Wie wäre es denn, wenn die Boardpartner mal Berichte einstellen, in denen aufgezeigt wird, was so alles dazu gehört, um einen (dann teureren) Köder herzustellen und wie lange es dauert, diesen überhaupt zu entwickeln. Auch bei Ruten, Rollen oder Schnüren wäre das doch interessant. Ich glaube Carsten hat so etwas schon mal in Richtung Noike mit dem Ninja gemacht.
Und man weiß dann auch was man da kauft, wo genau das herkommt und macht den Geldbeutel gerne etwas weiter auf, quasi wie beim Landwirt oder Metzger um die Ecke.
Moin,
das kommt immer darauf an. Das hängt auch vom Können und den Inhouse-Möglichkeiten des Produzenten ab. Mal wirklich ganz grob für Gummiköder.
Gehe mal grob davon aus, dass ein einzelner fertiger Prototyp am Ende einen mittleren einstelligen Tausender bis anfänglich 2-stelligen Tausender gekostet hat (je nach Form und Größe), wo dann noch nicht die eigene Zeit des Ideengebers drin ist, sondern sowas wie Skizzen, Cad-Zeichnungen, 3D-Druck, CAM Progr., Fräsarbeiten, gießen. Es gibt sicher findige Produzenten, die das vielleicht für die untere genannte Zahl können und sicher auch welche, die über der oberen Zahl liegen. Menschen und Köderformen sind unterschiedlich. Dann hat man aber noch nicht unbedingt eine geeignete Form für die eigentliche Produktion. Die kann auch einige Tausender Kosten (z.B. Alublock). Auch das hängt von Details ab.
Die ganze Kohle ist schon mal weg, bevor überhaupt eine Packung da ist. Dann geht es aber mit Farben, ggfs. Salz und Aromen los, denn wenn du wirklich tolle und viele Farben haben willst, musst du die Farben, Glitter, Salz und Aromen erst mal so hinbekommen, dass sich der Köder in den einzelnen Farben nicht stark unterscheidet, denn du willst ja als Kunde immer ein möglichst gleiches Laufverhalten. Bei einigen Keitechködern ist die Salzkonzentration in den jeweiligen Bereichen des Köders unterschiedlich, um den Lauf zu optimieren, da beginnt dann die echte Kunst der Köderproduktion. Und ganz am Anfang braucht man ja auch erst mal eine gute Köderidee und muss die testen. Was ganz oben ist, gilt nur, wenn du nicht zig nutzlose Testläufe und unnötige Runden drehst.
Dann produzierst du munter Köder, diese werden in Japan von Hand eingetütet (vernünftige Verpackung kostet auch Geld) und die stehen dann irgendwann in Kartons im Lager in Japan (oder auch USA, je nachdem). Der Produzent wird die Köder dem deutschen Importeur aber nicht zu den reinen Kosten verkaufen, sondern Gewinn aufschlagen, denn er hat ein Lager, zig Angestellte, Maschinen und all die schönen Sachen, die man braucht und auch er will was verdienen.
Wenn du die Sachen versendest, kommt der Versand dazu (der ist leider nicht subventioniert, wie bei der chinesichen Post). Im deutschen Hafen dann zig Zuschläge für die Abfertigung und auch der Zoll (Einfuhrumsatzsteuer kann man anrechnen). Dann kommen die schönen Köder per LKW (auch nicht umsonst) ins Lager des Importeurs. Da arbeiten wieder Leute und sortieren die Sachen im Lager ein. Das Lager ist leider auch nicht umsonst. Den Rest kannst du dir grob selbst ausmalen, auch den Weg zum Händler in den Laden, vergiss aber nie, dass neben den aufzuschlagenden Kosten und einer Gewinnkomponente am Ende auch immer die 19% dazu kommen.
Und die Kosten, die man draufschlagen muss, um am Ende nicht draufzuzahlen sind in D nun mal nicht unerheblich. Und man kauft ja nicht Köder ein und in 2 Wochen sind alle weg. Um einigermaßen vernünftig liefern zu können, baust du ordentlich Bestand auf und du weißt vorher nie, was in welcher Menge wirklich weg geht und ob es überhaupt weggeht. Vermutlich haben eh alle völlig falsche Vorstellungen, was man anhochwertigen Ködern überhaupt in D verkauft, denn der Großteil des Marktes ist nach wie vor das Massengeschäft mit nicht ganz so speziellen Produkten. Und damit man ganz am Ende davon seine eigenen Brötchen beim Bäcker kaufen kann, muss man den Spaß vorher genauso versteuern, wie jeder andere seinen Lohn. Denn es ist völliger Unsinn, dass man als Unternehmen seinen Gewinn einfach kleinrechnen kann. Wie soll das bitte gehen? Zwischendurch kommen noch nette Leute wie IHK, GEZ, die Lizensierung der in Verkehr gebrachten Verkaufs- und Versandverpackungen (kostenpflichtig) usw. Vom allergrößten Teil dieser Sachen hat euer geliebter Ali-Versender noch nie was gehört und neben seinem Postversand subventioniere ich auch noch seine Verpackungen, denn die sind ganz sicher nicht in D lizensiert. Allein dafür gehen jährlich 4-stellige Beträge drauf.
Das ist nur mal das grobe Bild und ich will und muss nicht jammern und ich werde sicher auch nicht alle Details verklickern.
Aber mann muss doch wirklich kein Betriebswirt sein um zu verstehen, dass eine Köderpackung aus irgendeinem Aliposten (ggfs. Überproduktion, Fehlproduktion), subventioniert versendet als Brief, vorbei am Zoll für 99 Cent oder auch 1,99 € nun wirklich gar nichts mit den oben beschriebenen Rahmenbedingungen zu tun hat. Für die erstgenannte Zahl kann ich nicht mal den entsprechenden Brief an meinen Nachbarn 20m weiter versenden, selbst wenn die Köder darin umsonst wären!!! Und das kann auch keiner der klassischen Chinaimporteure.
Ich habe es ja oft genug geschreiben, ihr müsst selbst wissen, was ihr macht, hindern kann euch daran eh keiner. Aber bitte nehmt eure Alipreise nicht als Maßstab für vermeintliche Preisaufschläge oder Gewinne der hiesigen Akteure.
Wartet mal auf 2018, wenn die Postsubventionierung kippt, ob das alles noch immer so easy ist.