Taktik in schwierigen (überfischten) Gewässern

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Pinocio

Echo-Orakel
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Hallo zusammen,

mir ging durch den Kopf was man in schweren/überfischten Gewässern machen kann, um doch noch etwas zu fangen. Dazu habe ich leider nichts gefunden, falls es das Thema schon gibt bitte ich um einen Verweis.

Über das Thema habe ich mir Gedanken gemacht, da ich in BaWü wohne, in einer Gegend mit wenig Gewässer und vielen Anglern. Man muss sich schon sehr viel mehr überlegen, wie man vorgeht, wenn man sich nicht in die Schneiderriege einreihen will.
Ich denke ich werde nicht der Einzige sein, der an Seen und Flüssen steht, wo es oft heißt: "Da ist nichts mehr drin" oder "hier ist es total überblinkert". Nicht jeder ist mit Gewässern wie Bodden oder ähnlichem gesegnet (was nicht heißt, das dort schlechte Angler unterwegs sind und die Fische in den Kahn springen).
Vielleicht kann man hier so ein bisschen die eigene Vorgehensweise, die man betreibt eintragen. Sicher bin ich nicht der Einzige den das interessiert und ich verstehe aber auch, wenn manche diese Tipps für sich behalten, schließlich hat man viel Grips und Zeit investiert um einen Schritt weiter zu sein, als seine Kollegen.
Doch man sollte sich dabei auch bewusst machen, dass der "Mitläufer", der hier liest und einfach kopiert, nicht eben diesen Weg gegangen ist und daher auch nie die eingeflossene Erfahrung hat. Er wird sich wahrscheinlich auch keinen Kopf machen inwiefern er die Methode anpassen sollte, um auch Erfolge an seinem Gewässer zu haben.
Jeder, der sich eine Taktik überlegt hat, um sich abzuheben vom gängigen Vorgehen, wird wissen, das jede Methode ihre Zeit hat, sobald es viele Nachahmer gibt, verschwindet der Bonus und man fängt wieder durschnittlich (schlecht). Derjenige, der sich Gedanken gemacht hat, wird wieder die Kreativität haben, die dazu führt, dass man wieder fängt.
Soviel mal dazu. Und um mit Beispiel voran zu gehen, gebe ich ein Beispiel aus meiner Erfahrung:

-An einem See, den ich ab und zu gerne besuche, da er einen tollen Barschbestand (was kaum einer weiß aus folgender Begründung) hat, aber auch schöne Hechte fangbar sind, hieß es, da fängt man nichts, hier ist es total überblinkert. Die Herausforderung habe ich gerne angenommen. Natürlich habe ich zunächst meine Erfolgsköder und Methoden ins Rennen geworfen, getan hat sich nicht viel. An dem See wird sehr viel geangelt (wie oft an Gastkartengewässern). Nun habe ich mich mit den Anglern vor Ort unterhalten, besonders mit den Ansitzanglern. Ein Blick in die Köderboxen der Kollegen ist auch hilfreich.
Auffallend war, dass sehr viele diesselben Köder nutzen, selbe Größe (absolute Standardgrößen ca. 8-12cm), ähnliche Farben, selbst die Methode war fast identisch. Von den Ansitzern habe ich erfahren, dass viele Brassen und (Satz-)Forellen gefangen werden.
Den Schluss, den ich daraus zog war, das große Köder vielleicht im Forellendesign oder mit hochrückiger Form, das richtige sein könnten. Den Versuch habe ich gestartet und wurde sehr gut belohnt, ich fing mehrere schöne Hechte und das immer wieder, auch wenn die anderen Angler sagten, es sei kein guter Tag. Die Hechte schienen sich auf die größeren Fische spezialisiert zu haben.
Hier erfuhr ich auch, dass ab und an dicke Zander und als Beifang Barsche gefangen wurden, zwar sehr selten, aber ich habe auch beim angeln schon junge Barschschwärme im Flachwasser beobachten können.
Nun ist es so, dass die meisten Angler sehr früh morgens am Wasser sind, da der See ein beliebtes Ausflugsziel ist und spätestens am Nachmittag Heerscharen von Spaziergängern/Tretbootfahrern und im Sommer Schwimmer unterwegs sind. Natürlich ging ich zunächst auch morgens, um den nervigen Fragen aus dem Wege zu gehen. Doch es reifte in mir der Gedanke, wenn die Hechte bestimmte Ködergrößen meiden, weil sie vielleicht erkannt haben, dass damit Gefahr in Verbindung steht, wieso sollten dann nicht die Barsche auch ähnliche Erfahrungen gemacht haben und möglicherweise ihre Fresszeiten in "ruhigere" Tageszeiten zu verlegen. Also dachte ich, das probiere ich jetzt mal aus und ging mittags erst los zum angeln. Es war zunächst etwas heikel, weil die Tretbootfahrer weniger verständnisvoll waren, als ich meine Köder in die Nähe (!) ihrer Richtungen feuerte. Oder sie fuhren mich nicht achtend durch meine Schnur. Wie dem auch sei, ich wollte es schon wissen, Fragen (außer von Kindern) ignorierte ich einfach und konzentrierte mich auf meine Angelei und tatsächlich, es funktionierte ich fing nicht nur Barsche, sondern auch Zander (direkt unterm Bootsverleih) und die fetten ürbig-gebliebenen Forellen (bis 58cm) mitten am Tag, unter all den Menschen auf und am Wasser.

