13 Tage nördlich des Polarkreises im Kanu

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UpNorth

Twitch-Titan
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Servus miteinander, nachdem ich mich jetzt seit zwei Tagen wieder zuhause eingefunden habe, geduscht und die Wäsche gemacht hab, beim Friseur war und alles andere, was sonst so noch nach einem Kanu- und Angelurlaub anfällt gemacht habe (Tackle wieder sortieren, Tackle-Bestellungen nach Verlusten etc.), setze ich mich jetzt mal dran und versuche hier den Reisebericht, den ich dazu schreiben möchte zu verfassen. Ich versuche das hier so unterhaltsam wie möglich zu gestalten und dem ein oder anderen Interessierten auch meine/unsere Learnings über Material, Angelausrüstung und andere nützliche Sachen als Wildnis-Neuling von dieser Reise mitzugeben. Dabei ist mein Plan hier die Tage des Urlaubs möglichst gut nacheinander wiederzugeben und mit Bildern zu untermalen, so gut es eben möglich ist. Mittlerweile habe ich die Fotos schon dreimal durchgeguckt und finde immer noch richtig geile Bilder. Ich bin mal gespannt wie euch das gefallen wird.

Hier einmal die groben Eckdaten.

Wo: Stattgefunden hat das Ganze in Seen in einem Flusssystem im Umkreis von Jokkmokk, also knapp über der Grenze zum Polarkreis. Wenn jemand da genauere Fragen an mich hat, kann ich sicherlich gerne per PN weiterhelfen.

Wer: Wir, 4 Freunde haben wir das Ganze gemacht, Ole (@srzky ), Thorben @tholip , Robert und Ich. dabei haben Ole und ich als die Angelverrücktesten der Gruppe ein Kanu besetzt und die anderen beiden das andere. Thorben und Robert sind auch beide Angler, die gerne angeln, allerdings war es auch schon direkt klar, dass Oles und mein Boot sich um das gesamte Tackle (außer die Ruten der jeweiligen Personen) für den Trip kümmert von Ködern für jede etwaige Angelmethode über Terminal Tackle, Landehandschuhe etc.

Was: Mit Kanus über mehrere Seen stromaufwärts fahren die durch Stromschnellen voneinander abgeschnitten sind. Die erklärten Ziele waren Hechte (u.a. auf Topwater), Barsche, Äschen und Forellen. Die Kanus haben wir dabei teils über mehr als einen Kilometer umgetragen um die nächsten Gewässer zu erreichen.

Für mich stand dabei im Vordergrund bei den Hechten möglichst schöne Exemplare zu überlisten, im besten Fall mit kompletter Maserung am Bauch, man kennt ja die schönen Schwedenhechte. Barsche in guter Frequenz mit 40+ern immer mal wieder dazwischen, eine Äsche fangen und damit eine weitere Spezies zu verbuchen und eine „richtig“ wilde Bachforelle fangen. Fast schon unverschämt möchte man meinen, aber meine Erwartungen an den Urlaub waren hoch.

Oles Erwartungen waren anglerisch ähnlich unverschämt, jeden Tag, an dem wir auf dem Boot sind mindestens einen Fisch fangen, Topwaterhechte sowie alle eben genannten Spezies abzuhaken.

Robert: Einen Fisch fangen.

Thorben: Einen neuen Hecht PB, sein bisheriger ist 2 lange DIN A4 Seiten und eine kurze lang, das sollte jedem ein Begriff als Messmethode sein. Kurzweilige Angelei haben.

Wie: Das werdet ihr hier in den nächsten Wochen erfahren.

Jetzt reichts aber auch mit dem Geplänkel und wir fangen mal an.

Wir starten mit der Anreise die direkt mehrere Tage umfasst hat.

Es geht los am Freitag, den 28. Juni. In der Nähe von Osnabrück treffen Ole und ich uns, das Auto bekommt noch einen Dachgepäckträger für die Ruten. So bekommen wir auch die von meinem Bruder @Walter Frosch ausgeliehene 1+1 geteilte Expride XH mit. Jetzt noch zwei 60L Fässer pro Person und 2 Bakkans bis zum Rand voll mit Tackle und es kann losgehen. Die große Expride gepaart mit einer 200er Tatula teilen Ole und Ich uns während des Trips, sonst habe ich noch eine Tsurinoya Agile ML gepaart mit einer Alphas Air und eine Expride MH mit Curado 151 DC dabei. Oles weitere Wahl fällt auf eine M Benkei mit Tatula 103 und Levante F2 mit Alphas SV TW 800 mit Tuning Spule.

Nach ordentlich Stau Gabeln wir die anderen beiden in Hamburg auf, zwei weitere 60L Fässer 3 Kirmesknüppel samt Kaffeemühlen kommen noch dazu (Tatsächlich waren es drei grundsolide Kombos). Während Thorben noch eine Videokonferenz hat und sich die Haare schneiden lässt, kaufen Robert, Ole und ich noch die letzten Sachen für die Fahrt ein und können alsbald aufbrechen. 2200 Kilometer liegen noch vor uns, die Laune ist gut, Urlaubsstimmung kehrt ein. Eine Fähre und eine lange Brücke weiter suchen wir die erste Übernachtungsstelle in Südschweden.

Eine kurze Nacht an einem Seeufer muss reichen, etwas zerknautscht geht’s für uns weiter zum nächsten Supermarkt, um Mygga einzukaufen. Eine gute Entscheidung wie sich später herausstellen wird. Im Cafe dort gibt’s viel zu starken Filterkaffee, für uns jetzt allerdings genau richtig, um gut weiterzukommen. Der nächste Stopp ist in Stockholm geplant. Dort wird noch einmal guter Kaffee getrunken, Neapolitanische Pizza gegessen, bevor es in den nächsten Tagen eher Basic essenstechnisch zugehen wird. Ein Besuch bei Södersportfiske war zeitlich leider nicht mehr drin, doppelt gut für unser Konto. Wahrscheinlich wäre es nicht bei 10 Euro geblieben, die man dort ausgegeben hätte und so mussten wir im Parkhaus nur 45 Euro für unsere Verweildauer zahlen. Ein Schnapperpreis.

