Ich habe ja versprochen, mich ein wenig schlau zu machen. Hier meine ersten Ergebnisse...
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ALLTAG
Was tun, wenn ich einen toten Vogel entdecke?
Karin Riemann-Lorenz (41) von der Verbraucherzentrale Hamburg: „Auf keinen Fall anfassen. Informieren Sie die Behörden und geben Sie den Fundort durch, das Tier wird dann abgeholt und untersucht.“
Wie soll ich Vogelkot auf dem Auto/dem Balkon sicher entfernen?
Prof. Dr. Roland Friedrich (63), Virologe an der Uni Gießen: „Das Virus ist höchst empfindlich gegen Seifen und Waschmittel. Schütten Sie einfach einen Eimer Seifenlauge über den Kot – so besteht keine Gefahr mehr.“
Muß ich nach dem Spaziergang meine Schuhe desinfizieren, weil Vogelkot dran kleben könnte?
Dr. Jan van Lunzen (42), Infektiologe der Uni Hamburg-Eppendorf: „Nein. Hier stehen Aufwand und Erfolg in keinem Nutzen. Die Vorstellung, sich auf diesem Weg anzustecken, ist übertrieben und konstruiert.“
FREIZEIT
Kann ich mich im Sommer beim Baden anstecken, weil Viren im Wasser sind?
Virologe Prof. Dr. Michael Schmidt (59), Freie Universität Berlin: „Das halte ich für völlig ausgeschlossen. Das Virus verliert seine Ansteckungskraft, sobald das Wasser etwas wärmer wird. Außerdem ist die Konzentration der Viren im Wasser zu gering.“
ESSEN
Was muß ich beim Zubereiten von Geflügel beachten?
Dr. van Lunzen: „Das Fleisch muß durchgebraten werden. Hitze tötet das Virus. Keinen blutigen Bratensaft servieren.“
Kann Obst/Gemüse durch Vogelkot oder anderes infiziert sein?
Dr. van Lunzen: „Nein, der Erreger kann auf Obst nicht überleben.“
Darf ich Gerichte mit rohem Ei essen (z. B. Tatar, Tiramisu)?
Prof. Dr. Adolf Windorfer (65), Chef des Landesgesundheitsamtes Niedersachsen: „Ja, da die Eierstöcke der Mutterhühner nicht mit Viren infiziert werden können. Somit ist auch das Ei sicher.
KINDER
Muß ich meinem Kind nach dem Spielen die Hände mit Sagrotan draußen abwischen?
Prof. Dr. Friedrich: „Die Hände mit Seife waschen reicht. Das tötet das Virus. Denn H5N1 dringt nicht durch die Haut. Wichtig! Achten sie allerdings sorgfältig darauf, daß ihr Kind nicht die Finger leckt, wenn Dreck dran klebt.“
Darf mein Kind noch Federn sammeln, z. B. am See oder am Strand?
Prof. Dr. Erhard Kaleta (66), Veterinärmediziner der Uni Gießen: „Das Kind könnte sich theoretisch infizieren, wenn es die Hände in den Mund steckt. Darum immer ordentlich die Hände waschen und aufpassen, daß es das nicht tut.“
RECHT
Viele Firmen haben für den Ernstfall vorgesorgt, z. B. das Grippemittel Tamiflu gebunkert. Habe ich ein juristisches Anrecht auf Schutz und Hilfe vom Arbeitgeber?
Oliver C. Storr (33), Anwalt für Arbeits- und Sozialrecht in München: „Nur Mitarbeiter gefährdeter Betriebe, z. B. Geflügelfarmen. Gemäß Sozialgesetzbuch muß der Arbeitgeber die Vorsorge von arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren bezahlen und durchführen. Mitarbeiter anderer Firmen können das Mittel nicht einklagen.“
Werden Stornierungen für Urlaubsreisen in Gebiete mit Vogelgrippefällen akzeptiert, z. B. nach Rügen?
Raymond Kiesbye (44), Chef der Tourismuszentrale Rügen: „Da keine Gefahr für Urlauber besteht, ist hier kein Stornierungsgrund gegeben.“ Also: Wer storniert, muß die Kosten dafür selber zahlen (kurzfristig oft voller Reisepreis).
HAUS & GARTEN
Darf ich Vogelkot-Dünger (Guano) noch verwenden?
Dr. Michael Lafrenz (65), Infektiologe der Uni Rostock: „Ja, denn Viren sind Organismen, die nur in lebenden Zellen existieren können. In totem Milieu, also auch in dem aufbereiteten Dünger, ist das Vogelgrippe-Virus nicht lebensfähig.
Soll ich Schwalbennester vom Balkon entfernen?