Ähnliche Erfahrungen habe ich an unserem Vereinsweiher machen können.

So jetzt würde ich mich freuen, auch andere Erfahrungen und Überlegeungen dazu zu hören und wer weiß vielleicht probiert ihr auch mal "meine" Vorgehensweise und werdet belohnt.
Lasst davon hören.
 

mefosi

Dr. Jerkl & Mr. Bait
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Prima...genau richtig...einfach mal gegen den Strom schwimmen.
Mal was ausprobieren, auch wenn es vielleicht gegen gängige Meinungen steht. Zeit am Wasser verbringen. Stecke machen. Den Kopf entspannen, locker bleiben, Fische fangen.
 

Barschkiller2007

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Hey @Pinocio,

erst mal sehr schöner Erfahrungsbericht ! Und cool, dass dein Plan so aufgegangen ist.

Da ich in Brandenburg fische, habe ich nicht das Problem des mangelnden Wassers, aber kenne natürlich ebenfalls (wie wahrscheinlich die meisten hier) das Problem des Angeldrucks...
Ein klassisches Beispiel ist der Nachläufer. Wer kennt es nicht, wenn einzelne Barsche oder ein ganzer Schwarm dem Köder hinterherschwimmt, aber nicht beißen will...
Da ich dieses Problem häufig beim angeln mit Hardbaits hatte / habe fische ich inzwischen fast ausschließlich Modelle ohne Geräuscheffekt (silent). Gleichzeitig haben sich bei mir aufsteigende (floating) Köder durchgesetzt.

Auch Blechköder haben in der letzten Saison bei mir richtig abgeräumt, nachdem ich 5 Jahre keine mehr (außer auf Forelle) gefischt hatte.

Ich mache mir also nicht wirklich einen riesen Schlachtplan, sondern entscheide eher spontan am Wasser. Solange bis man was findet, das wirklich funktioniert...Oder eben nicht - dann bleibst'e Schneider ! :D

Grüße
 

Heiner

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In stark befischten Gewässern ist "abweichendes Verhalten" das A und O. Und neben der Köderwahl und den Angelzeiten spielt auch die Auswahl der Angelstellen eine wesentliche Rolle. Gut gefangen habe ich in solchen Gewässern erst, als ich mir ganz klar gemacht hatte, dass starker Angeldruck für die Kundschaft im Wasser quasi zu einem Gewässermerkmal wird, an das sie sich anpassen, grad so wie an andere (natürliche) Gewässermerkmale auch.

Ich will's mal so sagen: Jene Stellen, die man unter anderen Umständen vielleicht kaum oder gar nicht in Betracht ziehen würde (und andere demnach auch nicht), können überraschende Ergebnisse bringen, das habe ich mehr als nur ein paar Mal bestätigt gefunden. Und nicht selten sind das Stellen die alle Jahre wieder einen oder zwei sehr gute Fänge bringen. Deutlicher möchte ich nicht werden, aber in meinen derzeitigen Hauptgewässern habe ich einige Meterexemplare an Stellen gefangen, die ich früher nicht einmal mit dem Hintern angeguckt hätte, weil sie mir, ohne dass mir das recht bewusst wurde, als "schlecht" erschienen und als solche abqualifiziert wurden.