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Das Ziel ist klar oder?

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Die letzen vernünftigen Heißgetränke für eine Weile

Wir fahren weiter, gucken noch Deutschland-Schweiz auf der Fahrt bei einem spektakulären Sonnenuntergang. Dunkel wird’s ab jetzt nicht mehr richtig, als alle nicht mehr können, bauen wir um 2 unser Lager für die Nacht an einem kleinen See auf und werden direkt von den Mücken herzlichst in Empfang genommen.

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Am nächsten Morgen wird noch im See gebadet für eine kleine Erfrischung und wir verbuchen direkt den ersten Hechtkontakt in diesem Urlaub.

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Was für ein Löwe!

Ein gutes Zeichen wie wir hoffen. Jetzt nur noch 600 Kilometer und eine Nacht bis wir mit Kanus in die Wildnis fahren. Gegen Abend kommen wir in der Nähe von Jokkmokk an, suchen uns noch einen Schlafplatz für die Nacht und sortieren unser Gepäck, sodass wir morgen schon bereit sind. Die Mücken dort haben sich gefreut. Dank unserer Angelkarten, die für ein Großteil der Gewässer dort gültig und sogar auch online zu kaufen sind können wir schon unsere ersten Würfe machen- ohne Erfolg leider.

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Am nächsten Morgen fahren wir noch kurz nach Jokkmokk in die Stadt rein, trinken noch einen Kaffee in einem urig eingerichtetem Cafe, genießen nochmal den Luxus einer Toilette, machen noch einige Last-Minute Besorgungen und fahren dann zum Kanu-Verleih die uns dann zum Spot bringen werden.

Die beiden sind ein Pärchen und vermieten die Kanus nebenbei, der nette Eindruck vom E-Mail-Kontakt bestätigt sich.

Amüsiert aber auch beeindruckt sagen die beiden, dass sie noch nie Leute dabei hatten die so viele Angelsachen mitgenommen haben.

Daraufhin erzählen uns die beiden, dass letztes Jahr auch bekannte deutsche Angler hier in der Gegend waren, dasselbe Flussystem beangelt haben und dafür Kanus bei Freunden von ihnen geliehen haben. Womöglich habt ihr da eine Idee um wen es sich handeln könnte.

Wir laden unser Material mit deren Hilfe in einen alten Toyota Hiace. Die Kanus hinten dran die Angeln komplett im Auto verteilt. Der Hund Johnny begleitet uns noch die nächsten ca. 60km in die Wildnis bis zum Spot, wo wir ausgesetzt werden. Lange Schotterpisten werden im schmaler, bis man das Ganze kaum noch Weg nennen kann. Mit jedem Kilometer wachsen Euphorie aber auch Anspannung in mir. Jetzt geht’s los. Die Boote sind schnell gepackt und wir stechen in See.

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Johnny


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Von Links: Ole, Manu, Robert, Thorben


Ich versuch das hier möglichst gut zu updaten in den kommenden Wochen und freue mich über Feedback von euch.
 
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Kupferspinner

Forellen-Zoologe
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Freue mich auf deinen weiteren Bericht. Habe ähnliches in 2016 etwas südlicher, nördlich von Arjeplog am Piteälven gemacht. Es war mein bestes Angelerlebnis bis heute. Ich liebe die Gegend. Bin gespannt was kommt.
 

tholip

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Ich als einer der beiden Kirmesknüppel- und Kaffeemühlen-Angler kann schon mal anteasern: Auch damit lässt sich in Schweden gut fangen. Zeit für die erste vernünftige Baitcaster ist nach dem Urlaub aber wohl trotzdem, da haben @srzky und @UpNorth Überzeugungsarbeit geleistet ;)
 

Anglerglück

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Super Bericht. Freue mich schon auf die nächsten Teile. Kannst du mal grob durchgeben was dir dieser Trip gekostet hat mit allem drum und dran? Klingt mega geil dieser Trip! Vielen Dank
 

tholip

Barsch Simpson
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Super Bericht. Freue mich schon auf die nächsten Teile. Kannst du mal grob durchgeben was dir dieser Trip gekostet hat mit allem drum und dran? Klingt mega geil dieser Trip! Vielen Dank
Wir sind am Ende wohl bei zwischen 600-700 Euro pro Nase gelandet, darin inkludiert sind die Kosten für die Kanus, die Fahrt (ein Auto mit Fähren- und Brückenkosten), das gesamte Essen für die Zeit im Kanu sowie ein paar Nachkäufe an Ausrüstung (Terminal Tackle, Kanufässer, Gaskartuschen etc.). Dazu muss gesagt werden: Ausrüstung wie Zelte, Regenklamotten, Wanderschuhe, Gaskocher etc. hatten wir im Vorfeld größtenteils schon, die Anschaffung ist aber für gutes Zeug natürlich auch ziemlich teuer. Auf der anderen Seite hält eine gute Ausrüstung nicht nur einen, sondern locker über 10 Trips durch.
 

fishing honk

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na hallo,

die Nachahmer wieder. :) ist aller zwei Jahre meine bevorzugte Art zu reisen da oben. Freu mich auf die weiterführenden Berichte!

Die Kosten kommen mir ein wenig hoch vor, kannst Du das bitte ein wenig detaillierter aufschlüsseln? Danke!

Gruß
 

srzky

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na hallo,

die Nachahmer wieder. :) ist aller zwei Jahre meine bevorzugte Art zu reisen da oben. Freu mich auf die weiterführenden Berichte!

Die Kosten kommen mir ein wenig hoch vor, kannst Du das bitte ein wenig detaillierter aufschlüsseln? Danke!

