Gestern ergab sich für mich kurzfristig die Möglichkeit Abends angeln zu gehen.
Kein sehr großes Zeitfenster? Fang egal, Hauptsache raus?
... Endlich wieder Oder-Havel Kanal!
Im Ernst, mit diesem Kanal verbindet mich so eine Art Hassliebe.
Sowohl mein Zander PB (70cm), als auch mein größter Barsch (45cm) kommen aus diesem Gewässer. Ich weiß, viele hier im Forum fangen solche Fische (oder größere) regelmäßig. Bei uns im nördlichen Berliner Umland sind es, zumindest für mich Ausnahmefänge. An vielen Angeltagen gibt es nicht mehr als den kleinen Hecht und/oder Barsch, falls überhaupt. Wenn ich dann mal einen Zander erwischt habe, oder einen größeren Barsch, dann lässt sich dieser Erfolg nur kaum, bis gar nicht reproduzieren. Es gibt so gut wie keine Regelmäßigkeiten was den Standort oder das Verhalten der Fische betrifft.
Aber wie gesagt, es gibt durchaus große Barsche im Oder-Havel-Kanal und die Chance auf einen Zander besteht auch. Deshalb bin ich im Großen und Ganzen dann doch gerne an diesem Gewässer.
Gegen 19 Uhr ging es zunächst an einen für mich neuen Abschnitt. Aufgrund von Kanalarbeiten gab es dort viele Veränderungen, das müsste doch auch für die Fische interessant sein. Allerdings stellte ich schnell fest, dass durch die Bauarbeiten eine Steinpackung der Hölle erschaffen wurde.
Nicht nur daß man nicht mehr gut ans Wasser kommt, da die Packung zwischen 5 und 10m die Böschung hoch geht. Nein, sie setzt sich unter Wasser auch mindestens 10m fort und das in einem ziemlich flachen Winkel. Da ich blöderweise meine Snaps Zuhause gelassen habe und nur in Summe drei Titanvorfächer dabei hatte, beschränkte ich mich auf sehr konservatives, sprich flaches Jigspinnen. Es gab einen Biss den ich nicht verwerten konnte und nach dem ersten Hänger, natürlich mit Verlust, beschloss ich die Stelle zu wechseln.
Aah ... bekannte Gefilde ... wie im Schlaf umkurven meine Köder sichtbare und unsichtbare Hindernisse im Wasser. Jigspinner hin, Chatterbait zurück und zwischendurch immer Mal wieder der klassische Gummifisch am Bleikopf. Nichts ... Viele Kleinfische, aber scheinbar sind die Raubfische noch nicht aktiv. Was soll's, Strecke machen. Es ist mittlerweile fast 21 Uhr und da hinten kommt noch die ein oder andere interessante Stelle.
Von weitem sehe ich schon, daß an einer dieser Stellen ein Angler steht. Durch den Strohhut den er trägt, wirkt er gleich sympathisch auf mich, was sich im direkten Kontakt bestätigt.
Auf meine Frage, ob man denn hier Jiggen könne, antwortete er mit einem Grinsen und dem Wort "bedingt". Nachdem ich mein Dilemma mit den Snaps schilderte, bot er mir von sich aus an mir welche zu schenken. Danke dafür! Wir führten nun eine Zeit lang parallel unsere Köder über den Grund. Er erzählte mir, dass er hier vor einer Stunde drei Zander aus der Kinderstube fing. Es gibt also Nachwuchs, daß ist schonmal sehr cool.
Und es scheint also doch ein wenig Raubaktivität unter Wasser zu geben ... "Tock!" Mein Anhieb ist eher ein Reflex! ... Der Fisch steht kurz ... ok, ein Barsch ist das schonmal nicht ... kurze Zeit später zappelt ein etwa 60cm Hecht an der Oberfläche. Doch kein Schneider! Wie eigentlich immer bei Hechten release ich den Fisch an langer Leine. Einfach Schnur lockerlassen wenn er an der Oberfläche schlägt. Funktioniert bei Gummi am Bleikopf fast immer, so auch dieses Mal.
Mehr oder weniger gemeinsam mit dem anderen Angler mache ich ein wenig Strecke. Ich habe mittlerweile auf Wobbler gewechselt. Aufgrund des flachen Wassers im vorderen Bereich werfe ich senkrecht zum Ufer. Dadurch ist mein Köder leider immer nur kurz im "heißen" Bereich, dafür schrammel ich nicht die Tauchschaufel kaputt oder bleibe gar hängen.
An der nächsten kleinen Struktur verweilt der nette "Kollege" mit dem Hut. Ich mache weiter. 5 bis 10 Schritte: Wurf, 5 bis 10 Schritte: Wurf, und so weiter ... Ziemlich monoton, aber ich kann relativ schnell einen ziemlich großen Bereich abangeln ... Da! ... Der Moment in dem ich einen Schatten neben dem Köder erahne ist derselbe in welchem die Rute sich krümmt. Fisch! Zander! Tatsächlich, nach kurzem Drill habe ich einen schönen, etwa 60er Zander im Kescher! Der erste der Saison und mein erster überhaupt mit Wobbler im Kanal. "Fisch!" Rufe ich und drehe mich in Richtung Mitangler ... Dieser hat umgedreht und ist schon relativ weit entfernt. "Hey!" Schreie ich. Er hört mich und dreht um, ich jogge ihm mit Fisch im Kescher entgegen.
"Kannst du vielleicht ein Foto machen?" Bitte ich ihn. Natürlich kann er. Wir verabschieden uns kurz und ich bedanke mich nochmal für die Snaps.
Und für das Foto! Da ich meine Fische sonst meistens alleine fange, ist dieser Zander jetzt auf einem meiner schönsten Fangfotos verewigt.
Leider kann ich es euch nicht zeigen, Da die Stelle, an der ich in nächster Zeit dreimal in Folge zur gleichen Uhrzeit mit unterschiedlichsten Methoden schneidern werde ziemlich gut zu erkennen ist.
Schön war's! Grüße an den netten unbekannten, ich hab da noch drei Snaps ...