Wer vor etlichen Jahren, als Titan als Vorfachmaterial noch kaum verbreitet war hierzulande, damit fischte, der weiß, dass die Legierung der Materialien heute deutlich besser geworden ist als früher. Damals wurde einfach Material verkauft, das aus der Chirurgie stammte und das ganz und gar nicht optimal für die Verwendung als Vorfach war. Aber aus diesen Zeiten stammt der schlechte Ruf, den Titan heute noch bei Vielen genießt.
Früher hatte ich beim Fischen mit schweren Ködern auf Hecht ziemlich feste Regeln, was das Auswechseln anging: Nach drei Angeltagen wurde gewechselt, nachdem ich zuvor einige unschöne Brüche samt Köderverlust zu verzeichnen hatte.
Das sehe ich heute etwas entspannter. Im Gegensatz zu früher dimensioniere ich meine Vorfächer immer ein gutes Stück über in Relation zur maximalen Schnurtragkraft (ja, ja. ich weiß, die "Vorschrift" in Opas Angelbuch lautet anders), da ich quetsche und jede Quetschung natürlich eine gewisse Schwächung bedeutet.
Und ansonsten bleiben meine Vorfächer jetzt länger dran, wenn auch nicht ein oder zwei Jahre, sondern bloß ein paar Angeltage mehr. Bei einem Knick wechsle ich allerdings sofort aus. Irgendeinen Köderverlust durch gerissene Vorfächer habe ich seit Jahren nicht mehr zu verzeichnen, und meine Vorfächer müssen schon einiges mehr wegstecken können als das Übliche.
Mehrfädiges Titan verwende ich allerdings überhaupt nicht, da ich damit ziemlich schlechte Erfahrungen gemacht habe vor Jahren, als es auf den Markt kam. Außerdem ist das Zeug für die Baitformate und -Typen, die ich fische, sowieso nicht geeignet.
Aber für mich gilt auch heute und bei deutlich verbessertem Material dennoch die uneingeschränkte Regel: An kritischen Stellen lieber hundertzwanzigprozentig und ein Stückchen übertrieben agieren, als umgekehrt. Denn wegen ein paar lächerlicher Euros weniger riskiere ich nichts, und ich habe auch absolut keine Lust, mich beim Angeln fragen zu müssen, ob wohl das Vorfach halten wird.
Wäre im übrigen ja auch ziemlich idiotisch, Ruten und Rollen für mehrere hundert Öcken zu kaufen, um dann beim (kritischen) Verbrauchsmaterial auf einmal den Knickerhannes rauszulassen. Da würde ich eher eine Blink-Blink-Rolle oder eine schicke Combo oder den allerneusten Wunderbait weniger kaufen, wenn's denn so knapp ist in der Hobbykasse.