Gestern hatte ich meinen Start in die Zandersaison. Das hieß für mich:
Endlich wieder an die Oder!
Gar nicht mal so sehr wegen der Fänge. Auch wenn ich dort das Gefühl habe, dass jederzeit der Fisch des Lebens beißen könnte, bis jetzt waren die Erfolge doch eher ernüchternd.
Die Natur jedoch hat es mir angetan. Die Weite, Freiheit und Wildheit des Flusses und seiner Umgebung sind jedesmal wieder beeindruckend. Irgend etwas archaisches wird da bei mir getriggert, besonders während der Dämmerungsphasen und im Herbst.
Angekommen am Deich offenbarte sich, daß offenbar viele Menschen die Gegend auch im Sommer als sehr schön finden, hrrmpf.
Nachdem der Wetterbericht 28°C und Sonne vorhergesagt und eine nette Kollegin mir in den Tagen davor einen freundlichen Hinweis gab ... ("So langsam könntste ja ooch mal ne Mütze jebrauchen inne Sonne, wa?) ... war ich erstmals mit Kopfbedeckung am Wasser unterwegs.
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Nein, kein High Noon auf der Buhne. Erstens war es bereits 1530. Zweitens war es ein einfacher Strohhut. Ich muss zugeben, dass das ziemlich angenehm war, Flussangeln an der Oder ist nicht gerade eine schattige Angelegenheit.
Ein wenig überrascht war ich ob des Wasserstandes im Fluss. Ich hatte den Pegel ein paar Tage vorher gecheckt und hatte eine ungefähre Vorstellung davon, wie es am Wasser aussehen würde. Meine Erinnerung traf aber nicht so ganz zu, denn es war um einiges flacher als gedacht. Zwischen einigen Buhnen lagen sogar schon die Sandbänke trocken.
Also war mein Plan erstmal die mir bekannten tieferen Buhnen abzuklappern. Bei den flacheren wollte ich mir mit einigen Würfen auch ein ungefähres Bild machen, um dann abends und nachts abwechselnd die mir am besten erscheinenden Stellen zu besuchen.
"Tief" heißt übrigens in diesem Bereich des Flusses und bei diesem Wasserstand 1,50m bis 2,50m.
Mein Plan ging dahingehend auf, daß ich einige vielversprechende Stellen für den Abend finden konnte. Ich mag diesen Teil der Angelei sehr gerne. Die Oder ist flach sandig und stark strömend. Die Buhnen oder besser gesagt die Bereiche zwischen den Buhnen verändern sich ständig. Je nach Wasserstand gibt es Regelmäßigkeiten. Wobei man nicht zu 100 Prozent sagen kann, daß es bei Pegelstand A so ist und bei Pegelstand B so. Ziemlich schwierig aber auch sehr abwechslungsreich und spannend.
Fische gab es keine. Sogar meine neunzig prozentige Entschneiderungsstelle hatte heute ihren 10% Tag. Rapfen waren zwar hier und da aktiv aber ich wollte Z-Fisch.
Gegen 18 Uhr ging ich zurück zum Auto. Einen Happen Essen, etwas trinken, ein langärmeliges Oberteil, Mückenspray und ein Bier einpacken. Der Hut war hier nur Deko und blieb für den Abend im Auto.
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Nach zweieinhalb Stunden in der Sonne war ich doch ein bisschen fertig. Da tat die Pause gut. Motiviert ging es in die zweite Etappe.
Da die Sonne noch relativ hoch stand suchte ich wieder zuerst die tieferen Bereiche, also die Stellen an denen mir das Jiggen sinnvoll erschien auf. 10-20 Würfe, 5 bis 10 mit dem Wobbler hinterher und ab zur nächsten Stelle.
So langsam wurde es dunkler. Hinter mir, nah an der Buhne raubte etwas. Ich überwarf mit meinem leichten Wobbler die Stelle und begann in zeitlupe zu kurbeln. Einschlag! Endlich Fisch! Nach wenigen Momenten platschte eine Hecht an der Oberfläche. Nicht der größte aber immerhin.
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Mein erster Fisch auf
@benwob - bler. Nicht der erhoffte Zander aber den fängt der Köder auch irgendwann.
Da die Sonne mittlerweile schon sehr tief stand wechselte ich auf einen sehr auffälligen Wobbler und da es ungefähr an gleicher Stelle wie eben nochmal geplatscht hatte, wenn auch leider, warf ich sie nochmal an.
Wieder Einschlag! Diesmal heftige Gegenwehr ... eine graue Flanke ... rucken, das man auch als Kopfschläge interpretieren könnte ... sollte das etwa? Ich forcierte den Drill stark zog den Fisch nach vielleicht 8 Sekunden über den Kescher, zog diesen zu mir und ...
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Nein ... Aber ein schöner, knapp 80er Hecht glitt in den Kescher. Ich mache höchst selten Mal ein Foto eines Fisches außerhalb des Wassers, aber hier passte es mal.
Seit dieser Saison besitze ich übrigens eine Pistolenzange und weiß nicht, warum ich mir so ein Teil nicht schon früher besorgt habe. Es erleichtert das Hakenlösen ungemein.
Ein bisschen stolz war ich auf meinen Kiemengriff. Der Fisch hat dank nicht vorhandener Drillzeit zwei mal sehr kräftig geschlagen. Man sieht es meiner Hand zwar an:
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aber es gab keine böse Verletzung und der Fisch ist mir nicht entglitten. Der Meter kann kommen, ich bin bereit.
Hochmotiviert ging es weiter zur nächsten Buhne. Direkt beim rausheben des Köders nach dem ersten Wurf sprang ein Fisch dem Wobbler hinterher. Zander! Eindeutig! Zwar klein, geschätzt 35 aber Zielfisch und aktiv. Die Konzentration war groß bei den folgenden Würfen und tatsächlich ... Biss! Hektische Kopfschläge, der Fisch strebt zum Grund ... Ich halte die Rute noch höher, Kurbel schneller ... das Gefühl von über Stein schabendem Titan ... verdammt, der Wobbler hängt fest, ist aber einen Wimpernschlag später wieder frei ... genau wie der Fisch.
Schade, ein Gefühl der Lehre überkommt mich kurzzeitig, ihr kennt das bestimmt. Es ist aber nicht von Dauer.
Weiter, nächste Buhne. Hier ist der Grund an der Strömungskante gepflastert mit Steinen, außerdem ist es flach, eigentlich perfekt zum Wobbeln. Leider befindet sich dort auch irgendein nicht-Stein Hindernis wie ich feststellen muss. Nix zu machen.
Nach dem Abriss beschließe ich einzupacken. Es ist 23 Uhr und der Weg nach Berlin ist weit.
Schön war es wieder an der Oder!
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