Tag 7:
Danke nochmal für das positive Feedback. Das freut mich sehr. Leider komme ich nicht ganz so schnell voran wie ich mir das gerne Wünsche. Noch eine kurze Erklärung zu den zwei Teilen in den beiden Tagen: Entweder habe ich mehr als 10 Bilder die wirklich mit rein müssen oder 10000 Zeichen sind überschritten. Jetzt geht’s aber erstmal weiter.
Teil 1.
Halbwegs ausgeschlafen wachen wir am nächsten Morgen auf, dieses Mal haben wir uns keinen Wecker gestellt trotz eines vollgepackten Plans für den Tag. Erstmal steht wie immer ein ordentliches Frühstück und ein Käffchen auf dem Plan bevor wir unsere Sachen zusammenpacken und aufbrechen wollen, um den Rückweg anzubrechen. Müsli mit Milchpulver, Nüssen, getrockneten Bananen und Agavendicksaft schmeckt erstaunlicherweise immer noch extrem gut. Man muss nur hungrig genug sein, dann stört auch die fehlende Abwechslung nicht. Der Himmel ist erstmal schön blau, das wollen wir auch schnell nutzen um unsere Sachen halbwegs trocken in unseren Tonnen unterzubringen. Gerade bei solchen Geschichten gibt’s ja doch eine relativ steile Lernkurve, nachdem man schonmal richtig auf die Schnauze geflogen ist und die Tonnen immernoch muffig von nassen Klamotten riechen. Mittlerweile sind wir im Auf- und Abbau unserer Lager auch echt ein eingespieltes Team, sodass wir innerhalb von kurzer Zeit ready für die Abfahrt sind.
Unser Plan für heute sieht vor, dass wir nochmal den See hier etwas ausangeln, dann unser tägliches Sportprogramm in Form von Kanus und die restlichen Sachen umtragen durchziehen. Dann hoffen, dass unser Barschspot nochmal liefert und dann langsam aber sicher auf der anderen Uferseite des Sees auf dem wir gestartet sind uns zurückzubewegen und einen guten Spot für die Nacht zu finden.
Jetzt nochmal das Gepäck auf die Kanus verladen, dabei im besten Fall nicht auf den nassen Steinen ausrutschen und tschüss zum Spot sagen. Der Spot war definitiv einer der besseren. Das einzige was zum perfekten Spot gefehlt hätte wäre der Einstieg für eine vernünftige Badestelle aber sonst hatten wir ebenen Boden, einen geilen Ausblick, eine gute Angelstelle vor der Nase und eine Feuerstelle. Die Latte für den nächsten hängt definitiv hoch. Während Thorben und Robert noch die letzten Sachen ins Kanu packen unter anderem natürlich auch das Scheiß-Geweih, fangen Ole und ich bereits schon die ersten Barsche keine 50 Meter weiter. Wenn man die Fische einmal gefunden hat, dann sind es entweder Pintails am Darting Jig oder Finesse Methoden, die dann den Unterschied machen.
Auf den gezeigten haben wir echt einiges gefangen, wie viele Fische haben wir aber leider nicht getrackt. Tatsächlich hatte das Fehlen des Tails wenig Einfluss auf die Fängigkeit, man musste eben immer nur neue Wege finden das Teil halbwegs vernünftig zu riggen. Ein paar Hechte waren auch dabei, irgendwann war dann aber auch der Zeitpunkt für den verdienten Ruhestand.
Nach circa zwei Stunden rumdümpeln und langsamerer Angelei auf dem See mit noch ein paar Hechten und Barschen entscheiden wir uns noch ein letztes Mal die Kanus auf den Rücken zu nehmen und wieder auf unseren Ausgangssee zurückzukehren. Dieses Mal lassen wir die Kanus komplett leer und entscheiden uns für mehrere Touren mit weniger Gepäck.
Eine gute Taktik wenn es nach mir geht. Natürlich bleibt das Ganze immer noch sau anstrengend aber man minimiert das Absetzen der Kanus und die Schmerzen auf den Schultern zum Preis von 1 oder zwei Mal mehr Hin- und zurücklaufen. Hier werde ich mir für die Zukunft aber auch nochmal merken, dass man Mygga bei solchen Aktionen immer an sich tragen sollte. Sobald die Wirkung nachlässt wird man im wahrsten Sinne des Wortes aufgefressen von den Mücken wenn kein Wind oder Regen da ist. Wenn dann noch beide Hände gleichzeitig gebunden sind kann man sich in etwa vorstellen wie angenehm das Ganze dann ist. Nach hunderten Mückenstiche, mehreren Riegelpausen und einigen Kilometern haben wir es dann doch geschafft. Unsere Kanus und die Ausrüstung sind unten angekommen und pünktlich kommt natürlich der Regen. Wie nutzen die Chance noch an Land in unsere Regenklamotten zu schlüpfen und entscheiden uns noch eine Brühe als Stärkung im Schutz der Bäume zu kochen bevor es weitergeht. Gerade nach diesen zehrenden körperlichen Anstrengungen tut sowas einfach verdammt gut. Gerade jetzt würde ich kaum noch auf die Idee kommen die Riegel die wir dort hatten noch zu essen aber dort waren Riegel, Abendessen oder eine einfache Brühe jedes Mal ein Highlight.