Prof. Dr. Friedrich: „Nein! Von Schwalben geht keine Gefahr aus.“ Futterstellen dagegen können auch Vögel, die als Überträger gelten (siehe Liste), anlocken. Wildvögel deshalb derzeit besser nicht füttern.
Haustiere Können sich Hund und Katze anstecken?
Prof. Dr. Kaleta: „Wenn ihre Katze einen infizierten Vogel frißt, kann sie sich theoretisch anstecken. Katzen sind empfänglicher als Hunde, die durch starke Magensäure den Erreger abtöten.“ Also: Tiere, wenn möglich, im Haus behalten oder bei Spaziergängen anleinen bzw. genau beobachten.
Und wenn meine Katze einen Vogel gefressen hat ...
Expertin Karin Riemann-Lorenz: „Gehen Sie mit der Katze zum Tierarzt und lassen Sie sie untersuchen.“
Kann mein Haustier das Virus auf mich übertragen?
Prof. Dr. Friedrich: „Da Hunde das Virus scheinbar nicht bekommen, geht auch von ihnen keine Gefahr aus. Katzen könnten sich zwar mit H5N1 anstecken, den Menschen aber nur über ihre Körperflüssigkeiten infizieren. Allerdings ist die Konzentration des Virus im Urin oder Speichel dafür viel zu gering.“
Darf mein Kind noch in den Streichelzoo?
Prof. Dr. Friedrich: „Natürlich. Hier besteht keine Gefahr.“
GESUNDHEIT
Wie erkenne ich, ob ich krank bin?
Dr. van Lunzen: „Die Krankheit setzt schlagartig und sehr stark ein. Hohes Fieber, Husten und Atemnot sind typische Symptome.“ Ein Labortest kann den Verdacht bestätigen oder ausräumen.
Wie sind die Heilungschancen?
Dr. van Lunzen: „Gut, wenn man sich frühzeitig mit Medikamenten behandeln läßt.“ Verschiedene antivirale Mittel sind möglich, Tamiflu ist am bekanntesten. Außerdem werden die Symptome (z. B. Fieber) bekämpft
ESSEN / VERHALTENSGEWOHNHEITEN
Kann man unbedenklich Geflügelfleisch essen?
Bei Erhitzung über 70 Grad wird der Erreger nach Aussagen von Experten sicher abgetötet, durchgegartes Fleisch ist also in jedem Fall unbedenklich. Angesichts der strengen Vorschriften in Deutschland geht von hiesigem Geflügel nach den Worten keinerlei Gefahr aus: Verbraucher sollten aber auf die Kennzeichnung „DDD“ bei Verpackungen achten. Sie bedeutet, daß schon das Küken aus Deutschland komme, das Tier in Deutschland aufgezogen und auch geschlachtet wurde.
Was soll man tun, wenn man einen toten Vogel findet?
„Auf keinen Fall anfassen“, sagt Hiltrud Schrandt vom Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES). Die Entdeckung toter Vögel sollte der örtlichen Polizei oder der Gemeinde gemeldet werden, die die Veterinäramter einschalten.
Was tun Geflügelhalter zum Schutz vor Infektionen?
In der Geflügelwirtschaft gelten nach Angaben von Wilhelm Hoffrogge, dem Präsidenten des Verbandes der niedersächsischen Geflügelwirtschaft, generell strenge Hygienevorkehrungen, um die Tierbestände vor verschiedenen Krankheitserregern zu schützen. Die Ställe werden standardgemäß in Schutzanzügen betreten, zuvor gehen die Menschen durch eine Wanne mit Desinfektionsmitteln. Außerdem tragen sie Handschuhe. Sollte ein Verdacht auf Vogelgrippe bestehen, sind zusätzlich eine Atemschutzmaske mit Virusschutz und eine eng anliegende Schutzbrille Pflicht.
Wie ist Vogelgrippe zu erkennen?
Erkrankte Vögel machen nach Angaben von Fachleuten einen apathischen Eindruck und leiden unter Atemnot. Sie schwanken häufig, und ihr Gefieder ist gesträubt. Die Krankheit ist unter Vögeln hoch ansteckend, verläuft dramatisch und rafft die Tiere innerhalb von Stunden dahin.
Besteht eine Gefahr für Haustiere?
Haustierhalter müssen sich um Katzen und Hunde nach Angaben von Tierärzten keine Sorgen machen. Auch der tägliche Ausgang müsse nicht gestrichen werden. „So wie es aussieht, besteht für sie keine Gefahr“, sagte Hans-Joachim Götz, Präsident des Bundesverbandes Praktizierender Tierärzte in Frankfurt. Besorgte Halter müssten auch keine Angst haben, sich selbst beim Umgang mit Hund oder Katze zu infizieren.
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Ich hoffe, das hilft ein bißchen weiter.
Netzfisch