Gruß
Preise sind alle pP:
275€ für die Boote inkl Transfer. Dazu knapp 125€ Sprit, 50€ Fähre und Brücke, 40€ Angelerlaubnis für ein Jahr, Lebensmittel 60€ und ganz viel Kleinscheiß wie Mygga, Thermacell, Fässer, Karten, Snacks usw.

Da ist dann am doch ein bisschen was zusammen gekommen. Ich denk mal ein paar Euro hätte man sich auch sparen können ;)
 

UpNorth

Twitch-Titan
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Tag 1:

Nachdem ich gestern Abend aus dem 12 Stunden Dienst gekommen bin hatte ich ehrlich gesagt nicht mehr die Muße mich danach noch an den Bericht dranzusetzen, deswegen kommt heute erst die Weiterführung nach der Aussetzung. Ich bin auf jeden Fall bemüht das hier möglichst regelmäßig zu updaten wenn ich die Zeit dafür habe. Jetzt geht’s aber erstmal weiter.

Nach gründlichem studieren der Karte und aus Vorüberlegungen wussten wir, dass wir zunächst einmal Meter machen mussten. Bei wechselhaftem Wetter paddelten wir zunächst einmal ca. 4 Stunden, verdammt jede Stelle hier sah so schon so aus, dass direkt der erste Biss kommen würde aber es war zusammenreißen angesagt. Leichter gesagt als getan, aber ich denke die meisten kennen das Gefühl. Unsere Regenklamotten haben sich bereits jetzt schon rentiert. Wirklich eine der besten Investitionen die man für sowas machen kann wenns nach mir geht.

Als wir endlich den Punkt erreichen, den wir bis zum Ende des ersten Tages mindestens erreichen wollten kann jetzt erstmal geangelt werden. Junge Junge jucken mir die Finger. Bevor wir die die Ruten nehmen sage ich noch zu Ole, dass das mit Abstand eins der besten Gewässer sein wird die wir je beangeln werden. So hoffe ich zumindest. In den nächsten Tagen werden wir dann ja sehen wie und ob sich das bewahrheiten wird. Vor wirklich schöner Szenerie mit kleineren Bergen im Hintergrund und einem Schönwetterfenster holen wir schnell die Ruten aus dem Bakkan die Ole und ich bereits geriggt haben und ab geht’s. Bei Ole und mir geht’s zunächst auf Barsche mit x68 für Ole und Tiny Kaishin mit Bubbling Shaker als Trailer für mich. Für mich zusammen mit dem SLT-Minnow die beste Trailerwahl. Je nachdem ob man eher eine langsamere oder zackige Köderführung bevorzugt.

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Direkt in den ersten Würfen habe ich einen krassen Biss, der Fisch ist kurz dran und geht wieder ab, verdammt das war kein schlechter Fisch. Eine Sekunde später hackts wieder auf den Köder, hängt nicht. Ich hole weiter ein und beim Herausheben des Köders sehe ich einen Mittachtziger Hecht mit offenem Maul am Boot abdrehen. Ich mache noch einen kurzen Unterhandwurf hinterher aber der Fisch ist bereits weg. Wenige Würfe später klappts mit einem ca. 30er Barsch bei mir. Der erste Fisch des Urlaubs. Danach lassen wir uns mit dem Wind in eine große Bucht reindriften, 20 Minuten vergehen ohne Kontakt und wir überlegen bereits ob unser Gameplan hier funktioniert oder wir was anderes probieren sollten. Gerade als wir an etwas größeren Steinformationen vorbeidriften ist Roberts Rute krumm. Ein wunderschöner Fisch um die 80, Maserung am Bauch und kampfstark wie sonst was. Wir statten den beiden einen Besuch ab um den ersten Hecht des Urlaubs zu begutachten und freuen uns zusammen. So kanns weitergehen.
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Die nächsten 500 Meter der Drift sind surreal, fast bei jedem Wurf knallt es. Was für ein Hechtinferno!

Alle Hechte sind zwischen 70 und 85. Teils haben wir 3 Würfe hintereinander Fischkontakt. Im Gegensatz zu den Hechten hier sind die Hechte bei uns zuhause echt Luftpumpen. Sowas haben wir bis dato noch nicht erlebt, teils sind 3 von uns gleichzeitig im Drill. Landehandschuhe und Lösezange werden im Minutentakt ausgetauscht zwischen Ole und mir. Auch bei der Kirmesknüppel-Kaffeemühlen-Fraktion läufts gut.
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Nach Ende der Struktur werden die Kontakte wieder weniger, vereinzelt beißen noch Hechte und ab und an gesellen sich verhältnismäßig kleine Barsche dazu. Wir entscheiden uns für eine kurze Riegelpause am Ufer trinken Wasser direkt aus dem See und freuen uns der Ereignisse bevor wir noch etwas weiterangeln. Außerdem beraten wir uns noch kurz über potenzielle Spots für unser erstes Lager. Ein Glück für uns, dass Thorben auch eine Karte besorgt hat, die war mehrmals echt Gold wert. Durch längere Wanderungen hat Thorben am meisten Erfahrung auf was es ankommt, das Wissen ist hier richtig wertvoll.

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Neben unserem Anlegeplatz ist eine kleine Insel/Landzunge umringt von Binsen und größeren Steinen. Da könnte Topwater gehen denken wir uns. Wieder auf dem Boot wirft Ole einen Whopper Plopper direkt inmitten dieser, während ich vorne mit dem Paddel das Kanu in Position halte. Kurz nach dem Ankurbeln eine kurze Bugwelle und es platscht. Der hängt. Ein kleiner Hecht findet den Weg ins Boot aber die Freude ist wie bei einem richtig dicken. Topwaterhecht check.

