Hallo zusammen,
ich habe Fabian von Nippon-Tackle versprochen einen Testbericht für die
A-TEC Crazee Bass S632L zu schreiben. Ein aussagekräftiger Rutentest kann natürlich erst nach mehrmaligem Fischen während unterschiedlichen Situationen und Gegebenheiten verfasst werden, deswegen geht es hier viel mehr um erste Erfahrungen mit der Rute und ein kurzes Look & Feel.
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Technische Daten:
Name: A-TEC Crazee Bass S632L
Länge: 1,91m (6,3")
Klasse: L - Light
Taper: Fast (stimmt)
WG: 0,9-7g
Gewicht: ca. 93g
Ringe: Fuji O-Type (keine Microguides)
Kohlefaseranteil: 98%
Glasanteil: 2%
Anzahl Teile: 2
Vorwort:
Als passionierter Spinnfischer spielt neben der schönen Zeit in der freien Natur und die Ausübung des Hobbies "Angeln" an sich das Gerät eine wichtige Rolle. Gerät gibt es wie Sand am Meer und ein jeder Neueinsteiger ist schlichtweg überfördert bei der richtigen Auswahl im Rutenwald. Während Frau bei Schuhen nur nach der Optik entscheidet und das primäre Attribut "Bequemlichkeit" schnell zur Nebensache wird, hat Mann bei der Wahl der richtigen Spinnrute mit mehreren wichtigen Faktoren zu kämpfen. Neben Aktion, Schnelligkeit, Verarbeitung und Methode spielt auch der Preis eine wichtige Rolle. Nicht jeder möchte oder kann mehrere hundert Euro für nur eine Rute ausgeben - umso schöner ist es, dass Nippon-Tackle mit der A-TEC Crazee Bass nun JDM unter 100€ anbieten kann.
Doch was bedeutet "JDM" überhaupt und was unterscheidet die Ruten zu "herkömmlichen" Stangen? Gibt man JDM bei Wikipedia ein, erfährt man dass es ausgeschrieben "Japanese Domestic Market" heißt. Dieser Begriff beschreibt in unserem Falle Angelruten, die nach den Bedürfnissen der japanischen Verbraucher gefertigt werden und "exklusiv" auf dem japanischen Markt angeboten werden. Normalerweise müsste man eine solche Rute importieren, aber es gibt mittlerweile Angelshops bzw. Fachhändler in Deutschland, welche die Ware importieren und hier anschließend anbieten. Der Vorteil ist, dass man bei diesen Händlern natürlich gut aufgehoben ist, wenn mal was mit der Ware nicht stimmt.
So viel zu JDM - aber was macht nun die Ruten so besonders? Der Hauptunterschied für mich ist, dass es für den Zielfisch "Barsch" im japanischen Markt einfach eine Rutenserie gibt, welche teilweise 18 verschiedene Modelle vorzuweisen hat. Hier findet man in einem Wurfgewichtsspektrum von UL bis M nicht nur verschiedene Längen, sondern auch unterschiedliche Aktionen. Von X-Fast Taper bis Regular oder sogar Slow. Man kann also ganz gezielt aussuchen, mit welcher Methode man dem Zielfisch nachstellen möchte. Desweiteren werden bei den Ruten sehr hochwertige Komponenten und die neusten Verfahrungstechniken im Blankaufbau (z.B. X-Wrapping, X45 oder wie auch sonst die japanischen Hersteller die Kreuzwicklung der Kohlefasermatten bezeichnen) verwendet. Des weitern sind die Ruten erstaunlich leicht und haben fast alle sehr kurze Griffe. Das letzte Feature sagt vielleicht nicht jedem zu, aber gerade bei der Angelei auf Barsch finde ich das ganz schick. Als abschließendes aber wichtiges Merkmal möchte ich auf die Verarbeitungsqualität bzw. die Endkontrolle von JDM Ruten hinweisen -> meine 3. japanischen Ruten sind in Sachen Verarbeitung 1A. Alles bis ins kleinste Detail ist perfekt. Bei den herkömmlichen Spinnruten aus dem europäischen Markt habe ich bis heute bei fast jeder meiner Ruten einen schiefen Ring o.ä. entdeckt, deswegen möchte ich das als weiteres positives Merkmal von JDM-Spinnruten hier aufzählen.