Mein Tipp: Man achte während des Angelns öfter mal auf das, was einem dabei so durch den Kopf geht. Dann findet man nämlich eine große Zahl von "Selbstverständlichkeiten" und "Gewissheiten", die einen daran hindern, vom gewohnten Stiefel abzuweichen. Man glaubt gar nicht, wie viel da zusammenkommt an ungründeten Vorurteilen jeder Art, die einem normalerweise kaum bewusst sind.
 
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Pinocio

Echo-Orakel
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@Barschkiller2007 Ja die Nachläufer, bei uns hat man die wenn man Blech fischt, weil viele der Älteren stur ihre Blinker durchleiern. Eben bei den Älteren gibt es aber auch richtige Füchse. Mir hat einer den Tipp gegeben, wenn auf Blech nur Nachläufer kommen, einfach einen fingerlangen Fisch am System durchziehen. Funktioniert super, dafür hab ich ihm den Tipp mit den Forellenköder gegeben, solang der Informationsaustausch da ist, gebe ich sehr gern meine Tipps weiter.

Man muss dazu sagen, ich habe in meinem Fangbuch 16 SchneiderTage in Folge stehen. Leicht ist es nicht, aber wenn man den Dreh raus hat wird man reich belohnt.

Zum Schlachtplan, ich höre sehr oft auf mein Bauchgefühl, was oft funktioniert, aber es gibt hier wirklich Gewässer, die kann man meiden oder man nimmt die Herausforderung an, aber dann muss man sich echt Gedanken machen. Und ab und zu dabei seine Rationalität fallen lassen, ebenso wie die gut gemeinten Faustregeln.
 
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Heiner

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Angeln in schwierigen Gewässern ist viel weniger eine Frage des "einzig richtigen" Gerätes, wie Viele glauben, sondern in erster Linie ein (ständiger) Kampf gegen die eigenen Vorurteile. Und davon gibt es reichlich, wenn man genauer hinschaut.

In einem an sich vielversprechenden Gewässer konnte ich drei Jahre so gut wie keinen halbwegs guten Hecht fangen, bis mir schließlich dämmerte, dass gar nicht das Gewässer das Problem war, sondern bloß einige fest zementierte "Gewissheiten" in meiner eigenen Birne. Heute ist dieses Gewässer einer meiner Favoriten. Aber Vieles, was in anderen Gewässern durchaus stimmig ist, ist an diesem Gewässer völlig anders, angefangen bei den Hauptbeißzeiten, die vollkommen von allen bekannten Faustregeln abweichen.
 
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Barschkiller2007

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16 Schneidertage in Folge sind echt heftig! Respekt für dein Durchhaltevermögen! Und natürlich Petri, dass der Plan dann irgendwann aufgeht. :)

Köderfisch am Bleikopf hat bei mir auch schon gut funktioniert unter einer riesen ,,Futterfischwolke“...Einfach durchsinken lassen und beim Biss verzögert anschlagen. Das hat oft funktioniert, wenn Gummi und Wobbler nicht ging.
Im Sommer kann auch ein Topwater-Bait wahre Wunder wirken, wenn die Fische zwar da sind aber nicht auf gängige Köder reagieren wollen.


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balu1988

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Das meiste wurde ja schon gesagt. Wie Heiner bereits anmerkte ist abweichendes Verhalten schon einer der größten Bonuspunkte.

Ebenfalls sehr wichtig finde ich das "beißen" in zähen Momenten/Tagen... Wer viel fischt fängt früher oder später auch mehr.

Und als Uferangler das wichtigste meiner Meinung. Dort Fischen wo keiner sonst fischt. Am liebsten sind Fische dort wo sie in Ruhe gelassen werden. Am besten wo keine Parkplätze sind und man diese Plätze nur nach längeren Fußmarsch erreicht. Der größte Teil der Angler sind ja doch faule Säcke :D:D:D
 

Heiner

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Ebenfalls sehr wichtig finde ich das "beißen" in zähen Momenten/Tagen...

Genau. Misserfolge und Schneidertage in Serie sind im Grunde die beste Chance, was Neues dazu zu lernen. Allzu "leichte" Gewässer können nämlich sehr schnell langweilig werden und dazu führen, dass man stagniert und immer den gleichen Stiefel herunter fischt.

Problematisch wird's allerdings, wenn ein Gewässer allzu weit über seinem natürlichen Limit befischt wird. Das ist dann kaum mehr wettzumachen durch bessere Methoden. Die (unpopuläre) Kur liegt dann woanders.
 