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Wir paddeln ein paar Meter weiter jetzt will ich auch einen Wurf damit machen, ich behalte den Köder im flachen Wasser zwischen den Steinen die ganze Zeit im Auge, bis es plötzlich ganz schnell geht. Seitlich des Köders schießt ein Hecht quer auf den Köder. Was für ein Biss! Kurz danach halte ich meinen ersten Polarkreis-Topwaterhecht in den Händen. Kein Riese mit um die 75cm aber ein besonderer Fisch für mich. Nach dem Fisch fällen wir die Entscheidung unsere Köder mit Drillingen allesamt Barbless zu machen und/oder die Drillinge auf einen zu reduzieren. Der Fisch ließ sich zwar gut lösen aber gerade bei den T-Bone Bissen kann man so OPs zum größten Teil vermeiden.

Kurz danach fällt uns auf wie wir doch die Zeit vergessen haben, es ist schon 19 Uhr und wir beschließen nach einem Platz für die erste Übernachtung zu suchen, schwierig wenn alle 100 Meter ein Spot kommt an dem mindestens ein Wurf obligatorisch ist. 1,5 Stunden und etliche letzte Würfe später finden wir doch einen akzeptablen Spot für das erste Camp. Schade dass noch keine Blaubeerenzeit ist, hier wäre alles voll. Beim Aufbau packen alle mit an und innerhalb von 15-20 Minuten steht das Camp, so macht das Spaß.

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Eine gute Entscheidung direkt alles zügig aufzubauen, kurz danach kommt der Regen auf uns runter während wir das Abendessen zubereiten. Die Abstimmung ist auf Kartoffelbrei Roberts Ungunsten gefallen. Zitat: „Mein Hunger ist größer als Kartoffelbrei.“ Zu Roberts Glück haben wir auch noch einen Hecht mitgenommen, der sehr unglücklich gehakt war, sodass wir auch noch Fisch dazu hatten. Ein einfaches Essen aber nach den heutigen Anstrengungen tuts verdammt gut. Ein Gefühl was hier noch häufiger vorkommen wird. Wahnsinn wie gut die einfachsten Gerichte schmecken wenn man hungrig ist.
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Direkt vor unserem Spot der Nacht werden sicher auch noch Hechte stehen, aber denen werden wir uns dann morgen widmen.

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Bei ordentlich Regen zum Abend verkriechen wir uns zufrieden und erschöpft in die Zelte um ordentlich Kraft für die nächsten Tage zu tanken. Ein gelungener erster Urlaubstag.
 

Anglerglück

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Mega gut geschrieben und tolle Bilder dazu. Da freut man sich schon auf die nächsten Teile. Weiter so ;-)
 

UpNorth

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Tag 2:

Der zweite Tag beginnt so wie der letzte aufgehört hat. Vom prasselnden Regen auf den Zelten werden wir wach. Zum Einschlafen noch ein schönes Geräusch um langsam in den Schlaf zu dämmern jetzt umso nerviger mit dem Wissen gleich aus den Zelten rauszugehen und von oben direkt nass zu werden. Die nassen Sträucher am Camp erledigen den Rest damit man auch von unten nass wird. Herrlich.

Zu viert verkriechen wir uns unters Tarp und kochen erstmal einen Kaffee um wach zu werden. Danach gibt’s Porridge warmgemacht mit Wasser aus dem See Milchpulver, Nüssen und getrockneten Bananen als Topping. Das tut echt gut.

Wir überlegen, wie wir weiter vorgehen sollen heute. Abbauen und nochmal Strecke machen im Regen oder auf besseres Wetter am nächsten Tag spekulieren und dann weiter. Bei einer Regenpause entscheiden wir uns noch eine weitere Nacht hier zu bleiben und den Umkreis von unserem Camp nochmal zu beangeln. Im Nachhinein würde Ich das ganze ehrlich gesagt nicht nochmal so machen aber dazu wann anders nochmal mehr. Mit nassen Füßen stapfen wir zu unseren Kanus und laden das Tackle ein und versuchen es nochmal mit Toppies und Searchbaits die Hechte aus der Reserve zu locken.

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Der Plan geht auf. Beim ersten Wurf rappelts bei Ole und wir können einen schönen mittsiebziger Hecht im Boot begrüßen.

Gut dass uns die Dusche vom Hecht nichtmehr stört da wir eh schon nass sind. Die sind aber auch echt biestig hier!

Kurz darauf kann sich dann auch Robert mittels Whopper Plopper entschneidern. Jetzt schon die Ziele für den Urlaub übertroffen. Wahnsinn.

Die Topwaterhechte lassen uns auch weiterhin nicht im Stich, über flachen felsigen Arealen ballern die mittleren halbstarken Krokos auf alles was wir anbieten, Whopper Plopper, Nays Reaper, Skitter Pop, Chatterbeast you name it. Da kann man auch gerne für nass werden.

Bevor wir wieder am Camp anlegen, beackern wir noch einmal die Steine vor unserem Schlafplatz. Thorben und Robert haben sie zwar schon eine knappe halbe Stunde mit mäßigem Erfolg beangelt aber es sieht hier einfach zu heiß aus! Nach den ersten Würfen hat Ole einen Einschlag auf einen Pitch and Strike Chatterbait, das muss ein guter sein, der Fisch ist an der M kaum zu bändigen, nach mehreren Fluchten sehen wir die Flanke kurz grüngolden ein paar Meter neben dem Kanu aufblitzen. Ein paar weitere nervenaufreibende Fluchten später ist der Fisch schließlich gelandet. Thorben und Robert verstehen die Welt nicht mehr und Ole freut sich über einen guten 85er Hecht und zeigt den andern beiden freundlicherweise auch nochmal wie die Zielfische hier aussehen.

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Während die beiden im anderen Boot schon überlegen, warum es an Kontakten mangelt macht Ole den zweiten Wurf und hat wieder einen Einschlag, diesmal ein etwas kleinerer. Als Ole zur Handlandung ansetzt explodiert das Wasser nochmal vor uns. Nasse und lange Gesichter machen wir. Der Fisch schwimmt langsam mit dem Chatterbait im Maulwinkel weg. Was für eine Scheiße! Der Decoy-Snap ist einfach gebrochen. Dazu muss man sagen dass das leider nicht meine erste negativ-Erfahrung mit denen ist. Kurz vor dem Trip hatte ich einen gleichen Snap nach einem ordentlichen Zanderbiss mit dem Anhieb gesprengt. Bleibt nur zu hoffen, dass der Fisch den Chatterbait gut los wird. Unsere Konsequenz ist, dass diese Snaps den Weg aus unseren Tackle-Boxen finden. Ab jetzt nur noch Profi-Blinker Snaps. Mein Ernst.