Die hochwertigen Ruten haben wie bereits angedeutet ihren Preis - und genau das macht die A-TEC Crazee Bass so interessant. Mal sehen ob sich eine JDM-Rute für 95€ von den uns bekannten Ruten a la Mitchell Mag Pro (um mal ein oft empfohlenes Beispiel zu nennen) abheben kann.
Optik / Haptik / Verarbeitung:
Sehr gespannt wartete ich auf die Lieferung von Nippon-Tackle. Auf den Bildern im Shop wirkte die Rute schon ziemlich "stylisch" und hat sehr viel Ähnlichkeit zur Backhoo Rise von Tailwak. Kein Wunder - es ist ja auch der selbe Designer! Die Rute wurde in einem PVC-Rohr geliefert und war mustergültig verpackt. Beim auspacken der rassigen Schönheit staunte ich nicht schlecht ... über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten, aber Schwarz & Silber ist einfach Sexy. Aber seht selbst:
Zum Album
Neben der herausragenden Optik ist auch die Haptik entsprechend gut. Die Rute liegt hervorragend in der Hand, nichts klappert. Nun kommen wir an dieser Stelle zur Verarbeitung. Ich selber besitze neben der Crazee Bass eine Tailwalk Gekiha KR S672ML. Diese Rute ist höherwertiger, aber im direkten Vergleich muss sich die A-TEC nicht vor der Tailwalk verstecken. Alle Ringe sind penibel genau auf den Blank gewickelt, in einer Flucht ausgerichtet und die Rute weist keinerlei Beschädigungen auf. Lackfehler oder unsaubere Ziernähte sind trotz des Hinweises von Nippon-Tackle bei meinem Modell nicht zu finden. Es ist nämlich so, dass man ja irgendwo bei der Crazee Bass sparen musste, um den günstigen Preis zu ermöglichen. Glücklicherweise hat der niedere Preis keine Auswirkungen auf die Verarbeitung un den Blank, sondern "nur" auf die Komponenten. Statt Fuji-Sic bekommt man bei der Crazee zwar nur Fuji-O Type Ringe, welche insgesamt von ihren Eigenschaften minderwertiger sind, aber das spürt man in der Praxis wie ich finde nicht. Die Ringe sind weder laut, noch erzielt man schlechte Wurfweiten o.ä.
Der VSS Rollenhalter ist ebenfalls von Fuji und sorgt sowohl als optisches Schmankerl, sowie haptisch für einen festen Halt der Stationärrrolle. Der Griff besteht aus einem schwarzen EVA-Material. Auch hier wurde gespart, denn Kork ist einfach teurer. Ich persönlich finde das allerdings nicht wirklich negativ. Wie bei den meisten japanischen Spinnrute fehlt bei der Crazee Bass die Hakenöse zum Einhängen von Kunstködern, welche sich allerdings nachrüsten lässt.
Die Rute in der Praxis:
Tja warum habe ich mir die Rute eigentlich angeschafft? Nun mein Ziel ist es, mir für jeden Bereich die passenden Ruten anzuschaffen. Am Wasser nutze ich je nach Zielfisch unterschiedliche Methoden, welche leider auch unterschiedliche Ruten voraussetzen. Ich gehe dabei wie folgt vor: ich benutze die Klassifizierung der Hersteller - sprich UL / L / ML / M / MH / H und XH. Manche Bereiche überlappen sich bzw. erfordern nur eine Rute - das ist zumindest besser für den Geldbeutel :mrgreen:. Meine leichteste Rute bis dato war eine ML und ich wollte für die feine Angelei auf Barsch und Forelle noch etwas leichter unterwegs sein. Also suchte ich eine Rute im L-Bereich mit meiner persönlichen Lieblingsaktion - der Spitzenaktion. Genau das erhoffe ich mir von der Crazee Bass L.