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Pinocio

Echo-Orakel
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Problematisch wird's allerdings, wenn ein Gewässer allzu weit über seinem natürlichen Limit befischt wird. Das ist dann kaum mehr wettzumachen durch bessere Methoden. Die (unpopuläre) Kur liegt dann woanders.

Dennoch es kann gelingen, irgendwas kann man immer machen.
Ein Kumpel ist in einer Pachtgemeinschaft, da angeln an einem Tümpel, so groß wie ein Fußballfeld sicher 10 Leute aktiv. Es soll da richtig dicke Zander geben, kaum zu glauben. Die Dicken holt immer ein und die selbe Person raus. Er hat uns Bilder von 45er Barschen und 80er Zandern gezeigt. Das was er anders macht ist nicht die Methode, sondern die Zeit. Die anderen angeln alle tagsüber auf Karpfen und steigen am Abend auf Zander mit Köderfisch um. Alle anderen Methoden (KuKö) versagen gänzlich.
Ich durfte dann mal als Gastangler mitkommen, nach all den Geschichten. Ich bestand darauf vor dem Sonnenaufgang dort zu sein, bei schlechtestem Wetter. Und siehe da ganz genau als es eben dämmerte fingen fast gleichzeitig unsere Schnüren abzulaufen. Wir fingen innerhalb von 20 min 3 Zander bis 68cm und hatten einige Fehlbisse. Danach war alles vorbei, pünktlich als die ersten anderen Angler kamen. Mein Kumpel war begeistert denn er ging vorher ganz genau wie alle anderen vor und saß abends an, gefangen hatte er bis dahin nichts.

Wie du ganz richtig sagst abweichendes Verhalten und gute Beobachtung können über Erfolg und Misserfolg entscheiden, besonders in überfischten Gewässern.
 

FrankBuchholz

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[QUOTE="Heiner, post: 492910, member: 1....
Mein Tipp: Man achte während des Angelns öfter mal auf das, was einem dabei so durch den Kopf geht. Dann findet man nämlich eine große Zahl von "Selbstverständlichkeiten" und "Gewissheiten", die einen daran hindern, vom gewohnten Stiefel abzuweichen. Man glaubt gar nicht, wie viel da zusammenkommt an ungründeten Vorurteilen jeder Art, die einem normalerweise kaum bewusst sind.[/QUOTE]

Jedem der sich anglerisch nachhaltig verbessern will kann ich dieses Buch ans Herz legen, besser als jeder einschlägige Bestseller!

Ich habe mal mit einer leichten Telerute und einem Möre Silda Blinker eine abgelegene Ecke in der Dominikanischen Republik befischt. Jeder einzelne halbstarke Barrakuda dort hat das Ding angepackt - aber nur ein einziges Mal. Ein mal pro Tide kam ein Trupp Stachelmakrelen vorbei - am ersten Tag war nur eine davon unvorsichtig und aggressiv genug auf den Blinker zu beissen. Am nächsten Tag eine andere - und das wars dann. Nach drei Tagen war der Strand hoffnungslos verblinkert.

Auf dem Werftgelände befische ich einen Strand quasi für mich alleine den ich kenne wie meine Hosentasche. Jedesmal wenn ich etwas Neues dort durchziehe bekomme ich überproportional gute Resonanz. Die einzige Ausnahme machen Köder vom Bindestock, seien es Fliegen oder Jigs. Die fangen kontinuierlich vor allem bessere Expemplare. Keine aggressiven oder neugierigen Fische sondern nur die die auch wirklich fressen wollen - aber die fangen sie dann auch, egal was diese schon erlebt haben.

Bei uns am Kanal ist das nächtliche Wobbeln z.Zt. der letzte Schrei. An den Hot-Spots war zuletzt nachts deutlich mehr los als am Tage. Als ich mich darüber mit amerikanischen Anglern unterhielt wo das herbstliche Nachtangeln ein alter Hut ist war ich überrascht daß diese kaum noch mit Wobblern an der Oberfläche fischen sondern über der Packung und am Grund - weil der Angeldruck "oben" schon seit Jahrzehnten zu groß geworden ist.

Meinen letzten +60er hatte ich auf einen Küstenwobbler am Mefo-Gerät mit dem ich leicht die 70m bis in die Kanalmitte schaffe wo die großen Pötte durch die Heringe schreddern...