Während sich die anderen danach zum Mittagsschlaf ins Zelt zurückziehen hab ich immer noch nicht genug und gehe nochmal vom Ufer los. Landehandschuhe, Lösezange, MH-Rute mit Skirted Jig + 5 Inch Trailer und ab geht’s. Mit Adiletten kraxel ich durch das Unterholz am Ufer entlang. Moment mal, war ich nicht derjenige der in der Telefonkonferenz während der Besprechung eindringlich davor gewarnt hatte dumme Verletzungen um jeden Preis zu vermeiden? Es knackt unter mir und mein linker Knöchel ist aufgeratscht, es blutet kurz, eigentlich keine große Sache aber ein dummer Fehler, der maximal vermeidbar war. Die Ufer-Session entpuppt sich trotzdem als gute Idee. Harte Bisse und zwei siebziger finden den Weg ans Land. Ich kämpfe mich weiter durchs Unterholz bis auf eine kleine Landzunge. Erster Wurf, Biss und massiver Widerstand keine 5 Meter vor mir. Ich packe schnell den Daumen auf die Spule damit der Fisch nicht in die Steine ziehen kann und schon fliegt mir der Jig entgegen. Bitter. Ich werfe schnell nochmal hinterher lasse kurz absinken und hab nochmal was richtig Gutes am Haken. – Die Welt. Trotz meiner Bemühungen den Köder frei zu bekommen bewegt der sich kein Stück bis ich schließlich das durchgescheuerte Ende meines FC-Vorfachs in den Händen halte ohne Köder und Titan.

Im Camp gibt’s nochmal Abendessen zusammen mit vier Leuten unter unserm Tarp. Wir freuen uns noch einmal über unsere schöne Angelei und die atemberaubenden Bisse. Robert und Thorben haben die Zeit während meines Angelausflugs zum Lesen genutzt.

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Mit vollen Bäuchen gehen wir wieder in unsere Zelte, um morgen dann wirklich auch was zu schaffen. Ein eher unspektakulärer Tag, leider kann ich hier auch nicht wirklich viele Fotos beisteuern. Aber Learnings gabs für uns, muss auch mal sein.
 

UpNorth

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Tag 3:

Am nächsten Morgen wache ich um 3:40 Uhr auf. Robert ist mit mir im gleichen Zelt und weist mich erstmal darauf hin, als ich bereits aus dem Zelt klettern möchte. Jetzt ists eh egal ich bin bereits wach. Während meine drei Compagnons noch ihren wohlverdienten schlaf aufholen bin ich bereits hellwach. Hell ist es draußen eh also kann ich die Zeit auch erstmal sinnvoll nutzen. Bei einem Kaffee sortiere ich unsere Bakkans, versuche die Köderboxen so gut wie möglich zu trocknen sowie die Bakkans selbst. Eine nervige Arbeit aber auf rostige Haken habe ich so garkeinen Bock. Gut dass es nicht regnet und ab und an lässt sich sogar auch mal die Sonne blicken. Da durchaus auch mal Hänger zu antizipieren sind knote ich auch noch ein paar Titanvorfächer, sodass wir für den Fall das etwas abreißt schnell neu montieren können.

Ein wenig später kommen auch die anderen aus den Zelten, die Sonne steht jetzt auf den Zelten und macht das Weiterdösen wohl unangenehm. Einen Kaffee und eine Portion Müsli später bauen wir unser Lager ab und verladen unser Gepäck auf die Kanus und können bei geilem Wetter aufbrechen.

Da der Wind günstig steht entscheiden wir uns erstmal am Ufer entlangzudriften und in die Buchten hineinzuwerfen. Die Fische haben auch Bock und so schippern wir mit Sonne im Nacken durch große Steinfelder und Buchten bei guter Frequenzangelei mit Hechten um die 70er Marke. Plötzlich höre ich nur „Aaaaalter was für ein Schiff“ vom Sitz hinter mir. Ole ist komplett aus dem Häuschen. „Einszwanzig mindestens!! Eher Richtung Einsdreißig und fett!!“ Unter uns ist wohl gerade ein richtiges U-Boot langgeschwommen, wir versuchen zu antizipieren wo die Hechtdame hingeschwommen sein könnte und fächern das Gebiet nochmal ab. Ohne Erfolg leider. Die nächsten 20 Minuten kommt Ole immer noch nicht aus dem Staunen raus. Ich habe den Fisch leider nicht gesehen, aber Ole hat schon den ein oder anderen Großhecht gesehen und selten habe ich ihn so aus der Fassung dabei erlebt. Wir setzen nochmal um und versuchen es nochmal in der Hoffnung Nessie aus dem See zu holen aber Ihr Anblick ist uns immer noch nicht vergönnt. Schade, so ein schwedischer Großhecht hätte schon was.

Also müssen wir uns weiter mit den mittleren auf Topwater herumschlagen, wir habens schon nicht leicht. Aus Interesse versuchen wir ob andere Methoden auch laufen aber tatsächlich outperformt Topwater selbst unsere Moving-Baits. Ich hätts nicht gedacht aber möchte mich nicht beschweren. Auch am dritten Tag werden die Bisse und Fehlattacken nicht langweilig. Mittlerweile sind fast alle Toppies mit Bisspuren voll und entschneidert, nur bei den Frogs ist unsere Hakquote miserabel, zu schnell kommen unsere Anhiebe nach der beobachteten Attacke.

