung undenkbar. Für die meisten Bundesländer gilt, dass Privatpersonen und Vereine fürs Aussetzen von nicht-einheimischen und nicht eingebürgerte Arten grundsätzlich keine Erlaubnis bekommen. Die Art ist hierzulande nicht erwünscht, was die Ausbreitungswege auf illegalen Besatz und Ausbrüche aus der Fischzucht beschränkt. Vereinzelt vielleicht noch Zuwanderung aus französischen Gewässern, wobei es im grenznahen Bereich keine nennenswerten Populationen gibt.
Außerdem ist der Forellenbarsch anfällig gegenüber fischfressenden Vögeln und kleinen Gwässern wohl auch dem Fischotter und Mink. Der Forellenbarsch laicht zum Beispiel in den Kärntner Seen in etwa hüfttiefem Wasser und bleiben für etwa drei Wochen auf den Laichplätzen. In der Zeit werden sie ziemlich stark von den Kormoranen massakriert, was man an den Beständen in Kärnten und Oberitalien zusehends zu Spüren bekommt. Die freischwimmende Brut steht dann in Konkurrenz mit den Weißfischen und Barschen, welche schon Wochen bis Monate früher geschlüpft sind. Deshalb zeigen die Bass Populationen nördlich von Zentral Italien, Südfrankreich und Spanien auch so gut wie keine Eigendynamik und besiedeln in der Regel nur sehr selten weitere Gewässer aus eigener Kraft. Zum Beispiel bestünde schon seit Ewigkeiten die Möglichkeit, dass der Forellenbarsch ausgehend vom Wörthersee die Stauseen der Drau bevölkert, es geschieht aber bis auf wenige Einzelfische nichts.
Insgesamt gesehen kann von einer im Kommenden und durch den Klimawandel profitierenden Art keine Rede sein.