Zuerst verheiratete ich die Rute mit meiner neuen Daiwa Exceler EA 1500 - die passt nicht nur optisch sehr gut zur Rute, sondern auch vom Preis und der Technik her.
Da ich primär mit kleinen Minnows auf Barsch und Forelle gehen möchte, kommt mir die niedere Übersetzung total entgegen. Was auch schön ist, die Rolle kommt mit einer Ersatzspule. So spulte ich einmal Geflecht (Berkley Nanofil 0,06mm) und einmal Mono (Stroft GTM 0,16mm) auf die beiden Spulen auf. Die Mono wird am Forellenbach benutzt, um Aussteiger zu verringern. Das Geflecht kommt bei der Barschjagd zum Einsatz (hauptsächlich mit Gummiködern).
Die Kombi ist sehr ausgewogen und fischt sich sehr gut.
Am Wasser angekommen testete ich zuerst unterschiedliche Wobbler im Minnow-Format mit der Crazee Bass L. Wobbler bis 6cm und 5g mit nicht zu großer Tauchschaufel wirft die Rute erstaunlich weit. Bereits ab knapp 3g läd sich der Blank vorbildlich auf - macht wirklich Spaß!
Durch die sehr gute Rückstellgeschwindigkeit des Blanks lassen sich die Köder sehr gut und schnell durchs Wasser twitchen - die sensible Spitze schluckt dabei die heftigeren Schläge und puffert diese ab. Genau das liebe ich an der sensiblen Spitzenaktion, denn so kann man auch als Grobmotoriker erfolgreich sein, da ein zu starkes Ausbrechen des Köders verhindert wird.
Auf Crankbaits habe ich bei meinem ersten Test jetzt erstmal verzichtet (dass werde ich dann noch nachreichen). Bald wurde ich mit dem ersten kleinen Barsch belohnt, welcher die Rute leider nicht an ihre Grenze brachte
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Die Bedingungen am Wasser waren denkbar schwierig, denn überall rund um den Donaustau waren Algen und anderer Schmodder zu finden.
Neben den Twitchbaits war mir das Spinnfischen mit dem Gummifisch am Jigkopf recht wichtig. Ich fing mit dem Easy Shiner in 3 Inch und am 5g Jigkopf an - das stellte sich dann direkt als Idealgewicht heraus.
Viel schwerer würde ich an der Rute allerdings nicht fischen wollen - 7g + 3 Inch sind definitiv das Maximum, fühlen sich aber auf Dauer nicht so gut an. Aber das habe ich von einer 7g-Rute auch nicht erwartet. Mit 5g Jogkopf + 3 Inch Trailer liegt man etwa bei 7-8g Gesamtgewicht - also ist das WG recht treffend aufgedruckt.
Die Rückmeldung war durch die Bank weg sehr gut - leider wollte nur ein letzter, kleiner Stachelritter beißen.
Die Rute macht auch am T&C-, sowie am Drop-Shot-Rig eine gute Figur.
Fazit:
Ich weiß, sehr aussagekräftig ist der Bericht nicht nach nur einem Tag am Wasser - dennoch bin ich von der Rute recht positiv angetan und kann einen Fehlkauf bereits definitiv ausschließen. Wie bereits angedeutet, werde ich noch einen Langzeitbericht nachreichen - dann hoffentlich mit mehr Fisch und weiteren Erfahrungen. Auch Bilder der Biegekurve bei unterschiedlichen Belastungen will ich euch dann nicht vorenthalten.
Die Rute hält was sie von den Daten und vom Produkttest her verspricht und ist für einen Preis von 95€ auf alle Fälle empfehlenswert - eine gelungene alternative zu den europäischen Stangenruten auf Barsch und Forelle. Wer seine ersten Erfahrungen mit JDM-Tackle machen möchte, sollte sich die Ruten von A-TEC mal genauer anschauen.