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Im Hintergrund sehen wir eine Regenfront, wir entscheiden uns glücklicherweise auf Nummer sicher zu gehen und ziehen unsere Regenklamotten über. 2 Minuten später kommts wie aus Eimern auf uns runter. Beindruckend zu sehen wie das Niederprasseln des Regens auf dem Wasser immer näher kommt und einen dann einhüllt. Schade dass man dabei nass wird sonst könnte ich mir das wohl öfter vorstellen.

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Da wir jetzt eh einen Teil des Sees erreicht haben wo angeln nicht erlaubt ist entscheiden wir uns den Teil möglichst schnell hinter uns zu lassen und paddeln durch den Regen, der nach 20 Minuten bereits wieder weg ist, um nach 15 Minuten Sonnenschein wieder eine Dusche zu bekommen. Nach mehreren anstrengenden Stunden nähern wir uns einem Archipel, ein kurzer Blick auf die Karte- Jackpot hier dürfen wir sogar wieder angeln. Wir starten mit kleineren Ködern auf Barsch und diesmal läufts, endlich haben wir die Gestreiften gefunden. Hier laufen am besten Tiny Kaishin und Darting-Jigs. So macht angeln Spaß. Wir entscheiden uns 3 Barsche um die 35cm mitzunehmen und heute Abend zu essen.

Beim Paddeln um die Inseln herum verspricht uns Thorben, dass er auf der Karte tatsächlich gleich noch was richtig schönes für uns als Übernachtungsplatz entdeckt haben könnte. Zwischen den Inseln sehen wir eine kleine Bucht mit Blick auf eine große Steinwand, gerader Boden zum schlafen und Kiesstrand. Was für ein Spot, da werden wir definitiv schlafen. Da hat Thorben nicht zu viel versprochen.

Ole und ich machen noch ein paar Würfe vom Kanu bevor wir ausladen und aufbauen. „Biss, oh das fühlt sich komisch an“ höre ich von Ole bevor wir eine silberne Silhouette sehen. Hektisch greife ich zum Kescher und ehe ich mich versehe, haben wir eine kleine Äsche da drin. Gebissen auf einen goldfarbenen Nories in the Bait Bass. Ole hatte zu Anfang des Trips gesagt, dass er darauf ne Äsche fangen möchte. Könnte schlechter laufen. Bei den anschließenden Fotos gebe ich mir größte Mühe, blöd nur wenn die Griffel nass sind und die Handykamera nicht auslöst… Gut dass Robert schnell an der Kamera war und das Ganze festhalten konnte. Generell muss man einfach sagen, dass Robert echt ein Talent dafür hat Momente zum richtigen Zeitpunkt einzufangen.

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Eine Sekunde später ist die Äsche nämlich von selbst zurückgesprungen. Wir packens immer noch nicht, das erste Mal für uns eine Äsche in natura zu sehen. Schöne Tiere, und was für Farben in den Flossen!

Bevor wir anlegen machen wir gutgelaunt noch 20 letze Würfe und finden dabei einen Spot vor unserm Camp der liefert. Womöglich kann man den sogar noch vom Land aus erreichen mal schauen ob wir das hinbekommen. Jetzt aber wirklich anlanden und aufbauen!

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Moment mal wo ist eigentlich Ole? Der steht auf einem Stein und kanns nicht lassen. Warum ist er eigentlich so angespannt dabei. Immer wieder sieht man Äschen steigen und die werden angeworfen, eine ist sogar kurz dran und geht schnell ab. Ole lässt sich aber nicht beirren und wirft weiter. Ein winziger Riserbait arbeitet hektisch an der Oberfläche von links nach rechts. „Follower, Follower KESCHER,KESCHER die ist gut!“ Ich sprinte von der kleinen Anhöhe wo wir aufbauen zu Ole schnappe mir den Kescher und kann tatsächlich eine Äsche auf Topwater angeworfen auf Sicht einlöffeln. Was ist hier gerade bitte los. Der Köder hängt in den maschen und wir gucken uns an als wären wir vom Glauben abgefallen. 38cm auf Topwater angeworfen auf Sicht. Schade dass ich das nicht alles von Anfang an mitbekommen habe aber ich bin mir sicher, dass sich das auf ewig in Oles Gehirn reingebrannt hat. WAHNSINN!
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Ich mache auch noch ein paar geguidete Würfe von Ole, habe auch noch kurz eine kleinere Äsche dran die sich aber wieder im Drill verabschiedet. Jetzt muss aber wirklich mal aufgebaut und das Essen zubereitet werden. Ich habs zwar schon mehrfach gesagt aber an solchen Tagen schmeckt das Essen einfach immer besser. Gerade der frische Barsch in Panko ist absolut Weltklasse.

Nach dem Essen wird erstmal ausgetestet, ob unser Barsch Spot von vorhin zu erreichen ist, Jigspinner dran und ab gehts vom Ufer. Erste Absinkphase und es knallt, im Minutentakt kommen 30 bis 35er Barsche an Land. Wir hätten es definitiv schlechter vom Spot erwischen können.

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Trotz der großen Verlockung noch die ganze Zeit weiterzuangeln spielen wir noch etwas Karten in der Abendsonne, was für ein gelungener Tag. Nur in den Pausen wo man nicht fürs Mischen zuständig ist wird natürlich noch ein Wurf gemacht. Wir sind ja nicht zum Spaß hier!

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Tag 4:

Am nächsten Morgen werden wir noch einmal von der Sonne in unseren Zelten geweckt. Im ersten Moment nicht so geil das Gefühl in einer Sauna aufzuwachen aber um einiges angenehmer rauszugehen als bei prasselndem Regen oder gar Nieselregen. Alles besser als Nässe. Und genau das wird auch gemacht, um bei angenehmer Sonne einen Kaffee zu trinken. Einfach ein Traum solche Momente. Atemberaubende Kulisse, kein Zeitdruck und guter Kaffee. Tatsächlich kann ich mich echt gut an den Moment zurückerinnern, obwohl das Ganze nicht sonderlich spektakulär war und verspüre dabei immer noch Dankbarkeit, dass man das alles so erleben kann und durfte.

