1) Es kommt natürlich auf die Wasserbedingungen an. In klarem Wasser machen Rasseln weniger Sinn als im trüben Wasser.
2) Man muss bedenken, ob/wie gut der Fisch überhaupt hört. Zumindest bei Black Bass, meinem Zielfisch, wissen wir, dass sie ein ganz schlechtes Gehör haben. (Ich bin immer sehr vorsichtig damit, das 1-1 auf andere Raubfische zu übertragen, aber dasselbe mag auf Zander, Barsch und Hecht zutreffen.)
3) Wenn ich weiss, dass meine Fische nicht gut hören, dann sehe ich Rasseln in einem anderen Licht: aus Tönen (für mich) werden Vibrationen (für die Fische), und Vibrationen werden von Fischen per Seitenlinie extrem gut wahrgenommen. Ein Rasselköder (z.B. Lipless Crank) und ein Vibrationsköder (z.B. Chatterbaits) rücken viel näher zusammen als man vielleicht denkt, wenn man sie in der Hand hat. Und da alle Köder (und natürliche Beute) eh Vibrationen verursachen und Wasser verdrängen, ist ein Rasseln für Fische nicht automatisch unnatürlich - weil es halt nicht als Rasseln wahrgenommen wird. Das unnatürliche Geräusch, das wir hören wird für Black Bass vor allem Vibration. Diese Vibrationen sind aber aufdringlicher.
4) Theorie ist schön, Praxis ist besser - beim eigentlichen Angeln können Rattle vs No Rattle von Tag zu Tag natürlich Unterschiede machen. Also sind wir wieder bei 1) und wählen die Anfangsköder je nach Wasserqualität aus. Und dann probieren wir, bis es an dem Tag klappt, weil die Fische tatsaechlich öfter "eine Laune" und Vorlieben haben
(5) Die Sache mit Mensch- vs Fischwahrnehmung ist übrigens auch bei Farben so: wir wissen z.B., dass Black Bass weiss und charteusse nicht unterscheiden können. Weiss ist eine natürliche Farbe; aber nur weil Tennisballgrellgelb fuer uns extrem unnatürlich aussieht, heisst das nicht, dass sie für einen Fisch ebenso unnatürlich aussieht. Auf einmal rücken weiss und chartreuse viel enger zusammen, als man vielleicht erst glaubt, genau wie Rasseln und Vibrationen.)
* Quellen:
http://sfrc.ufl.edu/allenlab/Popular Articles/31_DrMikeAllen_July_12.pdf und
https://academic.oup.com/cz/article/65/1/43/4924236