Garrincha
Dr. Jerkl & Mr. Bait
@blankmaster
Meines Erachtens gibt es große Parallelen zwischen Kormoran und Wolf.
Beide waren über Jahrzehnte sehr stark dezimiert, der Wolf sogar (fast) ausgerottet. Das hat niemanden interessiert und wirklich schlimm war es auch nicht.
Nach der Wende wurde dem Kormoranbestand dann freie Hand gelassen und der Faktor Zeit hat die Bestände sehr stark ansteigen lassen. Dadurch nahmen Probleme nach und nach zu und trotz zunehmender Gegenstimmen wurde nicht reagiert.
Als irgendwann reagiert wurde, waren die Bestände schon so groß, dass man nicht mehr viel machen konnte, zumal aus ideologischen Gründen auch nicht wirklich stark eingegriffen werden kann. Da die Angler gern Fische fangen, finden sie die Kormoranbestände üblicherweise nicht so gut.
Beim Wolf ist es faktisch genauso wie noch vor ein paar Jahren beim Kormoran. Am Anfang gab es nur sehr wenige und das fanden fast alle sehr toll. Die Tierchen fühlen sich aber sehr wohl und vermehren sich sehr gut. Mittlerweile gibt es schon ne ganze Menge und mit deren Zahl nehmen auch die Angriffe auf Nutztiere zu. Das Wild ist dem Normalbürger dagegen ziemlich egal, trotzdem greift der Wolf natürlich merklich in Wildbestände ein. Muffelwild wird in Wolfsregionen faktisch ausgerottet. Der Rest wird auch nicht gerade mehr und ändert das Verhalten spürbar. Ist auch logisch, denn plötzlich gibt es einen Räuber, den es vorher nicht gab und der Wolf ist bei der Jagd nicht zimperlich. Stress pur für das heimische Wild. Es gibt kein Wolfsmanagement, es wird lediglich gezählt und natürlich wird weniger gezählt, als es tatsächlich Wölfe gibt. D.h. der Bestand ist größer als es die offiziellen Zahlen ausweisen. Die paar Einzelfälle, wo mal ein Wolf erlegt werden darf, spielen für den Bestand keine Rolle und auch nicht für das Verhalten der Wölfe.
Für die Stadtbevölkerung sind Kormorane und Wölfe ziemlich egal, sie merken keinerlei negative Auswirkungen. Die Stadtangler merken es natürlich schon etwas mehr, je nach Gewässer. Der Durchschnittsbürger sieht aber nur ein paar schwarze Vögel.
Für gewisse Kreise sind Kormorane ein willkommener Gegner der verhassten Angler und Wölfe sind ein willkommener Gegner der verhassten Jäger. Beides hatte bzw. hat teilweise religiöse Züge. Heimisches Wild ist neuerdings zusätzlich zum Klimaschädling hochstilisiert worden, weil es Knospen und Triebe in den Wäldern frisst. Wenn Regenwald für Sojaanbau vernichtet wird, ist es ok, aber wehe das heimische Reh frisst seine Triebe im Wald. Da wird der Wolf auch gleich noch zum Klimaschützer.
Ist zwar etwas blöd für die Weidetierhaltung und die Pony- und Pferdebesitzer, aber das sind Minderheiten und eigentlich sollen wir ja eh keine Tiere mehr essen und Pferde zum Spaß reiten, ist auch nicht ganz ok. Der Mensch an sich wird sich eher weniger Gedanken um seine Sicherheit machen müssen.
Insofern wird sich so schnell nichts ändern, denn die davon betroffenen Gruppen spielen politisch keine so große Rolle und so wie man sich nicht für die Fische unter Wasser interessiert, so interessiert sich auch fast niemand für Wild im Wald oder Schafe auf der Weide.
Also werden Weiden wegen des Wolfsschutzes irgendwann so aussehen, wie Grenzanlagen und die Fische müssen wohl noch etwas schneller schwimmen, wenn die Kormorane aufs Gewässer kommen. Bio-Wildfleisch wird dann halt durch Rind+Schwein ersetzt oder irgendwann gegen Laborfleisch. Also alles halb so wild.
Letztlich darf man diese Dinge nicht aus der Brille von Angler, Fischer, Jäger oder Weidetierhalter betrachten, sondern aus der Sicht des Durchschnittsbürgers und aus dessen Sicht ist es ziemlich egal, ob der Angler noch seine Fische fängt, der Wolf ein paar Schafe oder Wildtiere reißt oder der Jäger weniger für seinen Kühlschrank erlegen kann.
Man merkt ja schon hier, dass Kormorane eher kritisch gesehen werden, aber Wölfe eher unproblematisch. Angler sind halt von Kormoranen betroffen, von Wölfen eher nicht. Dem Jäger sind dagegen die Kormorane ziemlich egal, deswegen hat er auch keine große Lust auf Kormoranjagd.
Oh nein, und täglich grüßt der Problemwolf. Jetzt wiederholen wir wieder die gesamte Diskussion und spätestens zwei Beiträge später postets du Videos von angegriffenen Hunden. Warum ich trotzdem etwas schreibe? Weil man so viel Mist einfach nicht stehen lassen kann. Dein Vergleich hinkt natürlich stärker als Joseph Goebbels, aber was solls, hauptsache mal zwei Tierarten genannt.
Der Rest wird auch nicht gerade mehr und ändert das Verhalten spürbar. Ist auch logisch, denn plötzlich gibt es einen Räuber, den es vorher nicht gab und der Wolf ist bei der Jagd nicht zimperlich. Stress pur für das heimische Wild.
Stress ist ein wesentlicher Faktor in gesunden Ökosystemen in Bezug auf Räuber-Beute-Verhältnisse. Ein tolles Beispiel findet sich in dieser Doku aus dem Białowieża-Urwald:
Du schreibst, dass es zunehmend weniger Wild in den Gegenden gibt. Genau das zeigt ja, dass es funktioniert. Seit Jahrzehnten wird über zu große Wildpopulationen in Deutschland gesprochen, jetzt werden diese teilweise natürlich dezimiert. Ein wesentlicheres Problem sehe ich darin, dass einige Waffennarren um ihr liebes Hobby fürchten und nun Drohkulissen aufbauen.
@Michael_05er
Ich weiß, dass wir die Diksussion schon mal hatten, aber da du ja wirklich im Thema bist, nochmal die Frage. In Rumnänien verteidigen die Schäfer ja ihre Herden vor allem mit sehr wehrhaften Hütehunden (mancher Trekker/Wanderer hier hat vielleicht schon mal die Ehre gehabt). Ich weiß, dass die Faktoren Erziehung und Kosten immens sind, aber theoretisch ist (zumindest lt. meinen rumänischen Quellen) so ein Hütehund ein sehr effektiver Schutz. Hier in Portugal im Gerês werden die Kosten wohl teilweise vom Staat getragen. Die Population an iberischen Wölfen ist recht dicht, Vorfälle gibt es aber kaum. Schäden werden staatlich ersetzt. Rein theoretisch (von außen) klingt das immer recht okay.