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Eine Sache gibt’s dann aber doch zu tun, da war ja ein Barschspot, der auf Ansage liefert. Kurz die Rute geschnappt erster Wurf 35er Barsch. Wenn´s zuhause auch mal so laufen würde…

Zum Frühstück gabs mal wieder Müsli mit Milchpulver getrockneten Bananen und Nüssen. So einfach und so gut. Generell haben unsere Tage immer aus vielen Ritualen bestanden wie z.B. Frühstück, Kaffee, Riegelpausen. Irgendwie schon wichtig etwas Struktur zu haben, wo man drum herum planen kann, sodass sich die Tagesrhythmen der jeweiligen Personen nie zu sehr unterscheiden.

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Bevor wir wieder in See stechen wollten, sind alle nochmal kurz ins Wasser gesprungen und haben sich im 12° kalten nass nochmal gewaschen und gebadet. Der Kiesstrand und das gute Wetter mussten dann doch noch kurz ausgenutzt werden, bevor es weiter mit angeln und paddeln geht. Wer weiß schon wann wir wieder so eine gute Gelegenheit dafür finden werden. Wo manche Uferabschnitte hier auch gerne mal kilometerlang nur von dicken Steinen und hohen Sträuchern geprägt ist.

Wehmütig verabschieden wir uns von diesem Spot aber wir müssen weiter, zumal sind direkt vor unserem Spot mehrere Inseln die sich nicht selbst abangeln. Unser Plan für heute ist es, wenn möglich bis zur nächsten großen Stromschnelle zu kommen. Beim Nachschlagen auf der Karte sind wir auf deutlich mehr als 10 Kilometer Strecke gekommen. Falls wir das nicht schaffen sollten auch nicht schlimm aber für die weitere Zeitplanung wäre es günstig wenn wir morgen bereits zum nächsten See umtragen könnten.

Trotz des Plans erstmal Strecke zu machen können wir nicht anders und fischen erstmal die umliegenden Inseln aus. Die Barsche sind schnell gefunden und mit NDL in 4,3“ und SLT Minnow am Darting Jig haben wir eine fast in jedem Wurf einen Biss mit Barschen bis ca 35. Ab und an gesellen sich auch noch Hechte bis 75 dazu. Wahnsinn wie die am leichten Barschgeschirr abgehen hier. Dagegen sind unsere heimischen Hechte echt Luftpumpen.

Oles Mission ist es jetzt erstmal einen SvartzonkerMCTail Mini zu entschneidern. Letztes Jahr in Schweden gekauft und immer noch keinen Fisch gebracht, das soll jetzt aber ein Ende haben. Der Köder läuft aber auch echt zu gut um keinen Fisch zu bringen. Mit kleinen Twitches in der Schnur läuft der Köder ähnlich einem Darting Jig und der Tail hat noch die Twister-artige Action dazu.

Wir beobachten den Köder wie er sich mit den Twitches richtung Boot bewegt. Beim Herausheben kommt ein Hecht locker um die 1.10er Marke hoch reißt das Maul auf und dreht mit offenem Maul ab. Fu**. Vielleicht auch besser das der nicht gehangen hat überlegen wir danach. Das wäre selbst vom Boot definitiv ein Ritt auf der Rasierklinge geworden an der Levante F2. Nach gut zwei Stunden, die wir noch im umliegenden Bereich verbringen fängt der Wind langsam an deutlich aufzufrischen und wir entscheiden uns dafür weiterzupaddeln, da wir mittlerweile auch ständig von unseren Spots abgetrieben werden und driften hier ohne Driftsack nicht mehr möglich ist.

Mit dem Wind kommen auch Regenwolken immer näher, mittlerweile sind wir allerdings schon geübt unsere Regenklamotten schnell überzuwerfen, sodass uns das nicht mehr wirklich tangiert. Als es dann in der Ferne donnert machen wir uns allerdings schon Gedanken. Glücklicherweise kommt das nicht näher zu uns. Zu unserem Glück ist der Wind auch genau in unserem Rücken dagegen anzupaddeln wäre hier wirklich eine Katastrophe, die Wellen sind auch schon beachtlich sodass wir unter Land zügig vorankommen. Manchmal wird man richtig von hinten auf den Wellen mitgenommen, dass man sich fast surfend darauf fortbewegt. Vielmehr Wind oder eine andere Windrichtung dürfte es dann aber auch nicht mehr sein.

Nach einigen Stunden kommen wir in ein flaches Areal mit kleinen Buchten am Rand, die etwas tiefer sind und in einiger Entfernung davon sehen wir wie eine riesige Stromschnelle in den See mündet. Der anstrengende Part für heute ist geschafft. Bei einer vielversprechenden Bucht halten wir kurz. „Robert, wirf doch mal genau an den Ast“ sage ich. Einen Wurf später hängt einen Fisch an der Angel. Die nächsten Buchten hier geht es genau so weiter. Es ist wirklich der Wahnsinn hier. Jede Stelle die fischig aussieht hier liefert. Thorben und Robert verhaften noch ein paar Hechte in Buchten während Ole und ich Topwaterköder über 1 Meter Wassertiefe anbieten und Barsche und gelegentlich auch mal Hechte fangen. Ole hat mitgezählt und hatte satte 18 Würfe in Folge Fische auf Topwater. Surreal. Nahe der Stromschnelle wird das Wasser wieder tiefer und fette Steine kommen einfach aus dem nichts. Hier muss auch Fisch stehen denken wir uns, sind aber so vernünftig und scouten am Ufer nach potenziellen Camping-Spots und werden auch fündig. Nicht besonders schön die Stelle aber wir wollen hier auch nur nächtigen und morgen direkt weiter. Nur Robert und Thorben lassen auf sich warten. Irgendwas stimmt hier doch nicht, normalerweise machen Ole und ich immer den 20sten letzten Wurf. Keine 10 Minuten später erzählt uns Thorben dass er nur noch einen Wurf gebraucht hätte und seinen PB gefangen hätte. Sein jetziger liegt bei 37 und Er hatte drei Fische hintereinander. Mit 35, 36 und 37 Zentimetern in genau der Reihenfolge. Als wir die Kanus zusammen ausladen, sagt Thorben zu uns dass er heute noch seinen PB hier fangen wird. Große Worte. Wir sind gespannt. Sicherlich beherbergt das Gewässer hier richtige Oschis aber über 40cm sind wir hier auch noch nicht gekommen. Erstmal müssen es bei Thorben ja auch „nur“ 38 werden.

