Irgendwo werden die Fische schon gewesen sein. Ob sie da waren, wo deine Köder liefen, ist eine andere Frage, und zwar die Wesentlichste.
Die Zweitwesentliche ist meistens, ob sie auch in Fresslaune sind.
Aber die Unwesentlichste von allen Fragen ist die nach der Köderfarbe. Nimm für den Anfang einfach das, was in etwa nach der natürlichen Beute ausschaut. Sowas wie ein Weißfisch-Design kann gar nicht vollkommen falsch sein, schon gar nicht bei guter Sichtigkeit des Wassers.
Alle anderen Faktoren, speziell die Laufeigenschaften der betreffenden Köder und deren Größe sowie die Führung rangieren irgendwo dazwischen.
Deine ersten Fänge wirst du mit einiger Wahrscheinlichkeit erst in der kommenden Saison machen, so zwischen April und Juli. Aber das sollte dich nicht entmutigen, denn das Schöne am Angeln ist, dass es kaum eine Regel ohne Ausnahmen gibt. Also probiere ab und an ruhig mal was, das das Gegenteil von dem ist, was du für richtig hältst in dem Moment.
Zu deiner Frage, wie oft "man" so den Köder wechselt: Am Anfang meiner Spinnangler-Karriere, der schon lange zurück liegt, wechselte ich dauernd, wenn es nicht sofort lief, einfach weil ich keinerlei Peilung hatte, was unter den gegebenen Umständen gehen könnte und was eher nicht. Also probierte ich einfach herum, und zwar ziemlich wahllos. Allerdings gab es damals längst nicht so viel Zeug wie heute.
Irgendwann traf ich mehr oder weniger zufällig was Richtiges, dann noch einmal und so weiter, und nach einer Zeit ergab das gewisse Muster, die sich bis zu einem gewissen Grad reproduzieren ließen. Und jedes Jahr kamen ein paar mehr dazu.
Heute gibt es so einige Angeltage, wo ich nur einen einzigen Bait mitnehme und zwei, drei Ersatzbaits von der exakt gleichen Machart. Das ist das andere Extrem, das am Anfang natürlich nicht zu empfehlen ist, da es (gewässerspezifische) Kenntnisse voraussetzt, die man nicht haben kann ohne längere Erfahrung.
Also spiele ruhig herum mit verschiedenen Baittypen - ganz gute Kandidaten sind ein paar Crankbaits, ein paar Softbaits (Shads), ein paar Spinner und vielleicht noch ein paar Minnows. Aber sieh zu, dass du es nicht übertreibst mit dem Kaufen. Und da es am Anfang eine ganz gute Politik ist, möglichst breitbandig zu fischen, würde ich in der Ködergröße nicht allzu viel über 10cm hinausgehen für ein Weilchen.
Und versuche möglichst bald, Baits nicht als mystische Wunderdinger zu sehen, sondern als Werkzeuge, die auf bestimmte Situationen passen und auf andere nicht oder weniger gut. Den einen und einzigen "Wunderköder" gibt es in Wirklichkeit nicht, der existiert, jährlich wiederkehrend, bloß in den bunten Werbeclips. In der weit weniger großartigen Realität führen immer mehrere Wege zum Ziel.
Ach und: Ein erheblicher Teil der guten Einsichten, die man mit der Zeit gewinnt, ist keineswegs das Ergebnis gottlicher Erleuchtung, sondern beruht schlicht und einfach auf Zufall und Glück, woraus man dann gewisse Schlüsse zu ziehen versucht. Manchmal klappt das und öfter nicht. Denn die profane Wahrheit ist, dass ein ganz erheblicher Teil der Fänge einfach durch sture Maloche zustande kommt. (Eine schnell ziemlich öde werdende Angelei ist das Fischen auf gefräßige Kleinhechte durch ein immer gleiches, mechanisches Abgrasen der Uferzone in der Frühjahrs- und Frühsommersaison.)
Doch bisweilen spielt die Intuition eine entscheidende Rolle, und das sind dann meist die besten Fänge, an die man gern zurückdenkt, während die meisten "Arbeitssiege" mit der Zeit verblassen in der Erinnerung. Auch Intuition beruht freilich auf vorausgegangener Arbeit, aber es gibt ab und an diese Tage, wo man mit einer Art von nachtwandlerischer Sicherheit das Richtige trifft aus dem Stand. In ein paar Jahren wirst du wissen, wie sich das anfühlt, wenn du am Ball bleibst.