wie würdest du denn beschriebene verhalten nennen?
Es geht nicht um Verhalten, sondern um die Gesamtsituation. Und ganz sicher ist eine Situation, in der Toilettenpapier, Nudeln und H-Milch mal ein paar Stunden ausverkauft, am nächsten Tag aber wieder ohne Hyperinflation aus vollen Regalen käuflich zu erwerben sind, nicht mit Krieg zu vergleichen.
Meine Kritik bezieht sich auf die Leichtfertigkeit, mit der so mal im Vorbeigehen alle anderen Menschen/die Menschheit als dumm, asozial etc. abgewertet wird. Man selber steht da natürlich drüber. Jeder hat natürlich andere Ideale. Angenehmer ist es m.E. z.B. die Motivationen der Personen zu verstehen. Und sich evtl. auch mal mit der Frage zu beschäftigen, ob es sich immer gleich um die Menschheit, oder nicht eher eine kleinere Minderheit handelt. Ähnlich wie im Autoverkehr nicht alle außerhalb des Tolerierbaren unterwegs sind, sondern es einen nur schon nervt, wenn sich einer von zehn daneben benimmt. Und letztlich sollte man auch in Erwägung ziehen, mal selber falsch zu liegen oder sich daneben benommen zu haben.
und was sagt deine frau zu der thematik?
dein schriebs war ja nicht sonderlich "hilfreich"...
Die sagt, was viele Fachleute auch sagen: Kontakte reduzieren, Hände waschen, Abstand wahren. Und Kontakte reduzieren bedeutet zum Einen natürlich zu den Risikogruppen - primär zu deren Schutz. Zum Anderen heißt es aber nicht vollkommene Isolation, weil das a) unrealistisch und b) daher ab einem gewissen Punkt keine nennenswerte Effizienzsteigerung erzielt. Kinder also z.B. in festen Kleingruppen zu betreuen, ist in Ordnung. Die Eltern müssen aber eher die eigenen Kontakte reduzieren, weil die dann nämlich diejenigen sind, die viel mehr unterschiedliche Menschen am Tag treffen.
Also ich hab den gleichen Beruf wie seine Frau und finde man sollte die Warnungen der Kollegen aus Italien, China und Spanien dringend ernstnehmen. Wenn man nachher bisschen übertrieben hat, bitte schön. Aber lieber so rum als das Gegenteil. Momentane Hochrechnungen zeigen, dass wir in nem Monat schon keine Intensivbetten mehr haben könnten, auch wenn jetzt noch alles paletti ist.
Dann ist Dir als Facharzt für Pulmologie
sicherlich bewusst, dass Du Äpfel mit Birnen vergleichst. So sehr unser hiesiges Gesundheitssystem auch kaputt geredet wird, so sehr ist es eine Tatsache, dass unsere Versorgung mit Krankenhausbetten und Personal bezogen auf die Einwohnerzahl wesentlich - und zwar etwa um den Faktor 3 - höher ist als in Spanien und Italien. Deine Hochrechnungen kenne ich nicht. Eine mir bekannte Berechnung aus dem Ärzteblatt geht davon aus, dass bei einer Rate intensivpflichtiger CoVid19-Invizierter von 10 % (was ein hoher Ansatz ist!) und einer Bereitstellung von 50% der aktuell vorhandenen Intensivbetten für diese Patienten bei der durchschnittlich zu erwartenden Liegedauer (eine Woche) eine
tägliche Infektionsrate von 20.000 Menschen abgedeckt werden könnte. Um das einordnen zu können: in China gab es bislang insgesamt 80.000 Infektionen in ca. 12 Wochen, in Italien 35.000 in ca. 8 Wochen, in Deutschalnd 18.000 in 8 Wochen. Alles weit entfernt von den 20.000/d, die für die Berechnung angesetzt wurden und Zahlen, die größtenteils ohne Präventivmaßnahmen zustande kamen.
Im Krankenhaus meiner Frau wurde die Anzahl der Intensivbetten von 8 auf 30 erhöht, was auch für viele andere Häuser gilt. Liegen tut dort allerdings bislang nicht ein einziger CoVid19-Patient. Die Kapazitäten sind also bereits gegenüber den Grundzahlen der o.g. Hochrechnung erhöht und werden aktuell noch weiter gesteigert.
Und bevor jetzt jemand mit Verharmlosung kommt: bitte einfach den dritten Absatz noch mal lesen. Prävention ohne Zweifel, aber sinnvoll. Und Ausgangsbeschränkungen, so sie denn erlassen werden, sind letztlich auch nur das Ergebnis des Umstandes, dass sich eine Minderheit der Bevölkerung eben nicht an das Mindestmaß hält. Aber Pareto haben wir da schon hinter uns gelassen oder - anders gesagt - ob man die insgesamt eher wenigen eigentlich Angesprochenen und somit eine Wirkung überhaupt noch erreicht, steht m.E. zu bezweifeln.