Wohlgemerkt: Diesen Köder habe ich ausprobiert WEIL es allgemein gut lief und ich wissen wollte ob die Zander ihn auch akzeptieren. Nur wer bereit ist in guten Zeiten, wenn um ihn herum gefangen wird, das Bewährte beiseite zu legen wird die Wirksamkeit neuer Ansätze vernünftig beurteilen können. Wer Neuem nur aus Verzweiflung eine Chance gibt wenn alles Andere versagt wird das Neue vermutlich auch dann versagen sehen - seien es Zeiten, Stellen oder Köder/Taktiken.
 

Heiner

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Dennoch es kann gelingen, irgendwas kann man immer machen

Solange Aufwand und Ergebnis noch in einem einigermaßen akzeptablen Verhältnis stehen. Allerdings kenne ich Gewässer, die so platt gefischt worden sind über die Jahre (ich lebe in einem Ballungsgebiet), dass es sich schlicht nicht mehr lohnt. Und zwar nicht einmal mehr dann, wenn man breitbandig auf alles Mögliche fischt (was ich allerdings nicht mehr tue).

In solchen Fällen würde ich zusehen, mehr Fahrzeit in Kauf zu nehmen, um an ein besseres Gewässer zu gelangen. Natürlich weiß ich, dass das nicht überall möglich ist, aber hier ist es zum Glück möglich. Falls eines unschönen Tages nichts mehr gehen sollte in der näheren Umgebung, bliebe mir immer der Große Plöner See, der ungefähr eineinhalb Stunden Fahrzeit entfernt liegt.

Denn dieser See ist so gut wie "unkaputtbar" aufgrund seiner Größe, gewisser Beschränkungen (Verbot von Motoren aller Art, Downrigger-Verbot) und bestimmter Wetterbedingungen, die es an einigen Tagen der Saison so gut wie unmöglich machen, mit einem Ruderboot darauf zu fischen. Der Große Plöner wird auch in 100 Jahren noch exzellente Hechtbestände aufweisen, wenn nicht etwas Unvorsehbares passiert.

Da ich mich auf den Fang großer Hechte spezialisiert habe, bestimmt das, was für mich noch akzeptabel ist und was nicht mehr. Ich habe überhaupt nichts gegen einige Schneidertage in Serie, denn die gehören sowieso zu dieser Art des Angels, und es muss auch kein Topgewässer sein. Aber unter ein bestimmtes Niveau würde ich nicht gehen, sowas wie ein völlig überfischter Vereinstümpel von wenigen Hektar kommt für diese Art des Angels natürlich gar nicht in Frage.
 
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Fr33

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Ich sehe das leider auch so. An Gewässern die quasi am Bestandlimit laufen, wird man mit sehr sehr viel Aufwand ggf noch den ein oder anderen Schniepel fangen. Aber dass dann auch im Verhältnis von x Schneidertage zu:1x Fang. Gerade in den Ballungsgebieten ist das so eine Sache....
 

Machete

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Sehr gute und sachlich fundierte Argumente und interessante Sichtweisen. Die Angelzeiten zu verlegen, ist auf jeden Fall ein probates Mittel, um an stark überangelten Stellen oder Gewässern, noch den ein oder anderen guten Fisch ans Band zu bekommen. Allerdings taugt das wirklich nur an Gewässern, wo der Bestand noch einigermaßen gut ist, aber durch den hohen Angeldruck schwer zu befischen ist. Wo tagsüber extremer Angeldruck herrscht, sind in der Nacht definitiv Sternstunden drin. Selbst Hechte werden in extrem beangelten Gewässern oft zu Nachtjägern und dann öfter mal Beifang, beim nächtlichen Zanderwobbeln.

Das Abweichen von der üblichen Köderpräsentation ist sicher auch eine gute Möglichkeit sich von der Masse abzuheben, vorhandenen "Argwohn" zu überlisten und doch noch einen Beißreflex auszulösen. Wer sich von den typischen Angelweisheiten nicht zu lösen vermag und selbst viel und neugierig ausprobiert, wird tendenziell immer schlechter fangen und auf lange Sicht, den Spaß verlieren. Das Verhältnis von Angeldruck und Bestand ist in vielen deutschen Gewässern aber definitv schon lange aus dem Gleichgewicht geraten. Da ist guter Rat oft teuer.
 
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FrankBuchholz

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Am NOK bin ich grundsätzlich nur noch mit dem Fahrrad unterwegs und in der Kieler Innenförde fange ich zeitweise auch mit den raffiniertesten Methoden keine Forelle die groß genug wäre um in einem Stellnetz hängen zu bleiben.

