In der Tat muss man nicht ein Dutzend Crankbait-Modelle in der Kiste haben, die alle das gleiche machen. Dito braucht man kein halbes Dutzend Farbvarianten und ebenso viele Größenvarianten ein und gleichen Baits.
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Bei den Gewässerbedingungen gebe ich dir hingegen Recht, da bringt es nichts sich auf einen einzigen Ködertyp zu beschränken. Als Spinnangler sollte man immerhin wissen, welchen man wo (bei welchen Verhältnissen) am besten einsetzt um eine gesunde Mischung von Führungskontrolle, Kraut&Blättersammelei, Hängerrisiko, Wurfweite und Fängigkeit hinzubekommen.
Das ist der Punkt. Baits sind Werkzeuge und nicht Selbstzweck, und wie bei jedem Werkzeug sollte man wissen, auf was es passt und auf was nicht. Die Eigenschaften eines Baits - Wurfeigenschaften, Lauftiefe, Laufgeschwindigkeit, Druck im Wasser, Optik, Formgebung, Material - verraten einem, worauf er passt und worauf nicht.
Sieht geil aus als hauptsächliches Kaufkriterium ist allerdings unzureichend - es wäre denn, man sieht den eigentlichen Grund, ans Wasser zu gehen, ganz einfach darin, totschicke Köder baden und anschließend anderer Leute Fangbilderchen begucken zu wollen. Das ist natürlich auch eine Option. Und für Leute, die sich mit platt gefischten Gewässern begnügen müssen, habe ich vollstes Verständnis. Nur kann dieses Problem nicht durch wahllose Einkäufe gelöst werden, sondern lediglich durch ganz andere, weitaus weniger bequeme Maßnahmen, wenn überhaupt.
Es gibt allerdings Werkzeuge, zum Beispiel Schraubenschlüssel, die für ein breiteres Spektrum geeignet sind und nicht bloß für eine einzige Muttergröße. Wenn man nicht weiß, was passt, sind die eine gute und preisgünstige Möglichkeit, wenn auch vielleicht nicht die optimale in jedem einzelnen Falle. Analog gibt es Baits, die auf eine breite Palette von Möglichkeiten passen, wie auch solche, die nur für spezielle Fälle gut sind.
Aber die faule Mystik, welche hier von einer allzeit emsigen Werbeindustrie nach Kräften angerührt und aufgetischt wird, gehört zurecht gestutzt auf das, was sie ist, nämlich ein Verkaufsargument. Was nicht bedeutet, dass es keine (qualitativ) besseren und schlechteren Baits gibt, die gibt es. Aber man findet sie nicht, indem man wahllos shoppen geht wie bei einer Lotterie.
Denn dieses Spielchen bedeutet, serienweise Nieten zu ziehen, was wiederum Anlass gibt, gleich noch ein paar mehr davon zu kaufen. Denn irgendwann muss es doch ganz einfach klappen, und dann werden tausend Märchen wahr. Leider gibt es im richtigen Leben aber immer nur eine handvoll Lotteriegewinner, jedoch Millionen von Verlierern. So funktioniert diese Nummer halt, indem sie unentwegt verspricht, was sie in Wirklichkeit gar nicht halten kann in den allermeisten Fällen.