Ein Gefühl der Vorfreude durchströmt uns schon beim zu Wasser lassen der Boote, wenn der Spot so läuft wie beim letzten Mal wird es jetzt gleich richtig rund gehen. Was in den nächsten Stunden dort passieren wird ist einfach nur surreal. Eine solche Angelei haben wir bis dato noch nicht erlebt. Auf wirklich ausnahmslos
jeden Wurf gibt es einen knallharten Biss. Im Schnitt sind die Barsche zwischen 35 und 40 Zentimeter. Was für ein Fest
Ein schöner Barsch und ein noch schöneres Geweih.
Fische mit 44 sind auch mal mit dabei. Teilweise sind wir alle im Drill. Dabei vergessen wir die Zeit als auch das Wetter, die ganze Zeit gießt es auf uns herab- egal wir sind wie in Trance. Das Einzige was das ganze hier halbwegs messbar macht sind meine Softbaitvorräte die sich im Minutentakt dezimieren. Mit mehreren Paketen Mighty Mamas und Smokin Dads, Yabbies, Ringcraws waren wir ausgerüstet. Jetzt habe ich noch 1,5 Pakete Yabbies. Wahnsinn- und das obwohl wir die Köder so lange gefischt haben bis es einfach unmöglich war die noch halbwegs auf einen Offset-Hook draufzubekommen. Zweimal ist es auch vorgekommen, dass ich beim Lösen eines Fisches den Köder wieder ins Wasser geworfen habe, um dann von Ole darauf hingewiesen zu werden, dass sich meine Rute gleich verabschieden wird wenn ich nichts mache während ich den anderen Barsch noch in der Hand hatte. Luxusprobleme.
Nachdem wir jedes uns geläufige Rig mit Erfolg getestet haben, haben Ole und ich beide Köder abgemacht und es mit Texas-Rig ohne Köder probiert. Beim ersten Wurf ohne Erfolg, im zweiten dann im Doppeldrill mit guten Barschen. Was ist hier bitte los?! Unsere Theorie war, dass die Barsche auf die Perle geballert sind im Fressrausch. Jedes Mal wenn ich daran zurückdenke fehlen mir echt die Worte.
Während Ole und ich im etwas ruhigeren Bereich trieben hat sich die Kirmesknüppel-Kaffeemühlen-Fraktion sehr nah an der Stromschnelle positioniert. Aus der Ferne sehen wir noch wie es kurz hektisch auf dem Boot wird und Thorben „Riesen-Äsche“ in unsere Richtung ruft. Die wurde zwar nicht gemessen aufgrund von frühzeitigem Abgang vom Boot, aber die wird mal locker die 50cm Marke gesprengt haben. Wahnsinnsfisch. Ole und ich verstehen die Welt nicht mehr. Bis dato dachten wir immer dass Fische ü45 sich nicht auf Gerät unterhalb von 400€ Kombos einlassen würden. Aber man lernt ja nie aus. Womöglich wollte die Äsche aber auch einfach einen Blick auf dieses stattliche Geweih erhaschen und hat deswegen angebissen. Who knows.
Wir gesellen uns mal dazu und versuchen hier auch noch ein paar Äschen zu überlisten. Für mich leider ohne Erfolg allerdings kann Ole hier ein weiteres Ziel erfüllen. Wirklich eine winzige Bachforelle aber wunderschön. So eine in groß wärs doch noch.
Mit der Zeit im Nacken noch ein neues Camp aufzuschlagen und noch ein paar Kilometer heute zurückzulegen planen wir noch ein wenig hier zu verweilen und uns dann aber schnurstracks auf den Weg zu machen. Robert mittlerweile ein gebranntes Kind vom letzten Wurf schlägt eine halbe Stunde vor und dass wir in der Zeit auch noch Küchenbarsche fangen für ein Barsch-Ceviche heute Abend. Wir stimmen erstmal zu und planen mindestens eine Stunde noch ein.
Nach zwei weiteren Stunden sind wir dann soweit und verlassen wehmütig diesen Platz. Daran werden wir uns noch lange erinnern, etwas vergleichbares habe ich wirklich noch nicht erlebt und leider glaube ich auch nicht dass das Geschriebene hier dem Erlebten da annähernd gerecht wird. Auch hoffe ich, dass ich anglerisch so etwas noch einmal erleben darf.