Natürlich müssen auch verblinkerte Fische zunächst einmal überhaupt erst vorhanden sein um sie mit ungewöhnlichen Ansätzen fangen zu können. Die Frage richtete sich jedoch an den Umgang mit schwierigen Gewässern, nicht dahin ob man sich leichtere suchen soll.

Andersherum: Wenn die Kieler Förde voller Netze steht und/oder vor Gülle die Braunalgen blühen fahre ich gerne an den Kanal zum Forellenanglen - was bis vor kurzem hier nur sehr wenige Spezies auf der Pfanne hatten. Ich weiß von einem Fluß inmitten eines Ballungsgebietes der 60er-Trutten-mäßig die Ostsee weit in den Schatten stellt, obwohl dort sonst nur auf Weißfisch gestippt und mit wenig Erfolg auf Raubfisch gefischt wird.

Und dann gibt es noch die große weite Welt der Cypriniden.. Soll heißen: Wenn das Gewässer den Zielfisch nicht hergibt, vlt. mal auf andere Spezies ausweichen? UL auf Rotfeder? Mit Fliege auf Karpfen?
 

Heiner

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Es gibt Gewässer, und leider nicht wenige, die mittlerweile so weit heruntergekommen sind, dass dort alle Trostsprüche und Wunderkur-Empfehlungen einer Verarschung der Publikums gleichkommen. In solchen Fällen ist der einzige Rat, den ich mit gutem Gewissen geben kann, nurmehr der, sich ein anderes Gewässer zu suchen, wo das geht, und nicht auf Wunder zu hoffen, die es nicht gibt.

Was anderes sind Gewässer mit noch einigermaßen brauchbaren Beständen, aber mit durch hohen Befischungsdruck vorsichtig gewordener Kundschaft. Auch davon gibt es einige. In solchen Gewässern kann man durchaus gezielt auf eine oder zwei Spezies angeln, wenn man Schwierigkeiten nicht scheut, sondern sie als willkommene Herausforderung betrachtet. Etwa deshalb, weil man der Stückzahl-Manie, die uns schließlich hierher gebracht hat, nichts mehr abgewinnen kann, oder aus irgendwelchen anderen Gründen.

Aber diese Unterscheidung muss gemacht werden, um keine Illusionen zu wecken. Natürlich ist es im Falle überfischter Gewässer einfacher, breitbandig auf alles Mögliche zu angeln, weil das offensichtlich die Chancen erhöht, überhaupt was zu fangen. Die Frage ist allerdings, ob man eigentlich so angeln will oder nicht. Ich glaube jedenfalls kaum, dass ich in meinem Leben noch einmal Rotfedern angeln gehen werde.
 
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Dominikk85

Barsch Vader
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In 10 jahren gibt es dann wahrscheinlich hecht and zander puffs wo Frisch eingesetzt, rausgefangen und pro kilo bezahlt wird:).
 

Heiner

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Aber es gibt durchaus noch Möglichkeiten, ohne solche Etablissements klarzukommen, sogar in Ballungsgebieten. Das ist die gute Nachricht.

Allerdings wird das immer schwieriger bzw. teurer. Besonders dann, wenn man speziellere Vorstellungen hat, wie man angeln will. Und das ist ok und eine Möglichkeit unter vielen, das Hobby zu betreiben, denn schließlich leben wir heute größtenteils nicht mehr in Opas Naturburschenwelt, wo mangels Wahlmöglichkeiten alle mehr oder weniger den gleichen Stiefel herunter fischten.

Daraus ergeben sich allerdings einige Probleme, die sich mit Opas gut gemeinten Rezepten und Weisheiten nicht mehr bewältigen lassen. Und das ganz besonders vor dem Hintergrund, dass Angeln mittlerweile zu einem Massensport geworden ist, und zwar bei erheblich verbesserten Methoden und Techniken. Das hat natürlich Konsequenzen, die man nicht gern hört, aber vor denen man auf Dauer nicht die Augen wird verschließen können.

Oder um es etwas deutlicher zu sagen: Variable Methoden und den erfolgreichen Einsatz von Gehirnschmalz, um den Auswirkungen zu starker Befischung das eine oder andere Schnippchen zu schlagen, gibt es. Da kenne ich mich einigermaßen aus, denn ich angle seit langem selber so. Nur: Dies sind rein individuelle Lösungen, um aus der Not eine Tugend zu machen, aber das eigentliche Problem dahinter wird dadurch nicht angegangen, geschweige denn gelöst. Und das ist die schlechte Nachricht.
 
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