Als wir aufbauen hören wir vom Wasser Thorben laut schreien. Wir sprinten 20 Meter runter. Schnell wird klar, dass wir das Maßband brauchen. Ein Zweiundvierziger Aborre hat den Z-Man DiezelMinnow mit Underspin Weginhaliert und ist nicht nur Thorbens PB, sondern bis jetzt auch der größte Barsch des Trips bis jetzt. Ein PB auf Ansage- stark.

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Jetzt wird aber aufgebaut und gegessen. Nachdem wir unser Essen verzehrt haben, ist der Plan klar. Wir gehen an unsere Anlegestelle und angeln auf Barsch. Was in den nächsten Stunden passiert, ist Wahnsinn. Fischkontakt fast jeden Wurf und Fische bis 43, kaum einer unter 35. Ich hatte mich bereits auf dem Hinweg gefragt, ob die Finesse-Box, die ich mitgenommen habe eine gute Idee war. War es! Free, - Texas und C-Rig funktionieren hier. Nach dem ersten Fischverlust im Drill montieren wir auf 0,40er FC um. Die Steine hier machen es uns im Drill hier nicht leicht. Selten hab ich meine Rute so hoch gehalten im Drill, sieht zwar affig aus, aber verändert den Winkel so dass man den Abrieb des Vorfachs deutlich mindert.

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Nach mehreren Stunden teste ich kurz bevor wir zu Bett gehen wollen, nochmal einen der Kirmesknüppel. Biss- Anhieb- und ordentliche Kopfschläge. Ein Oschi von Barsch kommt hervor mit momentmal zwei Titanspitzen im Maul?! Tatsächlich ist das der abgerissene Fisch von vorher. Wir freuen uns, dass wir den Fisch doch noch fangen konnten und jetzt von dem Köder befreien können. So dachten wir zumindest, die Stahlspitze kommt aus dem Schlund hervor. Wir entscheiden uns den Fisch zu entnehmen, das erste Mal ein 40+ Barsch in der Pfanne für mich, frischer habe ich Fisch allerdings noch nie gegessen. 10 Minuten nach dem Fang haben wir noch einen Latenight-Snack. Beim Ausnehmen sehen wir, dass es definitiv die richtige Entscheidung war den Fisch zu entnehmen. Trotzdem macht es einen schon jedes Mal demütig und besonders dankbar für die Mahlzeit, wenn man von Fang bis Zubereitung alles selber macht.

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Nach dem Essen fällt uns auf wie viel Zeit wir tatsächlich noch unten am Wasser waren. Deutlich nach 0 Uhr gehen wir zufrieden ins Bett mit dem Wissen, dass Morgen ein anstrengender Tag auf uns wartet.

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Stromschnelle fast bis zum Horizont. Da freut man sich auf den nächsten Tag.
 

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Einen kleinen Nachtrag habe ich noch zum gestrigen Tag. Während des Paddelns hat Thorben vom Boot aus bereits ein Rentier-Geweih sondergleichen am Ufer gesehen und auch eingesammelt. Also mal mindestens 7 Kilo und sperrig wie sonstwas. So kam es im weiteren Verlauf dazu, dass das Geweih in "DAS SCHEIß GEWEIH!!!!!!" umgetauft wurde. Tatsächlich wars natürlich ein richtig schöner Fund, der halt das ein oder andere Mal beim paddeln, angeln, umtragen, keschern und bei allen anderen denkbaren Aktivitäten gestört hat.
Das mir jetzt nochmal nach dem Hochladen des Beitrags mehrere solche Sachen nochmal eingefallen sind lässt sich zwar nicht vermeiden aber zeigt auch nochmal wie viel mehr man dann doch erlebt als man so weiterschreiben oder erzählen kann. Auch ist es schwierig hier unser Erstaunen, Glück oder jedwede Emotion so richtig rüberzubringen. Ich hoffe es gelingt trotzdem halbwegs. Und hier nochmal ein Bild vom SCHEIßGEWEIH!

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srzky

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Einen kleinen Nachtrag habe ich noch zum gestrigen Tag. Während des Paddelns hat Thorben vom Boot aus bereits ein Rentier-Geweih sondergleichen am Ufer gesehen und auch eingesammelt. Also mal mindestens 7 Kilo und sperrig wie sonstwas. So kam es im weiteren Verlauf dazu, dass das Geweih in "DAS SCHEIß GEWEIH!!!!!!" umgetauft wurde. Tatsächlich wars natürlich ein richtig schöner Fund, der halt das ein oder andere Mal beim paddeln, angeln, umtragen, keschern und bei allen anderen denkbaren Aktivitäten gestört hat.
Das mir jetzt nochmal nach dem Hochladen des Beitrags mehrere solche Sachen nochmal eingefallen sind lässt sich zwar nicht vermeiden aber zeigt auch nochmal wie viel mehr man dann doch erlebt als man so weiterschreiben oder erzählen kann. Auch ist es schwierig hier unser Erstaunen, Glück oder jedwede Emotion so richtig rüberzubringen. Ich hoffe es gelingt trotzdem halbwegs. Und hier nochmal ein Bild vom SCHEIßGEWEIH!

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toller urlaub aber dieses geweih gibt dem ganzen einen bitteren beigeschmack :D @tholip
 

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