Der Eine oder Andere hier weiß ja das ich ein Fan der einfachen Küche bin, diese dafür dann aber solide und authentisch zubereitet. Die Authentizität gilt bei mir immer der Art der Zubereitung, nicht der Wahl des Protein-haltigen Inhaltsstoffs. Vieles was in Soße schwimmt wird gut wenn die Zubereitung stimmt aber zB Rind durch Seitan ersetzt wird. Umgekehrt schmeckt ein schlecht gemachtes Chili mit Rind einfach schlecht. Ich will jetzt hier keine Debatte über Fleischkonsum lostreten (bitte verschont mich damit, die bekomme ich eh ungewollt zu 80% an die Backe gebunden wenn ich unter Fleischessern vegetarisch der vegan koche/esse) , sondern meine Herangehensweise an diverse Gerichte schildern.
Warum ich das mache? Das werdet ihr sowieso gleich sehen.
Heute koche ich endlich mal wieder eins meiner Leibspeisen: Gulyas oder auf deutsch Gulasch. Nach meinen Recherchen und Gesprächen mit Menschen in Ungarn und Rumänien ist das sehr simpel:
Gewichtsmäßig soviel Zwiebeln wie Proteinhaltiges,Paprika, Rotwein, Paprikapaste, Knoblauch, Paprika evtl etwas Fond und noch mehr Paprika.
Bei mir sind das heute 900gr Fleisch vom Waschbär,900gr Zwiebeln zerkleinert, Wildschweinschmalz zum Braten/Dünsten,ne halbe Flasche Rotwein, eine Tube Paprikapaste, 3 große Zehen Knoblauch,3EL Tomatenmark, Wildfond (in dem Fall vom Hirsch),3 TL Kümmel, 1,5 TL Mahoran und ein TL Thymian, 11EL Paprika süß und 5 EL Paprika scharf,Salz, Pfeffer und die obligatorische Prise Zucker.
Es sind leider nicht alle Zutaten auf dem Bild:
Als erstes werden die Zwiebeln ein wenig angedünstet, nicht glasig, sondern man muss schon noch weiß erkennen.
Dann gibt man das Fleisch oben drauf und lässt es 10-15min oben drauf Wasser ziehen um es dann mit dem Paprikapulver, Knoblauch und Tomatenmark zu vermengen.
Beim Klettern würde man sagen jetzt kommt die Crux, also der entscheidende Moment: Das ganze bleibt nun so bei mittlerer Hitze und wird immer wieder gerührt. Ziel ist es die Flüssigkeit zu verdampfen und damit die Farbe und den Geschmack zu generieren oder zu zerstören nämlich wenn die Paprika anbrennt und bitter wird. Der Rotwein sollte zum Ablöschen griffbereit stehen.
Achtung, ich hab den Magic Moment hier nicht fotografiert, das obere Bild ist direkt nach dem Einrühren der Paprika.
Hinzu kommt dann auch der Fond. Mengenmäßig lieber erstmal sparsam sein, die Konsistenz könnt ihr hinterher noch einstellen.
Das Ganze wird jetzt solange geschmort bis die Zwiebeln komplett aufgelöst sind und durch ihre Stärke die Soße binden. Ich mache das zumeist 2,5-3h bei 130°C im Backofen, da muss man nicht umrühren und kann was anderes machen.
Zu guter letzt kommt die Paprikapaste und die übrigen Gewürze dazu und wird mit Salz und Pfeffer abgeschmeckt.
Falls es euch zu dick ist oder ihr eine Gulyassuppe haben wollt stellt ihr die Konsistenz noch mit mehr Fond ein.
Wenn ichs nicht vergesse mache ich nachher noch ein Tellerbild
Zu den Zutaten:
Es gibt definitiv geilere Paprikapasten, die aber in der Ostdeutschen Provinz leider garnicht so einfach zu beschaffen sind. Daher dieses Produkt.
Und ja, ihr habt richtig gelesen, das ist Waschbär. Dieser ist mir die Woche vor die Kanone gelaufen und im Sinne der Artenvielfalt in der Vogelwelt gibt es für diese sonst recht possierlichen Tierchen kein Pardon. Zu groß sind hier die Schäden in der Vogelpopulation um den gestreiften Pelzträger einfach laufen zu lassen. Und da ich es absolut nicht gutheißen kann etwas zu töten um es zu verbuddeln habe ich, nach der negativ ausgefallenen Untersuchung auf Trichinen, die Keulen und Schultern ausgelöst. Diese nun von jeglichem Fett befreit (das soll sehr schlechten Geschmack mitbringen) und kleingeschnitten.
Ich hab keine Ahnung wie und ob das schmeckt, alle Jäger*Innen die ich dazu befragt haben sagten es sei eklig, aber wirklich selber probiert hat es niemand.Also mach ich das wohl in drei Stunden..
Wie schon geschrieben funktioniert das ganze auch sehr gut mit so ziemlich vielen anderen Proteinspendern: Schwein, Reh, Hirsch, Soja, Seitan. Bei den letzten Beiden müsst ihr nur ein wenig anders vorgehen und Soja oder Seitan vorher anbraten damits bekömmlich wird und a wenk Röstaroma bekommt. Ich nehme normalerweise auch Öl, damit wirds dann auch vegan, das Schmalz war noch im Kühlschrank und musste einfach aufgebraucht werde. Der eigentliche Geschmack kommt durch die Zubereitung: Bindung durch Zwiebeln, massenweise Paprika und das Verdampfen der Flüssigkeit.