Na dann mal noch etwas Input für die Diskussion:
Das Farbensehen ist bei tagaktiven Tieren mit ebenfalls tagaktiven Vorfahren am stärksten ausgeprägt, wie z.B. bei Fischen, Reptilien oder Vögel. - Bei den Fischen ist die Fähigkeit zum Farbensehen abhängig vom jeweiligen Habitat, manchmal von der Jahreszeit und vom Alter der Tiere und wechselt oftmals bei Änderungen. Die Forelle z.B. besitzt als Jugendfisch einen UV-Rezeptor, der jedoch nach 1-2 Jahren wieder vollständig verschwindet. Einige Karpfenfische wechseln im Sommer von Porphyropsin zu Rhodopsin als vorherrschendes Pigment; der Pazifische Lachs ersetzt Rhodopsin durch Porphyropsin während seiner Wanderung vom offenen Meer zu den Laichplätzen im Süßwasser. Fische in seichtem Küstengewässer, das von blau-grünem Licht dominiert wird, haben oft nur zwei Zapfenpigmente mit Absorptionsmaxima von 430 nm und 530 nm (z.B. Kabeljau). Süßwasserfische besitzen mindestens drei, meistens vier verschiedene Zapfensorten, wobei die Sensitivitäten der Zapfen weit auseinanderliegen und somit ein großer Bereich vom UV bis zum Rot abgedeckt wird (z.B. Guppy, Goldfisch). Je tiefer der Lebensraum im Süßwasser, desto weiter verschiebt sich das sichtbare Spektrum ins längerwellige Rot und desto häufiger findet man das Porphyropsin als Sehpigment (z.B. Goldfisch, Forelle, Rotauge) neben dem Rhodopsin.
Quelle:
http://www.spektrum.de/lexikon/neurowissenschaft/farbensehen/3887
Irgendwo gabs auch noch mal eine wissenschaftliche Studie... wenn man sich die nur immer merken würde ;-)
Fakt ist: Fische, die UV-Farben wahrnehmen können, sehen Farben ganz anders als wir. Wenn wir das könnten, wäre der Himmel für uns nicht blau, sondern vermutlich lila - kurzwelliges Licht wird stärker gestreut. Das wir nicht jetzt schon lila sehen, hängt wohl damit zusammen das es im Verhältnis weniger Strahlungsintensität im lila Bereich des Sonnenspektrums gibt, als blau und unsere Rezeptoren auch am Limit ihrer möglichen Leistung sind.
Ampeln haben Rot als Warnfarbe damit wir sie besser sehen können - es wird nicht so stark gestreut. Daher müsste es auch tiefer eindringen. Tut es aber nicht, da es stärker absorbiert wird.
Was bedeutet das nun? Es wird unter Wasser dunkel, je tiefer man kommt. Um auch in der Tiefe sehen zu können, haben viele Fische nun anstatt Zapfen (Farbsehen) mehr Stäbchen (Helligkeits/Kontrast-sehen) im Auge. Für uns relevant sind aber doch eher die Fischarten aus geringeren Tiefen, die beides haben.
Dabei wird bei zunehmender Kälte und/oder Dunkelheit die Aktivität der Zapfen heruntergefahren:
Kälte bewirkt Zapfencontraction. Bei Herabsetzung der Lichtintensität stellt zunächst das Pigment seine Reaktion ein. Die Zapfen kontrahieren sich noch bei sehr schwacher Belichtung (1/180 H.K.). Bei noch geringeren Lichtintensitäten reagierten sie nur mehr in einem unteren Netzhautdrittel.
Quelle: Wunder, W. (1925):
Physiologische und vergleichend-anatomische Untersuchungen an der Knochenfischnetzhaut.
Zeitschrift für vergleichende Physiologie 3(1):1-61, URL
https://link.springer.com/article/10.1007/BF00340859?LI=true
Das heißt: Wenns kalt ist oder dunkel, nehmen die Zander nahezu nurnoch Helligkeitsunterschiede war! Zudem habe sie durch die reflektierende Schicht (Tapetum lucidum) im Auge einen eingebauten "Restlichtverstärker" - sie sehen dann wesentlich geringere Lichtintensitäten als z.B. der Mensch. Da laut Post
Keitech - Zusammenfassung der UV aktiven Designs#90 von
@dietel die Helligkeit der UV-Köder höher ist, werden diese dann besser gesehen als vergleichbare Köder ohne UV.
ABER(!): Bei völliger Dunkelheit sieht auch ein noch so gutes Auge nichts. D.h. bei absolut trüber Brühe, und sogar noch großer Tiefe o.ä., wird dann ausschließlich über die Seitenlinie und andere Sinnesorgane gejagt, da nützt dann auch das Auge nichts (UV unnötig).
Ist aber auch nur ein wenig Restlicht vorhanden, hilft UV wieder.
Auch interessant zu dem Thema:
https://www.myfishingbox.com/welche-farben-sehen-zander/
Hier gibt es ein paar Literaturnachweise zum Thema Zanderauge. Zitat:
Die farblichen Sehkapazitäten sind dabei nicht das Besondere. Luchiari und Mitarbeiter (2009) testeten die Empfindlichkeit der Fotorezeptoren juveniler Zander hinsichtlich verschiedener Lichtspektren. Hier konnten Stäbchen, welche ein Absorptionsmaximum von circa 530 nm und zwei verschiedene Zapfentypen mit Absorptionsmaximas von 530 nm und 603 nm nachgewiesen werden. Das bedeutet, dass Zander Grün- und Gelbtöne besonders gut erkennen können. Das ist tatsächlich ziemlich ähnlich zum Hecht und Barsch (siehe Artikel Sehvermögen Hecht und Barsch).
Das spricht auch wieder dafür, dass UV nur indirekt über den Helligkeitsunterschied wirkt.
Grüße,
Max
Noch ein Nachtrag, gerade erst entdeckt:
@B o r i s hat ja mehrfach angemerkt, dass man wirkliche UV-Farben irgendwie identifizieren könnte, wusste aber nicht wie (z.B. Post
Keitech - Zusammenfassung der UV aktiven Designs#60). Dies lässt sich technisch eigentlich recht simpel lösen, ist aber teuer: mit einem Spektrometer (Multi- oder Hyperspektralsensor) mit Bändern im UV-Bereich. Die gibt es z.B. von
Skye Instruments oder
Ocean Optics